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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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brennenden Rennwagen gezerrt werden konnte. Andere Ehemänner von Cindys Freundinnen erkundigten sich nach seinen Plänen. Es waren welche darunter, die bei Maklerfirmen arbeiteten und Interesse an kompetenter Industrieberatung bekundeten. Angelo freundete sich mit diesen Männern an, weil sie tatsächlich nützliche Kontakte für die Zukunft sein konnten. Einer bot ihm an, ihn für die Mitgliedschaft im Universitätsclub vorzuschlagen. Er nahm an und war in der Folge häufig dort zum Essen.
    Cindy kaufte eine Lithographie von Leroy Neiman. Sie hatte den Titel »Sautatuck« und war ein »ehrlicher« Akt«: ein sich zurückbeugendes Mädchen mit geöffneten Schenkeln und einem roten und einem grünen Strumpf. Der Galerist, bei dem sie das Bild erstanden hatte, kam persönlich in ihre Wohnung, um es zu hängen und richtig auszuleuchten. Cindy selbst war zu der Zeit bereits hochschwanger und wollte nicht mehr selbst auf die Leiter steigen, um das Licht einzurichten. Als Angelo heimkam, stand der Galerist auf der Leiter.
    »Darf ich dich mit Mr. Keyser bekannt machen, Angelo?« sagte Cindy. »Dietrich von Keyser, aber man nennt ihn allgemein kurz Dietz. Er hat mir den Neiman verkauft.«
    »Wir wollen uns die Hand geben, wenn Sie wieder unten sind«, meinte Angelo. »Da oben dürfte die Sache etwas wackelig werden.«
    Er betrachtete sich die Lithographie. Sie gefiel ihm sehr gut. Zwar war das Sujet eindeutig reichlich indezent, aber der sichere
    Strich des Künstlers machte das Bild trotzdem »moralisch«, fand er. Es war in gezügelter und subtiler Weise erotisch.
    Keyser richtete das Licht fertig ein und kam dann von der Leiter herunter. Er war groß, schlank und noch recht jung, etwa in Cindys Alter - Cindy war fünfundzwanzig -, und er sah auch gut aus, obwohl er für Angelos Geschmack ein bißchen zu hübsch war. Er war blond mit hohen, kräftigen Backenknochen. Seine Lippen waren voll und eine Spur röter als für gewöhnlich bei Männern. Er trug einen zweireihigen Blazer mit Goldknöpfen, dazu einen weißen Baumwollrollkragenpullover und graue Flanellhosen mit messerscharfen Bügelfalten.
    »Freut mich sehr, Sie kennenzulernen, Mr. Perino«, sagte er. »Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre, aber haben Sie nicht 1968 auf dem Nürburgring einen Porsche 908 gefahren? Ich war damals dort und habe Sie fahren gesehen, stimmt doch?«
    »Richtig«, sagte Angelo. »Das war am Ende meiner Rennkarriere. Da fuhr ich nur noch Tourenwagen und schaffte es, unbeschadet anzukommen. Aber das waren auch schon alle meine Leistungen in diesem Jahr.«
    »Er ist zu bescheiden«, sagte Cindy. »Dabei ist er einer der ganz großen Rennfahrer. Auch 1968 war er noch jemand, den die Konkurrenten fürchteten.«
    »Der 908 wurde >der mit dem Kurzheck< genannt, nicht?«
    »Ich merke schon, Sie wissen Bescheid über Autorennen«, sagte Angelo. »Ja, der 917 war zwar schneller, aber nicht sehr handlich. Der 908 ließ sich viel besser steuern. Ich liebte dieses Auto.«
    »Sie haben ja viele Marken gefahren. Welche war Ihre liebste?«
    »Nun ja ... Porsche ... Ferrari.«
    »Cognac?« ergänzte Cindy, als wäre es eine weitere Automarke. »Ich möchte in meinem Zustand nicht mehr, aber das ist kein Grund für euch beide zur Abstinenz.«
    Die beiden Männer nickten zustimmend. Cindy brachte eine Flasche Courvoisier und zwei Schwenker.
    Angelo hob sein Glas und prostete dem Galeristen zu. »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. von Keyser.«
    »Aber bitte«, sagte Keyser, »hier in Amerika nennt mich jeder Dietz, nennen Sie mich auch so. Ich bin zwar offiziell Dietrich
    Maximilian von Keyser, aber der amerikanische Verzicht auf Förmlichkeiten gefällt mir durchaus. Deshalb habe ich nicht nur nichts dagegen, Dietz genannt zu werden, sondern es gefällt mir auch. So hat mich schon meine Mutter genannt. Übrigens bin ich kein Deutscher, sondern Österreicher, aus Wien. Und das >von< können Sie deshalb auch weglassen, wir dürfen es in Österreich seit 1918 sowieso nicht mehr im Namen führen.«
    »Ach ja? Interessant. Also gut, Dietz. Nennen Sie mich Angelo.«
    »Wir haben gerade über einen Geschäftsvorschlag geredet«, sagte Cindy zu Angelo. »Wenn wir uns einigen können, steige ich als Teilhaberin in seine Galerie ein.«
    »Bedingung wäre«, sagte Keyser, »daß wir direkt zusammenarbeiten. Nachdem sie aber demnächst Mutter wird, kann und will ich ihr natürlich nicht zumuten, zumindest anfangs sehr viel Zeit für das Geschäft

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