Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Betsy!«
    »Der große Gott hat damit gar nichts zu tun. Vergiß es.«
    »Betsy .!«
    Ihre Augen begannen hart zu glitzern wie Eisspitzen. »Vergiß es lieber«, murmelte sie.
    Angelo seufzte kopfschüttelnd. Er hatte so ein Gefühl, als habe er sich da kurz vor einem ziemlich bedeutsamen Geständnis befunden.
    Aber sie lächelte ihn mit verschleierten Augen an. »Erinnerst du dich noch an unseren arabischen Gürtel? Er wartet in meinem Schlafzimmer auf uns. Komm, essen wir fertig und machen uns ans Werk!«
    1982 1
    Die Jahresversammlung der XB-Händler fand im April in Detroit statt.
    Betsy kam ebenfalls. Sie unterhielt eine Gästesuite im Renaissance Center und lud die Händler dorthin ein. Sie thronte wie eine Prinzessin über ihrer Veranstaltung, lebhaft, elegant gekleidet, eine weltläufige Persönlichkeit, der es ebenso leichtfiel, mit Londoner Buchhändlern über Inkunabeldetails zu debattieren, wie hier mit Kleinstadthändlern Witze auszutauschen. Ihre Willkommenssuite war denn auch bei weitem frequentierter als Lorens offizielle.
    An der Wand hinter der Bar hing bei ihr eine gerahmte DesignerZeitung eines schlanken, tiefliegenden gelben Sportwagens samt einem Logo:
    XB 2000
    Und sie stellte allen Händlern dieselbe Frage wie gerade Tom Mason: »He, Tom! Glauben Sie, daß Sie das Ding da verkaufen könnten?«
    Einige äußerten gewisse Zweifel, die meisten aber waren ganz entschieden der Meinung, selbstverständlich könnten sie den 2000 jederzeit verkaufen.
    »Wenn Sie bei mir im Ausstellungspavillon stehen und verkaufen würden, Miss Hardeman«, lächelte Tom Mason, »würde ich jedes Auto sogar stapelweise loswerden.«
    Sie schenkte ihm ihrerseits ihr hinreißendstes Lächeln. »Na, und ohne mich, wie würde es da laufen?«
    »Nicht so gut. Nein, im Ernst, es gibt natürlich nur einen gewissen limitierten Markt für solche Wagen. Ein paar davon könnten wir sicherlich jederzeit verkaufen. Das Problem ist .«
    »Augenblick mal«, unterbrach ihn Betsy. »Da kommt Angelo gerade. Der soll gleich mal mithören, was das Problem ist.«
    Sie winkte Angelo zu sich und machte die beiden bekannt.
    »Tom Mason, Angelo Perino. Angelo, Tom sagt mir gerade, es gäbe ein Problem, den 2000 zu verkaufen. Ich dachte mir, Sie sollten das auch gleich mal mitanhören.«
    Angelo kannte bereits die meisten Händler, auch diesen. Mason war ein kräftiger, untersetzter Mann mit einem Gesicht, das von seinem Bluthochdruck zeugte, aber fröhlich und unkompliziert. In seinem Geschäft in Louisville in Kentucky verkaufte er auch Chitsai und BMW. Er redete immer geradeheraus und mit praktischem Sinn. Er hatte jahrelang Sundancer verkauft, war aber froh, als dieser endlich vom Stallion abgelöst wurde. Angelo war klar, daß ihn - wie die meisten Vertragshändler - keinerlei irgendwie geartete Loyalität an XB Motors band, sondern daß er ganz pragmatisch jederzeit die Vertretung kündigen und künftig andere Marken verkaufen würde, wenn es gute Gründe dafür gab. Geschäft war Geschäft. Angelos Job war es, Autos zu bauen, Masons Geschäft war das Verkaufen von Autos, nicht in erster Linie bestimmter Marken. Er war gut in seinem Geschäft. Er hatte noch Sundancer verkauft, als dieser schon gewaltig Marktanteile verlor. Er erklärte unverblümt, seine Kunden kauften Autos von ihm, Mason. Die Marke spiele eine untergeordnete Rolle.
    »Also, wie war das mit dem Problem, Tom?« fragte Angelo.
    »Alle Ihre Händler«, sagte Mason, »müssen sich ein völlig neues Ersatzteillager zulegen. Und dabei werden wir von dem Modell vermutlich keine gewaltige Stückzahlen verkaufen.«
    »Da will ich Ihnen mal ein kleines Geheimnis verraten«, sagte Angelo. »Unter dem 2000 stecken Chassis und Antrieb des Stallion. Wir bohren lediglich die Zylinder etwas weiter auf, damit wir 200 Kubik mehr Hub kriegen. Und es wird ein Einspritzmotor, also ohne Vergaser. Was Sie also an Ersatzteilen halten müssen, sind lediglich Selbstbausets für das Treibstoffsystem und für die Arma-turen. Dann haben wir noch die Karosserie. Die besteht komplett aus Epoxidharzen. Da gibt es von Hause aus keinen Anfall von Karosseriearbeiten im hergebrachten Sinn. Das Material ist außergewöhnlich elastisch und widerstandsfähig. Die kleinen Dellen und Beulen springen einfach in die alte Form zurück. Gibt es richtige Löcher, kann man sie einfach flicken. Auch, wenn irgendein Teil sonstwie beschädigt oder kaputt ist. Man schneidet es raus und setzt ein neues Stück ein.

Weitere Kostenlose Bücher