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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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nennen, konnte aber nicht anders. Ich bin besessen von ihr , dachte er.
    Â»Zenko und Hana kommen«, rief Hiroshi. »Sie werden sie doch bestimmt erkennen!«
    Â»Hana vielleicht. Ihr entgeht kaum etwas.«
    Â»Nein«, stimmte Hiroshi zu. Beide schwiegen eine Weile und mussten dann gleichzeitig lachen.
    Â»Weißt du«, sagte Taku, »man behauptet, du wärst nie über sie hinweggekommen und das sei der Grund dafür, dass du immer noch unverheiratet bist!« Sie hatten noch nie darüber gesprochen, doch seine eigene, neue Leidenschaft hatte seine Neugier angefacht.
    Â»Eine Zeit lang wollte ich sie unbedingt heiraten, das stimmt. Ich habe mir eingebildet, sie anzubeten, und außerdem hätte ich so gern zu dieser Familie gehört – wie du weißt, ist mein Vater im Krieg umgekommen, und mein Onkel und seine Söhne haben sich lieber das Leben genommen, als sich Arai Daiichi zu ergeben. Ich hattekeine eigene Familie. Als sich die Lage in Maruyama nach dem Erdbeben wieder beruhigte, lebte ich in Takeos Haushalt. Die Ländereien meiner Familie wurden wieder der Domäne zugeschlagen. Dann schickte man mich nach Terayama, um dort den Weg des Houou zu studieren. Wie jeder junge Mann war ich dumm und dünkelhaft. Ich dachte, Takeo würde mich adoptieren, vor allem, da er keine Söhne hatte.« Er lächelte selbstironisch, aber ohne Bitterkeit. »Versteh mich nicht falsch. Ich bin weder enttäuscht noch verärgert. Der Sinn meines Lebens liegt im Dienen. Ich bin froh, der Statthalter Maruyamas zu sein und das Land für Lady Shigeko zu verwalten. Im nächsten Monat wird man ihr die Domäne übergeben. Wenn sie mich nicht braucht, kehre ich bald nach Terayama zurück.«
    Â»Ich bin mir sicher, dass sie dich braucht – wenigstens ein bis zwei Jahre. Du musst dich nicht wie ein Einsiedler in Terayama zu verkriechen. Du solltest heiraten und eigene Kinder bekommen. Und was Land betrifft, so wird dir Takeo – aber auch Shigeko – mit Sicherheit alles geben, was du möchtest.«
    Â»Alles nicht«, sagte Hiroshi leise und fast wie zu sich selbst.
    Â»Dann trauerst du Hana immer noch hinterher.«
    Â»Nein, von dieser Schwärmerei habe ich mich bald erholt. Hana ist eine sehr schöne Frau, aber ich bin froh, dass sie mit deinem Bruder verheiratet ist, nicht mit mir.«
    Â»Für Takeo wäre es besser, wenn du es wärst«, sagte Taku und fragte sich, was Hiroshi sonst noch vom Heiraten abhielt.
    Â»Sie schüren nur gegenseitig ihren Ehrgeiz«, stimmte Hiroshi zu und wechselte rasch das Thema. »Aber du hast mir immer noch nicht erzählt, warum Maya hier ist.«
    Â»Sie muss von ihren Cousins, die inzwischen in Hagi leben, und von ihrer Zwillingsschwester ferngehalten werden. Außerdem muss man sie ständig im Auge behalten und daher wird sie von Sada begleitet. Auch ich werde Zeit mit ihr verbringen müssen. Ich kann dir nicht alle Gründe erklären. Ich verlasse mich darauf, dass du meine Abwesenheit deckst und Lord Kono unterhältst – und ihn im Übrigen davon überzeugst, dass der Clan der Seishuu den Otori absolut treu ergeben ist.«
    Â»Schwebt das Kind in irgendeiner Gefahr?«
    Â» Sie ist die Gefahr«, antwortete Taku.
    Â»Aber warum kommt sie nicht ganz offiziell als Tochter Lord Otoris hierher, um hier zu wohnen, wie sie es schon oft getan hat?«
    Als Taku mit der Antwort zögerte, sagte Hiroshi: »Du liebst die Intrige um ihrer selbst willen – gestehe.«
    Â»Sie ist nützlicher, wenn sie unerkannt bleibt«, sagte Taku schließlich. »Außerdem ist sie ein Kind des Stammes. Als Lady Otori Maya kann sie nur eine Rolle spielen. Im Stamm kann sie in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen.«
    Â»Ich nehme an, sie beherrscht all jene Tricks, mit denen du mich früher geärgert hast«, sagte Hiroshi lächelnd.
    Â»Diese sogenannten Tricks haben mir mehr als einmal das Leben gerettet!«, erwiderte Taku. »Außerdemdenke ich, dass auch der Weg des Houou seine ganz eigenen Tricks hat!«
    Â»Die Meister wie Miyoshi Gemba und Makoto besitzen viele Fähigkeiten, die vielleicht übernatürlich wirken, aber sie sind das Ergebnis jahrelangen Trainings und der Fähigkeit, sich selbst zu beherrschen.«
    Â»Beim Stamm ist das ganz ähnlich. Unsere Fähigkeiten mögen zwar ererbt sein, aber ohne Training sind sie nichts

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