Der Clan
und trennte sich von ihm.
Erst im vergangenen Jahr, nachdem Lorens gedungene Schläger Angelo als Folge seiner dramatischen Auseinandersetzungen mit dem Hardeman-Clan halb totgeprügelt hatten, hatte sie alles hinter sich gelassen, was, wie Angelo glaubte, allein für sie zählte. Genauso abrupt, wie sie ihn zuvor verlassen hatte, kam sie nun zu ihm zurück und war plötzlich kein bißchen mehr an Autorennen interessiert oder überhaupt an Autos generell. Erst jetzt entdeckte sie, daß sie ja eine hervorragende klassische Bildung genossen hatte. Ihr Enthusiasmus für Rennautos und Autorennen war, erkannte sie, nichts weiter gewesen als ein Spleen. Ein vier Jahre dauernder Spleen, nach einer strengen und ordentlichen klassischen Erziehung und Ausbildung. Angelos knabenhaftes Rennbahn-Groupie war in Wirklichkeit eine feine Lady, die nun wieder zum Vorschein kam.
Auf ihrer verlängerten Hochzeitsreise in Europa hatte sie ihm alle berühmten Museen und Galerien gezeigt und ihn mit den großen Kunstwerken der Welt bekannt gemacht. Angelo war zwar auch zuvor schon zweimal im Petersdom in Rom gewesen, aber nie hatte er eine so kenntnisreiche Führerin gehabt wie seine Frau.
Von Zeit zu Zeit hatte sie von ihrem eigenen Geld das eine oder andere Gemälde oder eine Skulptur erstanden und nach Hause geschickt, wo sie nun das Apartment in Manhattan schmückten. Angelo hatte einen der maßgeblichen New Yorker Kunstkritiker lange vor etlichen Stücken dieser Kollektion stehen sehen und ihn anschließend versichern hören, was für »ausnehmend schöne und wertvolle Stücke« dies doch seien.
Ihr ganzes Apartment war im übrigen ein »ausnehmend schönes Stück« von Wohnung und elegantem, stilvollem Leben. Manhattan Style eben. Die Wohnung lag in der 74. Straße Ost und bestand aus ursprünglich zwei Apartments. Irgendwann in den vierziger Jahren hatte jemand die Trennwand einreißen lassen und aus den beiden Apartments ein einziges großes gemacht. Angelo und Cindy hatten es noch vor ihrer Abreise nach Europa angemietet, so daß die ganzen Renovierungs- und Einrichtungsarbeiten während ihrer Abwesenheit ungestört vor sich gehen konnten. Der gesamte Eichenholzboden wurde herausgerissen und erneuert, sämtliche Wände weiß gestrichen. Verstellbare Schienenleuchten an den Decken des Wohnraums und der Eingangsdiele ermöglichten exaktes Punktlicht auf bestimmte Stellen, vor allem auf Cindys Kunstwerke.
Die großen Fenster nach Osten hin gingen hinaus auf den FDR-Riverside Drive und den East River. Die schweren Vorhänge konnten elektrisch geöffnet und geschlossen werden. Als sie aus Europa zurückkamen, lebten sie zunächst noch vier Wochen im »Waldorf«, während sie ihre Möbel aussuchten und liefern ließen. Es waren nicht die, die Angelo sich selbst gekauft hätte, aber er hatte auch nichts dagegen, daß Cindy die Auswahl nach ihrem Geschmack traf, zumal sie eine Menge Edelhölzer, Edelstahl und braunes und schwarzes Polsterleder aussuchte.
Sobald sie eingezogen waren, begann Cindy Einladungen zu geben. Angelo merkte rasch, daß er sich keine Sorgen darüber machen mußte, sie allein zu lassen, wenn er auf Geschäftsreisen unterwegs war; sie langweilte sich auch dann nicht. Sie war nie um Gesellschaft verlegen, zumal ohnehin viele ihrer Studienfreunde in New York lebten, einige ihrer engeren Freundinnen sogar ziemlich in der Nähe. Sie waren ganz fasziniert von Cindys Berichten über ihre wilden Jahre auf den Rennstrecken. Das waren Erfahrungen weit jenseits ihrer eigenen Vorstellungsmöglichkeiten.
Sie waren aber auch neugierig auf den Mann, den Cindy geheiratet hatte. Ein großgewachsener gutaussehender Italiener, nicht weniger als siebzehn Jahre älter als sie, ein einstiger Rennfahrer, der 1963 sogar Vizeweltmeister gewesen war, und jetzt Autokonstrukteur. Eine der Freundinnen riskierte sogar ungeniert die Frage, ob Cindy vielleicht schon schwanger gewesen sei, als sie ihn heiratete.
»Nein«, sagte Cindy, »aber jetzt bin ich es.«
»Scheint ein cleveres Kerlchen zu sein, wie?« sagte die Freundin.
»Mit dem Kopf, Shirley«, gab ihr Cindy mit der unverblümten Offenheit unter Jugendfreundinnen heraus, »ist er Automobilingenieur, aber mit seinem Schwanz ist er ein Künstler, wenn du es genau wissen willst. Jedes Ficken ist ein Meisterwerk.«
Der Ehemann einer dieser Freundinnen sagte Angelo einmal, er sei selbst in Sebring gewesen, als Angelo dort buchstäblich die Wand hinaufgefahren war und nur noch aus dem
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