Der Clan
Lackieren erübrigt sich, die Farbe geht durchs ganze Material.«
»Im Klartext, wir müssen uns Karosserieteile in sämtlichen Farben halten, wie?« sagte Tom Mason.
»Es gibt ja nur eine Farbe«, beschwichtigte ihn Angelo. »Jedenfalls vorläufig. Gelb, wie auf dem Bild da. Wenn das Ding mächtig einschlägt, schieben wir vielleicht noch Rot nach.«
»Und was soll der Spaß kosten?«
»Das wissen wir noch nicht. Die Größenordnung aber dürfte etwa das Dreieinhalbfache dessen sein, was der Stallion kostet.«
»Sehen Sie ihn sich an«, sagte Betsy und deutete auf das gerahmte Bild, »ist er nicht wunderschön?«
Der Wagen auf dem Bild hatte eine keilförmige Vorderfront, die zwischen den Kotflügeln schräg anstieg. Die Scheinwerfer saßen vorne in den Kotflügeln, die Windschutzscheibe war schräg nach hinten geneigt und ging in das niedrige Dach über. Der ganze Wagen war so niedrig, daß der Reifendurchmesser bereits die halbe Gesamthöhe ausmachte. Das Auto sah aus wie ein schlanker, schneller Renner.
»Und wann gibt es das Ding?« wollte Mason wissen.
»Tja, Tom«, meinte Angelo achselzuckend, »das da ist erst mal eine Zeichnung. Ein bißchen daran gebastelt haben wir auch schon. Aber noch hat die Firma sich nicht für grünes Licht zum Bau durchgerungen.«
»Ist Mr. Hardeman dafür?« fragte Mason Betsy.
Sie lächelte ihn berückend an. »Mein Vater wird ihn bauen. Ob er er nun will oder nicht.«
Es war schon nach Mitternacht, als Angelo die letzten Händler verabschiedete und in Betsys Suite zurückkam. Sie hatte ihre Bar inzwischen geschlossen und die Tür zugesperrt. Als er klopfte, war sie gerade beim Ausleeren der Aschenbecher, deren Inhalt sie die Toilette hinunterspülte. Das eigentliche Aufräumen konnte am Morgen das Hotelpersonal besorgen. Sie konnte nur keinen Augenblick länger den schalen Gestank der Aschenbecher ertragen.
Sie fragte nach, wer es sei, ehe sie die Tür öffnete. »Mach uns etwas zu trinken«, sagte sie, als sie die Tür hinter ihm wieder zumachte und die Kette vorlegte. »Ich bin in einer Minute hier fertig.«
Er ließ sich Zeit mit dem Mixen der Martinis. Während er sie zubereitete und schüttelte, ging Betsy in ihr Schlafzimmer und zog sich splitternackt aus. Als sie wiederkam, stand Angelo hinter der Bar und blickte versonnen auf das Bild des XB 2000. Betsy hob ihre Brüste hoch und knetete, was sie gerade erst vom BH befreit hatte.
»Das wird ein Auto werden«, sagte sie.
»Ja, wenn wir es je bauen können«, nickte Angelo.
»Wir bauen es«, versicherte sie ihm mit Nachdruck. Sie nahm den Martini, den er ihr reichte, und nippte daran. »Du und ich«, sagte sie, »wir zwei sind unschlagbar.«
»Na, ich hoffe nur ...«
Da klopfte es kräftig an der Tür.
»Hallo, Betsy! Ich muß mit dir reden!«
»Das hat mir gerade noch gefehlt«, murmelte sie Angelo zu. »Mein lieber Vater.«
Angelo begriff, daß es keinen anderen Weg aus der Suite hinaus gab als durch die Tür, an der Loren gerade klopfte. Betsy schob ihn ins Schlafzimmer.
»Daddy, ich bin nicht angezogen!«
»Na, dann zieh dir was an und mach auf.«
»Ja, gut. Augenblick.«
Sie schlüpfte in einen schwarzen Seidenkimono und meinte: »Ist vielleicht ganz gut, daß du das mitanhörst, was jetzt gleich kommt.« Sie schloß die Schlafzimmertür hinter sich und öffnete ihrem Vater.
»Daddy, was willst du denn mitten in der Nacht?«
Loren kam in die Suite. Er war betrunken. Aufgeregt deutete er auf das gerahmte Bild des 2000. »Wo, zum Teufel, hast du das her? Und wie, zum Teufel, kommst du dazu, allen unseren Händlern zu sagen, daß wir das Ding bauen, diesen Mist?«
»Weil wir es bauen, Daddy. Das ist der Betsy , den mir Nummer eins mal versprochen hat.«
»Nummer eins ist tot. Das ist ein Auto, das dir Angelo Perino versprochen hat, habe ich recht? Wofür hältst du mich, für blöd?«
»Urgroßvater hat mir ein Auto versprochen, auf das ich stolz sein kann.«
»So. Und wie viele Millionen, meinst du, sollen wir in das Ding verpulvern? In dieses - Spielzeug?«
»So viele wie nötig«, sagte sie.
Loren sah sich um. »Wen hast du denn da in deinem Schlafzimmer?« fragte er geradeheraus.
»Das geht dich gar nichts an. Jedenfalls verpaßt er dir eine, daß du Sternchen siehst, solltest du diese Tür aufmachen.«
Loren taumelte etwas und ließ sich schließlich auf eine Couch sinken. »Dein Urgroßvater hat dich mal eine Schlampe genannt. Mir ins Gesicht hat er das gesagt. Meine
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