Der Clan
aufzuwenden. Die Sache ist die, daß ich die Galerie jetzt im Einmannbetrieb ganz allein führe, also ständig angebunden bin und nicht einmal Urlaub machen kann. Da könnte Cindy mich dann vertreten, wenn ich unterwegs bin, speziell auf Einkaufsreisen in Europa.«
Der junge Mann sprach ein buchstäblich fehler- und akzentfreies Englisch, wenn es auch eindeutig das klassische Englisch war, das er wohl in England gelernt haben mußte. Allenfalls einige leichte Anpassungen an den amerikanischen Akzent hatten sich inzwischen eingeschlichen. Nur gelegentlich unterlief ihm noch der eine oder andere Anklang an einen deutschen Akzent.
»Tja«, sagte Angelo, »das ist eure Sache, aber ihr müßt euch wohl gut mit Anwälten beraten. Und einen richtigen Vertrag schließen, das ist wichtig. Außerdem halte ich eine Teilhaberschaft für keine gute Idee. Gleiches Kapital, halbe-halbe, ist bestimmt besser.«
»Sehen Sie! Das ist durchaus denkbar. Ich habe mir auch tatsächlich einen guten Rat von Ihnen erwartet.«
»Ich habe natürlich auch keine Einwände, wenn ihr es anders machen wollt«, sagte Angelo und lächelte. »Ich meine, wie käme ich dazu?«
»Ich versichere Ihnen, Angelo«, sagte Keyser, »ich würde keine Geschäftsbeziehung mit Ihrer Frau eingehen ohne Ihre ausdrückliche Zustimmung. Da bin ich vielleicht etwas altmodisch.«
1973 1
Jumbo-Jet oder nicht, Erste Klasse oder nicht, der Flug nach Tokio war langweilig und ermüdend. Damit nicht genug, dauerte auch noch die Taxifahrt vom Flughafen in die Stadt sage und schreibe eineinhalb Stunden und kostete an die hundert Dollar. Japan, eine Touristenfalle? Ach was, meinte Angelo. Falle allein trifft die Sache genauer.
Dementsprechend mies war seine Laune auf dem Rücksitz des kleinen Autos, das sich Taxi nannte, und in dem man die Fahrt höchstens fatalistisch ertragen konnte. Kein Wunder, daß ihn Chrysler wenigstens Erster Klasse hatte fliegen lassen.
Das war ihre ständige Rede gewesen: alles Erster Klasse, versteht sich, als sie ihn bei Chrysler angeheuert hatten, für sie zu reisen und als Berater japanische Autowerke zu besichtigen, um zu sehen, ob man nicht doch herauskriegen konnte, wie die Japaner Autos fabrizierten, die zuverlässig und sparsam zugleich waren und nichts weiter als den üblichen vorgesehenen Service brauchten.
Er hatte einen Artikel in einem Branchendienst geschrieben, das Geheimnis bestehe schlicht in der Qualitätskontrolle:
Als mir das letzte Mal ein amerikanisches Auto ausgeliefert wurde (aus Mitleidsgründen verschweige ich den Markennamen), übergab mir der Verkäufer ein kleines Notizbuch dazu und bat mich, dieses im Handschuhfach aufzuheben und immer mitzuführen. »Notieren Sie darin«, sagte er, »einfach jedes Problem, das Sie mit dem Wagen haben. Kommen Sie nach einem Monat oder so wieder, und wir führen Ihnen anstandslos sofort alle Garantiearbeiten aus.« Als ich
nach zwei Monaten wieder bei ihm vorfuhr, brauchten sie dort geschlagene drei Tage für die »kleinen Garantiereparaturen«. Die Windschutzscheibe war nicht dicht (ist sie übrigens immer noch nicht). Die Beifahrertür ließ sich nicht versperren und ging gelegentlich von selbst auf. Der Starter sprang nur nach Lust und Laune an. Der Benzinverbrauch war schlicht horrend, nämlich wegen des undichten Vergasers (muß ich eigens erwähnen, was passieren könnte, wenn Benzin auf den heißen Motor tropft?) Die Räder liefen nicht spurtreu, das Autoradio verweigerte zwischendurch immer mal wieder den Dienst (und tut es immer noch). Fuhr ich bei Regen durch eine Pfütze, tropfte mir anschließend vom Armaturenbrett Wasser auf die Schuhe und Socken.
Der springende Punkt ist, daß dieses Auto vom Werk in Detroit bereits mit allen diesen Mängeln fabrikneu ausgeliefert wurde. Dabei war es nicht einmal eines der berüchtigten Montagautos. Zehntausende Autokäufer im ganzen Land haben jahrüber solche Beschwerden.
Ein Amerikaner, der einen Honda kauft, bringt ihn nach sechstausend Meilen zum Händler zum Wechseln des Öls und aller sonstigen Flüssigkeiten samt der Filter — und fertig! Mehr braucht es in der Regel nicht. Auch wenn manche Amerikaner meinen, ein Honda schaue aus wie ein Roller auf vier Rädern oder ein Rasenmäher für die Straße, ist das trotzdem ein nach Qualitätsmaßstäben gebautes Auto, mit denen amerikanische Autos einfach nicht mitkommen. Die amerikanische Automobilindustrie verliert Milliarden und Milliarden über Garantiereparaturen und auf
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