Der Clan
die zu Hause, wissen, daß ich hier bin, genauer gesagt, daß wir zusammen hier sind. Na, wie klingt das, lieber Freund?«
»Betsy!«
»Papperlapapp, Betsy! Solltest du, Lieber, wirklich den ersten Mann spielen wollen, der mich abweist, dann bleibt mir nur übrig, daraus zu schließen, daß du wohl schwul sein mußt.«
Sie wog sein bestes Stück abwägend in ihrer Hand. »Na, jedenfalls schaffe ich es, daß er dir steht. Also kannst du kaum schwul sein, oder? Was also willst du jetzt machen, sehr geehrter Mr. Angelo, Signore?«
Das wußte Angelo tatsächlich nicht so recht. Er war gerade erst ein Jahr verheiratet und liebte Cindy wirklich. Ein Baby hatten sie inzwischen auch, einen Jungen. Aber Betsy ... Himmel noch mal, natürlich war sie hübsch und perfekt und ganze einundzwanzig Jahre alt. Wer sollte da den ersten Stein werfen? »Tja ...«, murmelte er also leicht unsicher.
»Tja? Ist das etwa alles, verdammt noch mal? Aber selbst unter diesen Umständen nehme ich dich noch, du Ungeheuer. Ist dir denn überhaupt klar, daß ich ein halbes Vermögen ausgegeben habe, um dich hier zu treffen? Paß auf, wir machen das so: Der Laden hier hat einen ganz tollen Zimmerservice, sowohl japanisch wie amerikanisch. Ich werde uns was bestellen, bevor wir es angehen. Ich habe da in den letzten Wochen einiges kennengelernt. Kennst du zum Beispiel Sashimi?«
Angelo rümpfte nur die Nase. »Mein Gott, roher Fisch eben.«
»Haha, warte es nur ab, bis dir Betsy van Ludwig damit splitternackt gegenüber am Tisch sitzt.«
»Weißt du, Betsy«, sagte Angelo zögerlich und holte tief Luft, »ich habe so ein Gefühl, daß ich dich lieber nicht schwängere. Wenn du nicht die Pille nimmst ...«
»Ich nehme sie doch, verdammt. Ich will ja auch gar nicht gleich schwanger werden, nicht mal von dir. So lustig ist das Kinderkriegen auch wieder nicht. Es ruiniert einem vor allem die Figur.«
Er fuhr mit den Händen über ihre Brüste. Sie fühlten sich sehr jugendlich-fest an, obwohl sie schon ein Kind hatte. Er sagte: »Deine hat es jedenfalls nicht ruiniert.«
»Halleluja! Das ist das erste Liebevolle, was ich je von dir hörte.
Nun mach weiter, spiel mit ihnen, tu was, und fahr auch anderswohin mit den Fingern.«
»Im Wasser geht es nicht«, sagte er. »Glaub mir.«
»Es muß doch auch nicht jetzt gleich sein, Junge! Mach es mir
einfach nur schön. Und dann, nach einer kleinen Weile ... Hör mal,
übrigens, ich weiß was ganz Tolles. Ein hübscher kleiner Skandal. Du errätst es nie. Rate mal. Nummer eins ist gar nicht Annes
Großvater!« Sie hörte zu lachen auf. »Sie ...«
»Was sagst du da?«
»Sie ist vielmehr seine Tochter! Bevor meine Großmutter-Sally - starb, hat sie es Anne gebeichtet. Sie und mein Urgroßvater Nummer eins hatten eine Affäre, und deren Resultat ist unsere durchlauchtigste Prinzessin Aljechin, also Anne. Ist das ein Hammer? Dieser alte geile Bock!«
»So alt auch wieder nicht. Als Anne geboren wurde, kann er höchstens in den Fünfzigern gewesen sein.«
»Na und?« sagte Betsy achselzuckend. »Meinetwegen.«
»Woher weißt du denn das?«
»Na, von Anne selbst. Nummer eins hat versucht, ihr das Versprechen abzunehmen, daß sie es keiner Menschenseele erzählt, aber sie hat mich natürlich sofort angerufen, kaum daß sie zurück in Frankreich war. Da war ich noch in Amsterdam, ab wickeln, das Haus schließen, und so was alles.«
»Weiß es denn dein Vater auch schon?«
»Inzwischen ja. Wenn du wissen möchtest, wie es ist, wenn einem am Telefon die Luft wegbleibt, kannst du dir ihn vorstellen. Anne ist nicht seine Schwester, sondern seine Tante! Stell dir das mal vor! Und jetzt ist sie der Ansicht, sie sei das regierende Familienoberhaupt, als Älteste.«
»Na, Nummer eins sieht das ganz bestimmt nicht so.«
»Natürlich nicht. Aber der ist schließlich fünfundneunzig, und wie er etwas sieht oder nicht, spielt doch keine Rolle mehr, jedenfalls in absehbarer Zeit nicht mehr.«
»Sei lieber vorsichtig, Betsy. Er kann eine Menge Unannehmlichkeiten anrichten, solange er noch nicht im Grab liegt. Falls ihr da gewisse Vorstellungen haben solltet, Anne und du, wie ihr ihm dies und jenes abringen könntet ...«
Betsy lachte unbekümmert. »Ach was, Angelo, alles, was ich im Augenblick möchte, betrifft dein Dings da.« Und nach eben dem besagten »Dings« griff sie nun entschlossen.
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Cindy schaltete den Fernseher
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