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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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gehorchst. Sowohl als Muto wie auch als Arai.«
    Â»Ich diene den Otori«, erwiderte sie. »Genau wie Kenji. Und auch du hast ihnen die Treue geschworen.«
    Â»Ja, du dienst den Otori«, sagte er, und sein Zorn flammte auf. »Das ist seit Jahren das Problem. Wenn man sich die Geschichte des Aufstiegs der Otori anschaut, bemerkt man überall dein Tun – bei Takeos Verfolgung des Stammes, bei der Ermordung meines Vaters, selbst beim Tod von Lord Fujiwara – was hat dich nur dazu gebracht, die Geheimnisse des Stammes an Shigeru zu verraten?«
    Â»Ich sage es dir! Ich wollte eine bessere Welt für Taku und dich. Ich wollte, dass ihr in Shigerus Welt lebt und nicht in jener der Kriegsherren und Attentäter. Takeo und Kaede haben diese bessere Welt geschaffen. Wir werden nicht zulassen, dass du sie zerstörst.«
    Â»Takeo ist doch längst am Ende. Glaubst du etwa, der Kaiser wäre ihm wohlgesinnt? Wenn er zurückkehrt, werden wir ihn töten, und dann werde ich als Herrscher über die Drei Länder bestätigt werden. Das steht mir zu und ich bin bereit dafür.«
    Â»Willst du wirklich gegen Takeo und Kahei, Sugita und Sonoda kämpfen – gegen die meisten Krieger der Drei Länder?«
    Â»Das wird keine Schlacht, sondern nur ein Scharmützel. Mit Saga, der von Osten angreift, und der Unterstützung durch die Fremden …« – er tippte auf das Kreuz, das vor seiner Brust hing – »… ihren Waffen und Schiffen wird Takeo im Handumdrehen besiegt sein. Außerdem ist er kein wirklich guter Krieger, denn seine berühmten Schlachten hat er eher mit Glück als mit Geschick gewonnen.«
    Er senkte die Stimme. »Mutter, ich kann dich bis zu einem gewissen Grad beschützen, aber wenn du mir weiterhin nicht gehorchst, werde ich die Kikutafamilie nicht zurückhalten können. Sie fordern eine Bestrafung für deinen jahrelangen Ungehorsam gegenüber dem Stamm.«
    Â»Vorher nehme ich mir das Leben!«, rief sie.
    Â»Das wäre vielleicht das Beste«, erwiderte er und sah ihr in die Augen. »Was, wenn ich es dir jetzt befehle?«
    Â»Ich habe dich neun Monate unter meinem Herzen getragen.« Sie erinnerte sich an den Tag, als sie Kenji aufgesucht hatte, um die Erlaubnis des Stammes dafür zu erhalten, dieses Kind zur Welt bringen zu dürfen. Er war ihr Geschenk für ihren Liebsten gewesen – wie stolz sein Vater gewesen war. Und sowohl Vater als auch Sohn trachteten ihr nach dem Leben. Wut und Trauer, die in ihr herrschten, waren so groß, dass ein Jahr des Weinens nicht gereicht hätte, um sie zu lindern. Sie merkte, wie ihre Vernunft in Wahnsinn umzuschlagen drohte. Ich wünschte, ich könnte mich töten , dachte sie und spürte die große Versuchung, allem in den Tod zu entfliehen. Nur das Schicksal der Zwillinge hielt sie davon ab. Sie wollte nach Maya fragen, befürchtete aber, etwas zu enthüllen, das Zenko nicht wusste. Es war besser, zu schweigen und sich zu verstellen – wie so oft in ihrem Leben –, um dann zu tun, was sie für richtig hielt. Mit einer großen Anstrengung unterdrückte sie ihr Gefühl und nahm die sanfte Art an, die sie schon so oft eingesetzt hatte.
    Â»Zenko, du bist mein ältester Sohn, und ich möchte dir eine gute und treue Mutter sein. Ich werde über all deine Worte nachdenken. Gib mir einen oder zwei Tage Zeit. Ich würde gern die Zeremonie zum Gedächtnis deines Bruders organisieren. Ich kann keine Entscheidung treffen, solange mich die Trauer lähmt.«
    Für einen kurzen Moment glaubte sie, er würde ablehnen. Sie schätzte ab, wie weit es durch den Garten und bis zur Mauer war, glaubte jedoch, in der Stille den Atem von Männern zu hören – hinter den Wandschirmen und im Garten verbargen sich Wachen. Hat er wirklich befürchtet, ich wäre gekommen, um ihn zu töten? Obwohl Taku kaum unter der Erde ist? Sie hatte nur eine kleine Chance zu entkommen. Sie würde sich unsichtbar machen. Wenn die Wachen sie verfolgten, würde sie einen entwaffnen, sein Schwert nehmen …
    Doch Zenko hatte noch einen Hauch Respekt vor ihr. »Gut«, willigte er ein. »Meine Wachen begleiten dich. Versuch nicht, ihnen zu entfliehen. Du darfst Hofu auf keinen Fall verlassen. Wenn du zu Ende getrauert hast, wirst du dich entweder mir anschließen oder dich töten.«
    Â»Wirst du

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