Der Clan
verwendet dieses Zeug. Da kommt jedes Auto auf zwanzigtausend Dollar, es sei denn, wir stecken erst mal zig Millionen in neue Maschinen, mit denen wir dann die nötigen Mengen von diesem Epoxidharz produzieren können.«
»Macht überhaupt schon irgend jemand etwas mit diesem Zeug?« fragte Loren.
»Nur Bill Lear. Vor seinem Tod saß er noch an Plänen für ein neues Geschäftsflugzeug, das er Lear Fan nennen wollte. Großer Propeller hinten, getrieben von zwei Turbinen. Soll angeblich fast so schnell fliegen wie ein Busineß-Jet, und das zum halben Preis. Das Geheimnis soll sein, daß der Rumpf aus diesem Epoxidharz ist. Das ist angeblich so stark wie Aluminium, aber so leicht, daß ein einziger Arbeiter einen ganzen Kotflügel mühelos heben und tragen kann.«
»Ja, und kostet ein Vermögen«, meinte Loren.
»Sofern man sich eben nicht ein eigenes hochmodernes Werk baut, wo man es in Massenproduktion herstellen kann«, erklärte Beacon.
»Ja, aber wir reden dabei immerhin von zig Millionen, nicht?«
»Jede Menge Millionen«, setzte Beacon noch darauf.
»Aber ich bin unter mächtigem Druck, diesen Wagen zu bauen«, sagte Loren. »Meine Tochter besteht darauf. Und meine ... Anne will ihn ebenfalls. Lieber Himmel, ich glaube sogar, meine Frau will ihn haben.«
Beacon zog die Brauen hoch. »Nun ja, eine Chance gibt es dabei, die wir vielleicht nicht übersehen sollten.«
»Nämlich?«
»Wenn dieser XB 2000 ein Flop wird, ist das auch das Ende von Angelo Perino.«
»Das könnte die Sache fast wert sein«, überlegte Loren. »Also mal angenommen, wir investieren in diese Epoxidharztechnologie. Können wir das dann auch verkaufen?«
»Das ist schon möglich«, sagte Beacon. »Damit kann man eine Menge Zeug herstellen. Flugzeuge ...«
»Oder Autos?«
»Oder Autos. Ich meine, das Zeug kann gut die ganze Industrie revolutionieren. Wir dürfen nur nicht übersehen, daß Perino entschlossen ist, seine Absichten immer weiterzutreiben. Er redet ja sogar schon von einem Turbinenauto, wenn Sie sich erinnern.«
»Dem Betsy.«
»Er macht Fehler. Vielleicht sollten Sie wirklich seinen Namen auf diesen Wagen drauftun. Kriegt er ihn hin, fällt der Sonnenschein des Ruhms mit auf uns. Schafft er es nicht ...«
»Hören Sie, Pete. Er geht sogar mit meiner Tochter ins Bett. Ich will seinen Kopf. Ich weiß gar nicht, was ich mehr will, einen Milliardenerfolg mit diesem 2000 oder Perinos Kopf. Mit ist das eine so recht wie das andere.«
2
Betsy bestand darauf, mit dabeizusein, als Angelo sich mit dem italienischen Designer Marco Varallo traf, von dem die Entwurfszeichnung stammte, die sie im April den Händlern in Detroit vorgeführt hatten.
Er mußte über London fliegen, damit sie ihn von dort aus nach Turin begleiten konnte. Sie nahmen zwei Zimmer in ihrem Hotel in Turin, um wenigstens nach außen hin den Anschein zu erwecken, daß sie nicht miteinander schliefen. Jetzt, da Loren wußte, daß sie es tatsächlich taten, mußten sie etwas vorsichtiger sein. Es konnte ja jederzeit anonym eine Fotokopie der Hotelanmeldung von Sig/Sig.ra Angela Perino an Cindy gehen. Das wollten sie beide vermeiden.
Varallo empfing sie in seinem Atelier, einem großen sonnigen Raum, den außer einigen Tonmodellen einer Autokarosserie, eine davon in Originalgröße, ein riesiger Zeichentisch beherrschte.
»Sitzt auf einem Volkswagen-Chassis«, erklärte Varallo zu diesem Modell.
Er war klein, stämmig, kräftig, weißhaarig und voller Begeisterung für alles, was er tat. Seine Stimme war allerdings seltsam dünn und hoch. Wenn er sprach, ruderte er wild mit beiden Armen dazu. Sein Englisch war etwas seltsam. Angelo hätte mit ihm natürlich italienisch reden können, aber dann hätte Betsy nichts verstanden.
Er blätterte durch seine technischen Zeichnungen, zog eine aus dem Stapel heraus und legte sie auf den Zeichentisch. »Dies ist das Chassis des XB Stallion, nicht?«
»Ja«, nickte Angelo. »Das ist der Stallion ohne Karosserie. Und das verwenden wir auch jetzt als Basis, mit nur wenigen Änderungen.«
»Davon bin ich schon mal ausgegangen. Hat Ihnen gefallen, was ich Ihnen schickte?«
»O ja, es hat uns sehr gefallen.«
»Nur«, sagte Betsy, »haben Sie vielleicht auch Alternativideen entwickelt?«
Varallo lächelte. »Die Damen gehen eben gern einkaufen. Nicht wahr, ist es nicht so? Sie möchten nie gleich das erste kaufen, was sie sehen. Ja, zufällig habe ich noch andere Entwürfe.«
Beim Durchsehen dieser anderen
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