Der Clan
Er führte ihn zu einem elektrischen Golfwagen, und in diesem fuhren sie bis zum Hubschrauberlandeplatz neben der ersten, noch taufeuchten Bahn des Platzes. Der Helikopter war nur eine kleine, zweisitzige Maschine, in der Angelo direkt neben dem Piloten saß, in einer Art kleiner Plastikblase, in der er sich nicht übermäßig behaglich fühlte.
So klein der »Chopper« war, so laut war er. Aber das war ohnehin gleichgültig, weil sie sich ja sowieso nicht verständigen konnten und der Pilot obendrein ständig seine Kopfhörer auf hatte, also auch schon deswegen kein Gesprächspartner hätte sein können. Für den Flugverkehr sprach er in ein Kehlkopfmikrophon. Sie hoben ab und flogen südwärts über die Außenbezirke Tokios und Yokohamas.
Über der Landschaft hing Dunst, weiter oben in etwa zwei- bis zweieinhalbtausend Metern zogen Wolken.
Angelo wußte, daß es zwischen Tokio und Nagoya Berge gab. Selbst der Fudschijama war ja ganz in der Nähe, auf direktem Kurs zwischen den beiden Städten. Der Pilot flog aber nicht die direkte Strecke, sondern im Bogen, und so weit hinaus aufs offene Meer, daß die Küste durch den Dunst bereits nicht mehr auszumachen war. Dann drehte er nach Westen bei und überflog die schmale Spitze einer Halbinsel, danach eine weitere Strecke Wasser, und zog dabei weit über den Dunst und bis dicht unter die Wolken hoch. Schließlich nahm er noch einmal Kurs nach Westen über hügeliges Land, Flüsse, Orte und Städte hinweg, bis sie schließlich Nagoya erreichten.
Eineinhalb Stunden nach dem Start setzte er dort auf dem Landeplatz der Teststrecke der Shizoka-Motorwerke auf.
Alles war präzise geplant. Loren und Roberta waren mit Keijo ebenfalls soeben eingetroffen und tranken bereits Tee, während sie um den Prototyp herumgingen und ihn kritisch musterten.
»Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht!« sagte Roberta sarkastisch.
»Sie würden es nicht glauben«, antwortete Angelo nur.
2
»Das brauche ich alles nicht!« wehrte Loren ab, als ein Techniker ihn anzuschnallen versuchte. Er hatte bereits einen Helm auf und einen silberfarbenen feuerfesten Overall an. »Überdramatisiert doch nicht immer alles gleich so!«
»Das ist nun einmal ein Prototyp-Auto«, erklärte ihm Angelo. »Das jage ich durch alle denkbaren Situationen. Und weil dies eine offizielle Testfahrt ist, sind wir auch ausgerüstet wie Testfahrer.«
Roberta beugte sich zu Loren hinunter und sprach mit ihm durch das Autofenster. »Weißt du noch, wie wir zusagten, wir überlassen die Technik den Technikern? Also, wenn Angelo sagt, daß du genauso verpackt sein mußt wie ein Testfahrer, dann mußt du das eben sein. Er ist es ja auch.«
»Schließlich soll das ja kein Rennauto sein«, maulte Loren, »sondern eine Familienkutsche.«
»Ja, aber eine aufgemöbelte«, sagte Angelo.
Loren runzelte die Stirn. »Kein Schnickschnack, ja?«
»Natürlich nicht. Ich fahre Sie also erst ein paarmal um die Bahn, dann tauschen wir, und Sie fahren mich ein paar Runden. Oder von mir aus fahren Sie auch allein; wie Sie wollen.«
Der Stallion war etwas kleiner als der 1980er Sundancer , auch kleiner als ein Chevy oder Ford, aber größer als der Mustang. Nichts ließ darauf schließen, daß er sehr viel leichter als eines dieser anderen Autos war. Seine eher kantige Linie gab ihm den Eindruck solider Stabilität. Der Prototyp war silbergrau lackiert. Die Rücksitze waren entfernt, damit Raum war für die Boxen mit den Meßinstrumenten und für die Funkgeräte, die deren Fahrtdaten übertrugen.
»Die Polsterung im Verkaufsmodell wird besser sein als diese hier«, erklärte Angelo. »Und die Armaturen sehen dann natürlich auch so aus wie auf den Planzeichnungen, die Sie kennen. Sie sind dann komplett, einschließlich Tacho. Hier drinnen haben wir ein manuelles Viergang-Getriebe, klassische H-Schaltung.«
Er fuhr hinaus auf die Strecke und beschleunigte schnell. Der Wagen schaltete und beschleunigte weich, mit nur minimaler Geräuschentwicklung, weil der Motor nicht viel Gewicht anzutreiben hatte. Angelo drehte bis hundertfünfzig auf.
Die Teststrecke war nicht das übliche Oval, sondern voller Kurven mit Wenden in beide Richtungen, manche davon schmal und manche tief. Das Auto lag tadellos auf der Straße und war nie in Gefahr zu schleudern oder auszubrechen.
Loren sah auf den Tacho. »Ist das alles, was drin ist?« fragte er.
»Nein, nein, schon noch mehr. Ich beherrsche ihn dann auch noch. Aber ob Sie ebenfalls, weiß ich
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