Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
Vom Netzwerk:
unterrichtet. Doch ich nehme an, dass Lord Otori das schon weiß.«
    Â»Natürlich habe ich gewusst, dass Danjos Mutter aus der Sugitafamilie kommt. Dass er Arai Daiichi schon kannte, ist mir neu.«
    Â»Er und Danjo sind froh, sich wiederzusehen, und Lord Arai hat sich sehr gefreut, so gute Nachrichten über Lord Otoris Gesundheit zu bekommen. Ich bin auch mit Lord Arai eng bekannt«, fuhr Shizuka fort. »Deshalb bin ich hier. Auf seine Bitte hin bin ich gekommen.«
    Eng bekannt? Was sollte das heißen? Waren sie ein Liebespaar? War sie Arais anerkannte Geliebte, wie Akane seine war? Oder war sie eine Spionin, die ihn inIidas Auftrag dazu verführen sollte, seine Pläne zu verraten?
    Â»Ich hoffe, ich habe das Vergnügen, Lord Arai zu treffen«, sagte er unverbindlich. Im Moment kam er sich vor wie das Otorisymbol, der Reiher, der in trübes Wasser schaut und darauf wartet, dass sich darin etwas zum Aufspießen bewegt.
    Sie sah ihn lange offen an, dann zog sie aus den Falten ihres Gewands eine kleine Papierrolle. »Ich habe einen Brief von ihm. Er hat Danjo zurück nach Kibi begleitet. Es liegt gleich hinter der Grenze.«
    Shigeru nahm den Brief, rollte ihn auseinander und sah das zinnoberrote Siegel mit den Symbol der Arai.
    Â»Lord Arai schreibt, er hat gehört, dass ich in Yamagata bin, und er lädt mich ein, ihn zu treffen, weil er zufällig in Kibi ist«, sagte er zu Kiyoshige. »Er schlägt vor, in der Ebene von Kibi auf Beizjagd zu gehen.«
    Â»Die Jagd mit Falken ist eine sehr beliebte Beschäftigung«, bemerkte Kiyoshige, »solange niemand dabei von der Erde verschluckt wird.«
    Â»Warum hat er den Brief durch dich geschickt?«, fragte Shigeru die Frau. »Jeder Bote hätte ihn mir bringen können.«
    Â»Die meisten Boten hätten ihn einfach abgegeben«, antwortete sie. »Ich sollte zuerst mit Ihnen sprechen und …«
    Â»Und was?« Er wusste nicht, ob er verärgert oder belustigt sein sollte.
    Â»Und entscheiden, ob wir die Sache weiterverfolgen sollten.«
    Ihre Kühnheit und ihr Vertrauen überraschten ihn.Sie redete, als ob sie eher eine wichtige Beraterin Arais als seine Konkubine wäre.
    Â»Du hast das sehr schnell entschieden«, sagte er.
    Â»Ich kann einen Charakter sehr schnell beurteilen. Ich glaube, Lord Otori kann man trauen.«
    Aber wie ist es mit dir?, dachte er, sagte es jedoch nicht.
    Â»Reiten Sie morgen auf Kibi zu. Gleich hinter der Holzbrücke ist ein Fuchsschrein. Dort wartet ein Reiter auf Sie. Folgen Sie ihm nach Südwesten. Nehmen Sie nur wenige Männer mit und lassen Sie die Leute wissen, dass Sie zum Vergnügen ausreiten.«
    Â»Wir sollten Falken haben«, sagte Shigeru zu Kiyoshige.
    Er nickte. »Ich werde dafür sorgen.«
    Â»Es wird ein perfekter Tag für die Beizjagd sein«, sagte die Frau, die Muto Shizuka hieß.

KAPITEL 24 

    Nach den langen Tagen der Besprechungen, Lektüre, Sitzungen und Protokolle war Shigeru froh, mit seinem Freund und seinem Bruder früh zu Pferd draußen zu sein. Es war wirklich ein schöner Tag, einer dieser Tage im Spätherbst, wenn die letzte Sommerwärme und der erste Winterfrost sich perfekt die Waage halten. Das Gras war braungelb und rostbraun, die letzten Blätter leuchteten golden und orange; der Himmel war von einem tiefen, ungebrochenen Blau, doch die Berggipfel trugen bereits Schneekronen.
    Shigerus Rappe Karasu war nach mehreren faulen Tagen eifrig und temperamentvoll. Drei Männer ritten mit ihnen, darunter der Falkner, der die Vögel auf einer Stange trug. Die Vögel waren ebenfalls lebhaft und tatendurstig. Ein vierter Mann folgte, er führte ein Packpferd, denn Kibi war einen halben Tagesritt entfernt und sie würden sicher irgendwo über Nacht bleiben oder sogar im Freien schlafen – zum letzten Mal, dachte Shigeru, bevor der Winter beginnt.
    Ein breiter Fluss am Rand von Reisfeldern markierte die Grenze zwischen dem Mittleren Land und dem Westen, doch er war nicht so bemannt, wie die Tohan ihre Grenze bewachten. Die Seishuu und die Otori hatten sich nie bekriegt. Die Seishuu bestanden aus mehrerengroßen Clans, die manchmal untereinander stritten, sich aber noch nie im Kampf gegen einen gemeinsamen Gegner vereint hatten, sie wurden auch nicht von einer einzigen mächtigen Familie beherrscht wie die Tohan von den Iida.
    Der Fluss floss ruhig dahin, man konnte jedoch

Weitere Kostenlose Bücher