Der Clan
vertrauten Bremswiderstand nicht.«
»Daran arbeiten wir noch«, versicherte ihr Angelo. »Wenn du auf diese Bremse trittst, betätigt dies tatsächlich eine Anzahl Schalter. Damit löst man zwar den entsprechenden Bremseffekt aus, aber man fühlt sich nicht ganz sicher, da hast du recht, weil einem der gewohnte und vertraute Widerstand fehlt, der einen das eigene Bremsen spüren läßt. Wir werden vielleicht einen Generator einbauen, um diesen Bremsdruck künstlich zu erzeugen. Später mal, wenn die Leute, oder die nächste Generation, an diese Art zu fahren gewöhnt sind, kann man das dann wieder weglassen. Jetzt ist es noch eines der zehntausend kleinen Probleme, mit denen wir uns herumschlagen müssen.«
»Aber die alles entscheidende Frage ist doch wohl: Wie weit kommt man mit einer Batterieladung?«
»Beim jetzigen Stand der Dinge«, sagte Angelo, »könntest du bereits von New York nach Washington fahren, ohne aufladen zu müssen.«
Cindy lächelte. »Nach so einer Strecke müßte man ohnehin spätestens anhalten, um Pipi zu machen.«
2
Der Akt, den Amanda Finch von Professor Robert Carpenter gemalt hatte, war sehr auffällig in der Galerie VKP ausgestellt. Es war irrelevant, wem er gehörte: Er war unverkäuflich. Es dauerte aber nicht lange, bis jemand Carpenter als das Modell erkannte. So war es bald in der ganzen Kunstwelt herum, daß der gute Professor sich im Naturzustand hatte abbilden lassen, zumal mit der Finch-schen Realistik. Bald begannen die Leute in Scharen in die Galerie zu strömen, nur um Finchs Carpenterakt zu sehen. Niemand hätte das Geld gehabt, ihn zu bezahlen, selbst wenn er verkäuflich gewesen wäre. Das Bild war ein reines Glotzobjekt geworden. Dabei waren die Akademiker sogar noch in der Überzahl gegen die reinen kleinen Gaffergeister.
Carpenter verschwand ein paar Wochen lang. Es traf sich ohnehin gut, daß er sich in dieser Zeit im New Haven Hospital von
Yale aufhielt, wo er seine Nase reparieren ließ, was übrigens Angelo Perino großzügig bezahlte - freilich nur unter der Bedingung, daß Carpenter auch weiterhin, als sei nichts geschehen, mit Loren und Roberta telefonierte und ihnen Angelos eigene Desinformationen übermittelte.
3
Die Verhandlung vor dem zuständigen Gericht des Staates Michigan über die Frage, ob die Hardeman Foundation ihr InvestmentPortefeuille diversifizieren müsse oder nicht, dauerte geschlagene zwei Wochen lang. Das Justizministerium argumentierte, sie setze sich und ihre gemeinnützigen Aktivitäten einem unnötigen Risiko aus, wenn sie ihr gesamtes Kapital nur in die Aktien einer einzigen Firma investiere, zudem eines Familienunternehmens mit praktisch keinen Aktionären außerhalb der Familie. Sechzig Prozent des Kapitals würden allein von fünf Mitgliedern der Familie Hardeman gehalten, nämlich Mr. und Mrs. Loren Hardeman, Elizabeth Hardeman, Viscountess Neville, Anne Elizabeth Hardeman, Prinzessin Aljechin und Alicia Hardeman. Dieser reine Familienbesitz von XB Motors machten die Aktien zu einem zusätzlichen Risikopapier, wozu noch die Tatsache komme, daß XB Motors sich neuerdings stark in der Entwicklung eines experimentellen Automobils engagiert habe, was durchaus auch mit einem Fehlschlag enden könne.
Als Zeuge wurde am Mittwoch der zweiten Woche Angelo Perino, Generaldirektor von XB Motors, aufgerufen.
»Halten Sie selbst Kapital an XB Motors, Mr. Perino?«
»Ja.«
»Wieviel genau?«
»Zwei Prozent des Aktienkapitals.«
»Und welchen Prozentsatz Ihres persönlichen Vermögens stellt das dar, Mr. Perino?«
»Das kann ich nicht genau angeben. Schätzungsweise zehn Prozent, würde ich sagen.«
»Wenn also die Firma Bankrott machen würde, wären Sie trotzdem dadurch persönlich bankrott?«
»Nein, das nicht.«
»Wie viele Projekte radikal neuer Automobile gab es in der Firma in all den Jahren, die Sie mit ihr verbunden sind?«
»Das hängt davon ab, wie Sie >radikal neu< definieren. Aber ich würde sagen, vier.«
»Nämlich welche?«
»Da gab es den Wagen, den wir Betsy nannten, dann den Stallion , den Stallion S oder Super Stallion , und da ist schließlich das Auto, das wir im Augenblick entwickeln, genannt Zero-Zero-Zero oder vielleicht auch Stallion E , womit Stallion Electric gemeint ist, ein Elektroauto also.«
»Und welche dieser vier können Sie erfolgreich nennen?«
»Nur einen Wagen. Der Stallion war ein voller Erfolg, der Betsy und der Stallion S nicht. Was aus dem Zero-Zero-Zero wird, bleibt abzuwarten
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