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Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers

Titel: Der Clan der Otori – Der Ruf des Reihers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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in Erschrecken. Die Menschen begannen, die Araisoldaten mit Steinen zu bewerfen, und wurden mit gezogenen Schwertern und Speeren zurückgedrängt. Kaede und Hana wendeten die Pferde und galoppierten mit ihrer Eskorte davon, während die verbliebenen Männer das Schloss in Brand steckten.
    Bei der Flucht der Araimänner gab es ein paar kleinere Gefechte in den Straßen, und man unternahm einen halbherzigen Versuch, das Feuer mit Eimern voll Wasser zu löschen, aber ein frischer Wind war aufgekommen. Funken wurden auf knochentrockene Dächer geweht und schon bald geriet das Feuer außer Kontrolle. Die Bürger der Stadt versammelten sich auf den Straßen, am Strand und am Flussufer, stumm vor Schreck und unfähig zu begreifen, was geschehen war und wie sich diese Katastrophe mitten in Hagi hatte ereignen können. Sie spürten, dass die Harmonie zerstört und der Friede zu Ende war.
    Haruka und Miki verbrachten die Nacht gemeinsam mit Tausenden anderer Menschen am Flussufer und schlossen sich am nächsten Tag dem Strom von Menschen an, die aus der brennenden Stadt flohen. Sie überquerten die Steinbrücke und gingen so langsam, dass Miki reichlich Zeit hatte, die Inschrift auf dem Grab des Steinmetzen zu lesen.
    Der Clan der Otori heißt die Gerechten und die Treuen willkommen. Die Ungerechten und die Untreuen sollen sich in Acht nehmen.
    Es war der neunte Tag des siebten Monats.

KAPITEL 52

    Â»Lassen Sie mich mitkommen, Lord Otori«, bat Minoru, als Takeo sich auf den Weg nach Yamagata machen wollte.
    Â»Mir ist es lieber, wenn du hierbleibst«, antwortete Takeo. »Die Familien der Gefallenen müssen benachrichtigt werden und man muss Vorbereitungen für den nächsten langen Marsch treffen. Kahei muss unsere Hauptarmee zurück nach Westen führen. Außerdem habe ich eine besondere Aufgabe für dich«, fügte er hinzu, als er merkte, wie enttäuscht der junge Mann war.
    Â»Gewiss, Lord Otori«, sagte der Schreiber und rang sich ein Lächeln ab. »Aber ich habe eine Bitte. Kuroda Junpei hat auf Ihre Rückkehr gewartet. Gestatten Sie ihm, Sie zu begleiten? Ich habe ihm versprochen, Sie zu fragen.«
    Â»Jun und Shin sind noch hier?«, fragte Takeo überrascht. »Ich hatte geglaubt, sie wären nach Westen zurückgekehrt.«
    Â»Allem Anschein nach ist der Stamm nicht sehr glücklich über Zenko«, murmelte Minoru. »Ich schätze, dass Sie auf viele Stammesangehörige stoßen werden, die Ihnen nach wie vor die Treue halten.«
    Â»Kann ich dieses Risiko eingehen?«, fragte Takeound begriff, dass ihm die Antwort mehr oder weniger egal war. Er war halb betäubt vor Trauer und Erschöpfung, Angst und Schmerz. In den Stunden, nachdem Ishida ihm die schrecklichen Neuigkeiten überbracht hatte, hatte er oft das Gefühl gehabt, unter Halluzinationen zu leiden, und Minorus nächste Worte steigerten sein Gefühl der Unwirklichkeit noch weiter.
    Â»Jun ist allein hier. Shin ist in Hofu.«
    Â»Haben sie sich zerstritten? Das hätte ich nicht für möglich gehalten.«
    Â»Nein. Sie haben beschlossen, dass einer aufbrechen und einer bleiben soll. Sie haben gelost. Shin ist nach Hofu gegangen, um Muto Shizuka beizustehen. Jun ist hiergeblieben, um Sie zu beschützen.«
    Â»Verstehe.« Ishida hatte Takeo kurz von Shizuka erzählt: dass Gerüchte umgingen, laut denen sie nach dem Tod ihres Sohnes den Verstand verloren hatte und nun im Hof des Tempels von Daifukuji saß und vom Himmel ernährt wurde. Die Vorstellung, dass der unerschütterliche, stille Shin auf sie Acht gab, rührte ihn.
    Â»Dann darf Jun mich begleiten«, sagte er. »Minoru – ich verlasse mich darauf, dass du einen getreulichen Bericht über unsere Reise nach Miyako, die Versprechen Lord Sagas, die Provokation, die zur Schlacht führte, und unseren Sieg verfasst. Meine Tochter Lady Maruyama wird bald hier eintreffen. Ich befehle dir hiermit, ihr genauso treu zu dienen, wie du mir gedient hast. Ich werde dir meinen Letzten Willen diktieren. Ich weiß nicht, was mich erwartet, aber ich rechne mit dem Schlimmsten – entweder Tod oder Exil. Ich übergebemeine gesamte Macht und Autorität über die Drei Länder an meine Tochter. Ich werde dir sagen, wen sie heiraten soll und zu welchen Bedingungen.«
    Das Dokument war rasch diktiert und geschrieben. Als es fertig und von Takeo gesiegelt worden

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