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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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beauftragte junge Mann, der sich an seiner Seite hielt und beim Essen hinter ihm saß. Ein weiterer junger Mann versah die gleichen Dienste für Roberta und Toshiko.
    Beim Dinner unterhielt sich Tadashi hauptsächlich mit Loren. Angelo versuchte mitzuhören und hoffte, Loren werde nicht in irgendwelche Fettnäpfchen treten, aber Keijo hielt ihn bereits mit seiner Unterhaltung die meiste Zeit davon ab. Tadashi stellte Loren zahlreiche Fragen. Jede Übersetzung begann wie standardisiert: »Mr. Tadashi wüßte gerne ...« Doch nicht eine einzige seiner Fragen betraf den XB-Motor oder den Stallion selbst. Dafür wollte er von Loren etwa wissen, wer denn seiner Ansicht nach die amerikanischen Präsidentschaftswahlen von 1980 gewinnen werde oder die Ligameisterschaft im Football, die World Series und die Super Bowl. Dann wollte er noch erfahren, welcher Film aus dem letzten Jahr Loren am besten gefiel und welche amerikanischen Autoren er ihm empfehle.
    Einiges bekam Angelo leicht amüsiert mit. Er wußte, daß Loren bei alledem in Bedrängnis geriet. Was interessierte er sich schon für Sport oder für Kino. Und was er las, war erst recht nicht der Rede wert. Seine Vorstellung von Erholung und Freizeit waren anderer Art: Drinks und Fernsehen und allenfalls ein wenig Golf.
    »Mr. Hardeman spielt Golf«, erklärte Angelo Tadashi.
    »Ah, was Sie nicht sagen! Ich spaziere auch ab und zu ein wenig über den Platz«, sagte Tadashi und war sichtlich froh, ein neues, vielleicht etwas ergiebigeres Gesprächsthema zu haben, denn nun konnte er über seinen Dolmetscher Fragen über Golfer, Schläger, Clubs und amerikanische Golfplätze stellen.
    Loren warf Angelo einen bösen Blick zu und bemühte sich um einigermaßen sinnvolle Antworten.
    Angelo aber setzte sich genüßlich zurück und erfreute sich des Dinners, das eines der köstlichsten war, die er je erlebt hatte. Die Rinderhochrippen waren vom Zartesten und Feinsten, und der Wein war ein Château Lafitte Rothschild.
    Keijo hatte ernste Anliegen an ihn. »Ich habe Mr. Tadashi überredet, morgen nicht nach Nagoya zu kommen. Er sollte das besser nicht sehen.«
    »Ganz genau«, stimmte Angelo zu.
    »Ich fahre mit den Hardemans im Zug nach Nagoya. Und Sie werden hier um neun von einem Hubschrauber abgeholt.«
    »Wieso hier? Ich wollte eigentlich zurück nach Tokio.«
    Keijo schüttelte entschieden den Kopf. »Aber nicht doch, das wäre eine Beleidigung für Mr. Tadashi, der alles veranlaßt hat, daß Sie hier übernachten.«
    »Tatsächlich?« Angelo runzelte die Stirn.
    »Ja.« Und auch Keijo runzelte dabei vielsagend die Stirn.
    Loren und Roberta bekamen keine Erklärung für die Transportarrangements. Falls sie Einwände erheben wollten, bekamen sie keine Gelegenheit dazu. Alles war bereits durchorganisiert und festgelegt. Bevor ihnen noch recht klar war, daß Angelo nicht mit ihnen reisen werde, war Angelo schon von Keijo und zwei lächelnden Shi-zoka-Managern fortkomplimentiert.
    Tadashi begleitete Loren und Roberta noch bis zu ihrer Limousine und sagte ganz ernst: »Bevor Sie wieder fliegen, wir müssen noch einmal haben Spaß zusammen.«
    6
    Keijo begleitete Angelo nur bis ins Foyer und zum privaten Aufzug. Dort überreichte er ihm einen Schlüssel für den Aufzug und die Suite 3B. Um acht, erklärte er, werde ihm das Frühstück dorthin serviert. Und um neun werde ihn der Hubschrauberpilot im Foyer erwarten.
    Ohne großen Enthusiasmus für das, was der große Tadashi für ihn arrangiert hatte, trotzdem aber mit einiger Neugier, nahm
    Angelo den Aufzug zum dritten Stock und schloß seine Suite 3B auf. Er fand sich in einem weiteren Foyer, wo die Kellner vermutlich das Frühstück abstellten, ohne die Bewohner zu Gesicht zu bekommen. Dann öffnete er die nächste Tür.
    »Hallo, Angelo!«
    »Betsy! Das ist ja wohl nicht ... Sag mal, wie um alles in der Welt hast du denn das wieder fertiggekriegt?«
    Sie sagte es ihm nicht, bevor sie sich geküßt hatten. Und auch nicht, bevor sie sich des Seidentuchs entledigt hatte, in das sie gehüllt war, und daraufhin im Naturzustand in seinen Armen lag.
    »Ich fand, es wäre in meinem höchsten Interesse, und vermutlich ebenfalls in deinem, daß auch ich Mr. Tadashi kennenlerne. Ich kenne ihn inzwischen schon besser als du, glaubst du das? Angelo, wir haben über einiges zu reden und auch einiges zu tun.«
    1980 1
    Der japanische Hubschrauberpilot wartete pünktlich um neun Uhr im Foyer. Er sprach kein Englisch, kannte Angelo Perino aber.

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