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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Tiere werden einander anfeuern.«
    Er nahm stattdessen ihr Pferd, Ashige, und schickte sie mit Gemba voraus, weil er glaubte, dort wäre sie sicherer als in der Nachhut. Dann blieb noch die Frage, was mit den Packpferden geschehen sollte, die mit all den Geschenken des Kaisers und Lord Sagas beladen waren.
    Sie konnten nicht mit den anderen Pferden mithalten, und Takeo, der wusste, dass der Kaiser ohnehin schon zu tief beleidigt war, erteilte den Befehl, die Bündel und Körbe am Rand des Pfades neben dem Felsenschrein bei der Quelle abzuladen. Er bedauerte den Verlust all der schönen Dinge, der Seidengewänder, Bronzespiegel und lackierten Schalen, zumal Kaede sich sehr daran erfreut hätte, aber er sah keine andere Möglichkeit. Er ließ auch die Sänften, ja sogar die Prunkrüstungen zurück, die ihm Lord Saga geschenkt hatte. Sie waren schwer und unpraktisch und Takeo trug lieber seine eigene Rüstung, die er Kahei zur Aufbewahrung übergeben hatte.
    Â»Es sind Opfergaben für die Götter des Gebirges«, sagte er zu Hiroshi, als sie davonritten. »Auch wenn ich nicht glaube, dass uns jetzt noch irgendwelche Götter beistehen. Was soll das Gerede vom Segen des Himmels? Wir wissen doch, dass das Kirin einfach nur ein Tier ist, kein mythisches Geschöpf. Es ist entflohen, weil es seine Begleiter vermisst hat.«
    Â»Inzwischen ist es ein Symbol«, erwiderte Hiroshi. »So gehen die Menschen nun einmal mit der Welt um.«
    Â»Dies ist nun wirklich nicht der Moment für philosophische Diskussionen! Wir sollten besser unseren Schlachtplan erörtern.«
    Â»Ja, darüber habe ich schon auf der Hinreise nachgedacht. Der Pass ist so schmal und unwegsam, dass es ein Kinderspiel für unsere Nachhut wäre, Sagas Männer aufzuhalten. Aber ob der Pass unbesetzt ist? Wenn ich Saga wäre, hätte ich Ihnen noch vor Ihrer Abreise aus der Hauptstadt den Fluchtweg versperrt.«
    Â»Daran habe ich auch schon gedacht«, gestand Takeo, und innerhalb der nächsten Stunde wurden ihre Befürchtungen bestätigt, denn Sakai kehrte zurück, um zu berichten, dass sich Sagas Männer, bewaffnet mit Bogen und Feuerwaffen, auf dem Pass hinter Felsen und Bäumen verbargen.
    Â»Ich bin auf einen Baum geklettert und habe nach Osten geschaut«, sagte Sakai. »Mit dem Fernrohr konnte ich Sagas Armee ausmachen. Sie hat rote Kriegsbanner gehisst und ist uns auf den Fersen. Sagas Verteidigungstruppe auf dem Pass dürfte sie auch schon gesehen haben. Ich habe Kitayama befohlen, sie zu umgehen – wenn jemand durchkommt, dann er –, aber um Lord Miyoshi zu erreichen, muss er den Berg überwinden.«
    Â»Wie lange wird er dafür brauchen?«, fragte Takeo.
    Â»Im besten Fall schafft er es bis Anbruch der Nacht.«
    Â»Wie viele Männer halten sich auf dem Pass auf?«
    Â»Zwischen fünfzig und hundert. Wir hatten nicht viel Zeit zum Zählen.«
    Â»Dann sind wir ungefähr ebenbürtig«, sagte Hiroshi. »Aber sie haben alle Vorteile des Geländes.«
    Â»Unmöglich, sie jetzt noch zu überrumpeln. Aber können wir sie überlisten?«
    Â»Unsere einzige Hoffnung liegt darin, sie ins offene Gelände zu locken«, antwortete Hiroshi. »Dann können wir sie ausschalten – Sie und Lady Shigeko müssen im vollen Galopp reiten, während wir Sie beide decken.«
    Takeo grübelte eine Weile schweigend, dann schickte er Sakai los, damit dieser den Wachen befahl, ein gutes Stück vor dem Pass zu halten und in Deckung zu gehen. Er selbst schloss zu Shigeko und Gemba auf.
    Â»Ich muss dich bitten, mir mein Pferd zurückzugeben«, sagte er. »Ich habe einen Plan, wie wir sie aus ihren Verstecken locken können.«
    Â»Du wirst doch nicht etwa allein losreiten?«, fragte Shigeko, als sie von Tenba stieg und Ashiges Zügel von ihrem Vater entgegennahm.
    Â»Ich werde Tenba und das Kirin mitnehmen«, antwortete er. »Aber niemand wird mich sehen.«
    Er zeigte Shigeko selten seine Stammesfähigkeiten, sprach auch kaum je davon und wollte sie ihr jetzt nicht erklären. Er bemerkte, dass sie ihn zweifelnd ansah, ihre Miene aber sofort wieder unter Kontrolle brachte.
    Â»Keine Sorge«, sagte er. »Mir kann nichts passieren. Aber ihr müsst die Bogen anlegen und bereit sein zu töten.«
    Â»Wir werden versuchen, sie außer Gefecht zu setzen, ohne sie zu töten«, erwiderte

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