Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers
Segen des Himmels geflohen war und die Gunst des Himmels offenbar nicht dem Kaiser und Lord Saga galt, sondern Lord Otori.«
Er schwieg kurz. »Eine solche Beleidigung wiegt natürlich schwer. Ich habe Lord Saga getroffen, als er Sanda verlieÃ. Er ist sofort umgekehrt. Er folgt mir mit einem knappen Tagesritt Abstand. Seine Truppen waren schon gemustert. Seine Spezialeinheiten stehen immer bereit und haben nur auf eine solche Gelegenheit gewartet. Sie sind in der absoluten Unterzahl, Lord Otori. Ich soll Ihnen mitteilen, dass Sie mit mir zurückkehren und sich den unvermeidlichen Folgen des Missvergnügens des Kaisers fügen müssen: Das heiÃt, Sie werden sich das Leben nehmen â ich fürchte, die Alternative des Exils gibt es nicht mehr. Falls nicht, wird Saga sie mit all seinen Kriegern verfolgen und die Drei Länder mit Gewalt erobern. Sie und Ihre gesamte Familie werden hingerichtet werden â ausgenommen Lady Maruyama, die Lord Saga immer noch zu heiraten hofft.«
»Das war doch von Anfang an sein Plan, oder nicht?«, erwiderte Takeo, der sich keine Mühe mehr gab, seineWut zu bezähmen. »Soll er mich verfolgen. Er wird sich wundern, wenn er merkt, was ihn erwartet.«
»Ich behaupte nicht, dass ich überrascht wäre, aber ich bin zutiefst betrübt«, sagte Kono. »Sie dürften wissen, wie sehr ich Sie inzwischen bewundere â¦Â«
Takeo schnitt ihm das Wort ab. »Sie haben mir schon so oft geschmeichelt, aber ich glaube, Sie wollten mir immer nur Böses und haben versucht, meine Herrschaft zu hintertreiben. Vielleicht haben Sie irgendwie das Gefühl, den Tod Ihres Vaters zu rächen. Wenn Sie auch nur einen Funken wahrer Ehre oder wahren Mutes in sich trügen, hätten Sie mich von Angesicht zu Angesicht herausgefordert, anstatt mit meinem Vasallen und Schwager heimlich eine Verschwörung gegen mich anzuzetteln. Sie sind ein unentbehrlicher Helfershelfer gewesen. Sie haben mich beleidigt und hintergangen.«
Konos blasses Gesicht war noch weiÃer geworden. »Wir werden einander in der Schlacht begegnen«, antwortete er. »Und dann können Ihnen auch Ihre Tricks und Zaubereien nicht mehr den Hals retten!«
Er stand auf, ohne sich zu verneigen, und ging zu seinem Pferd, sprang in den Sattel und riss am Zügel, um das Tier zu wenden. Doch da es seine ehemaligen Stallgenossen nicht verlassen wollte, kämpfte es gegen das Gebiss. Kono stieà ihm die Hacken in die Flanken, worauf das Pferd bockte und austrat und den Edelmann abwarf. Er landete recht unelegant auf der Erde.
Ein kurzes Schweigen trat ein. Die beiden Wachen, die am nächsten standen, zogen die Schwerter, und Takeo wusste, dass jeder auf seinen Befehl wartete, Konozu töten. Er hatte tatsächlich groÃe Lust dazu, denn er brauchte ein Ventil für seine Wut und hätte den am Boden liegenden Mann am liebsten für all die Beleidigungen, Intrigen und den Verrat bestraft, die ihn so in die Enge getrieben hatten. Doch irgendetwas hielt ihn zurück.
»Hiroshi, hol Lord Konos Pferd und hilf ihm beim Aufsteigen«, sagte er und wandte sich ab, um den Edelmann nicht noch weiter zu demütigen. Die Wachen senkten die Schwerter und steckten sie wieder in die Scheiden.
Sobald er hörte, dass sich der Hufschlag auf dem Pfad entfernte, wandte er sich zu Hiroshi um und sagte: »Schick Sakai voraus, damit er Kahei benachrichtigt und ihn anweist, sich auf die Schlacht vorzubereiten. Und wir müssen so schnell wie möglich über den Pass.«
»Vater, was ist mit dem Kirin?«, fragte Shigeko. »Es ist erschöpft. Es kann nicht mit uns Schritt halten.«
»Es muss Schritt mit uns halten. Andernfalls wäre es gnädiger, wenn wir es töteten«, antwortete er und sah ihr erschrockenes Gesicht. Ihm wurde bewusst, dass sie am nächsten Tag vielleicht um ihr Leben kämpfen musste, obwohl sie bisher noch nie ein Lebewesen getötet hatte.
»Shigeko«, sagte er. »Ich kann dein Leben und das des Kirin nur retten, indem ich mich Saga unterwerfe. Ich werde mir das Leben nehmen, du wirst ihn heiraten und dann wird es keinen Krieg geben.«
»Auf keinen Fall«, erwiderte sie, ohne zu zögern. »Er hat uns verraten und bedroht und alle Versprechen gebrochen, die er uns gegeben hat. Ich werde dafür sorgen, dass das Kirin nicht zurückfällt.«
»Dann reite Tenba«, sagte Takeo. »Die beiden
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