Der Clan
einem Dutzend Leuten sitzen, von denen Loren in seiner Ansprache sagen würde, sie hätten bedeutsam zur Entwicklung des Stallion beigetragen.
»Nächstes Jahr in Jerusalem ...!« hatte Betsy am Morgen zu ihm im Bett gesagt. »Nächstes Jahr bist du der Häuptling.«
Aber er hatte abgewehrt. »Soll er doch seine Augenblicke des Ruhms und Glücks haben, der gute Loren. Ich halte sowieso keine Reden. Ich baue Autos, das sind meine Reden.«
Sie hatte den Kopf auf dem Kissen zu ihm herumgedreht und ihm zu geflüstert: »Könnte leicht sein, daß du vergangene Nacht auch noch etwas anderes gebaut hast.«
»Was denn?«
»Ich nehme die Pille nicht mehr. Ich muß aussetzen für eine Weile. Und du bist der einzige Mann, der seitdem in mir drin war.«
»Betsy!«
Sie hob wie schicksalsergeben die Schultern. »Unseres, mein lieber Schatz. Alles unseres. Unser Auto. Unser Baby. Hoffe ich jedenfalls.«
4
Cindy und Amanda lagen in Greenwich zusammen auf der Couch im Wohnraum der Perinos und brachten sich wie nebenbei gegenseitig mit Fingern und Zunge ein wenig in Stimmung. Sie befriedigten einander aber nicht. Alles, was sie zustande brachten, war lediglich, daß sie alle beide unruhig wurden.
»Was ist?« fragte Amanda. »Willst du’s machen oder nicht?«
Cindy sah auf die Uhr. »Die Kinder kommen jeden Moment heim«, sagte sie.
»Es ist genug Zeit.«
Cindy nickte schließlich und streifte ihren Slip herunter. Sie streckte sich atemlos, als Amanda mit ihrer Zunge ihre Klitoris gefunden hatte und sie reizte.
Sie hatte sich inzwischen vorgenommen, sich auf keinen Fall mehr einem anderen Mann als allein ihrem Ehemann hinzugeben. Angelo war genug Mann für jede Frau. Aber er war so viel fort! Und sie hatte nun einmal auch ihre Bedürfnisse als Frau. Sogar mehr als die meisten Frauen. Und Amanda ging es genauso. Ihrer beider Fehler war es doch nicht!
Immerhin kannte sie Angelo gut genug. Mit wem schlief er wohl auf seinen langen und häufigen Geschäftsreisen? Wahrscheinlich mit Betsy. Und mit wem sonst noch?
Aber gut, sie hatten sich beide dieses Leben selbst ausgesucht. Angelo, sagte sie sich, hätte natürlich Berater und Fachartikelschreiber bleiben, jeden Tag mit dem Zug zwischen Greenwich und seinem Büro in New York hin- und herpendeln und sich dabei einen Namen und Geld machen können. Ohne Autos. Doch wenn Angelo keine Autos bauen konnte, fühlte er sich elend und lebte kaum. Autos waren nun einmal sein Leben und alles, was er sich wünschte. Dafür war er auch bereit, alles in Kauf zu nehmen: die ständige Trennung von seiner Familie und von seinem Heim, das er an sich ja liebte; dauernd das Leben aus dem Koffer in Hotels, Müdigkeit bis zur Erschöpfung, Risiken, Frustrationen ... Und die Hardemans.
Und an alledem hatte sie keinen Anteil.
Amanda sah kurz zu ihr hoch. »Dietz ist wieder da«, sagte sie. »Er hat in Europa etwas Geld ausgegeben. Was er gekauft hat, ist noch nicht da, aber er hat es mir erzählt.«
»Ich mußte ihm noch einmal einen Kredit geben«, sagte Cindy.
»Es geht mich ja nichts an«, meinte Amanda, »aber die Galerie gehört doch inzwischen dir, nicht? Er arbeitet doch eigentlich nur noch für dich.«
»Ja, sie gehört mir«, sagte Cindy. »Er ist Berater. Mit Vertrag.«
Amanda versenkte ihr Gesicht wieder zwischen Cindys Beinen, sagte aber noch: »Er ist heute abend bei mir zum Essen. Möchtest du kommen?«
»Um sieben?«
»Gut, sieben.«
Als Amanda Cindy befriedigt hatte, war es inzwischen wirklich zu riskant, weiterzumachen, weil nun tatsächlich jeden Augenblick die Kinder oder auch das Au-pair-Mädchen hereinkommen und sie überraschen konnten. »Ich habe einen Orgasmus bei dir gut«, sagte Amanda und griff nach ihren Kleidern. Sie verließ das Haus, noch bevor der Schulbus am Ende der Straße hielt.
John war jetzt neun. Er legte die Schulbücher in sein Zimmer und rief, daß er gleich Milch und Kekse aus der Küche holen würde. Cindy kam aus dem Schlafzimmer und fand ihn nachdenklich vor dem Bild im Flur stehen, das Amanda von ihr gemalt hatte, als sie mit Anna schwanger war. Sie hatte ihn schon einmal vor dem Bild gesehen.
Sie gingen gemeinsam hinunter in die Küche.
»Gefällt dir das Bild?« fragte sie ihn.
»Welches Bild?«
»Na, das von mir, nackt und schwanger.«
Er wurde feuerrot. »Oh ...«, stammelte er. »Ja, ist ganz hübsch.«
»Ist es dir irgendwie unangenehm?«
Er wurde noch röter. Seine Unterlippe zitterte. »Sieh mal, Mam ... ich kann da doch
Weitere Kostenlose Bücher