Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels
und ihre Eifersucht bewusst geworden, ihre ständigen Versuche, dich in meinen Augen herabzusetzen, ihr Intrigieren und Lästern. Wenn ich in der Schlacht falle, wird Jato seinenWeg zu dir finden. Du musst das Schwert nehmen und leben. Wie die Schlacht auch ausgeht, du darfst dich nicht töten, du musst leben und Rache üben. Das befehle ich dir als dein Vater.«
»Und wenn das Schwert nicht zu mir findet?«, fragte Shigeru.
»Dann kannst du dich auch töten, denn wenn Jato verloren ist, dann ist auch unsere Familie verloren, unser Geschlecht wird ausgelöscht sein.«
»Ich verstehe«, sagte Shigeru. »Ich werde deine Wünsche in dieser Sache wie in allen anderen erfüllen.«
Sein Vater lächelte wieder, diesmal liebevoll. »Deine Geburt war lange erwartet, und ich halte sie für das glücklichste Ereignis in meinem Leben. Trotz all meiner Schwächen und Fehler bin ich mit meinem Sohn wahrhaft gesegnet worden.«
Diese Worte und das gemeinsame Ziel, das er mit seinen Eltern teilte, ermutigten Shigeru. Auch seinen Vater schien ihre Versöhnung gestärkt zu haben, und obwohl Lord Shigemori sich wie üblich mit seinen Priestern und Schamanen beriet, lieà er nicht zu, dass ihr Aufbruch unnötig verzögert wurde. Der erste einigermaÃen günstige Tag wurde dazu gewählt.
KAPITEL 30Â
Früh im fünften Monat verlieà Shigeru mit fast fünftausend Mann die Stadt Hagi. Sein Vater war bei ihm. Lord Shigemori hatte seine Rüstung bereitlegen und sein Kriegspferd von der Weide holen lassen. Die Entscheidung schien ihn zu kräftigen und er ritt aufrecht im Sattel mit Jato an der Seite.
Shigeru war am Tag zuvor bei Akane gewesen, um sich zu verabschieden. Sie war sehr erregt gewesen, hatte sich an ihn geklammert und geweint, ihre übliche Selbstkontrolle hatte sie verlassen. Der Abschied von seiner Frau war wesentlich kühler gewesen. Er spürte, dass Moe froh war, ihn gehen zu sehen, und erleichtert wäre, wenn er nicht zurückkäme, obwohl ihr Vater und ihre Brüder an seiner Seite kämpfen und vielleicht auch fallen würden. Shigeru war froh, dass ihm diese Sorge erspart blieb. Wenigstens Takeshi war sicher in Terayama.
Kurz vor Mittag ritt er neben seinem Vater über die Steinbrücke. Akane stand am Grab ihres Vaters zwischen den Stadtbewohnern, die gekommen waren, um der Armee Lebewohl zu sagen. Shigeru tauschte einen Blick mit ihr und am anderen Ufer drehte er sich um und schaute zu ihr zurück wie schon einmal.
Er hatte von Mori Kiyoshige aus Chigawa erfahren, dass die Tohan sich direkt jenseits der Grenze sammelten, wie er erwartet hatte. Der Angriff kam in keiner Hinsicht überraschend. Jeder wusste, dass die Schlacht unausweichlich war. Die Dorfbewohner entlang der StraÃe hoben Gräben aus und bauten Erdwälle zu ihrem Schutz. Unterwegs stieÃen weitere Gefolgsleute mit ihren eigenen bewaffneten Kämpfern zur Armee. Andere wie Otori Eijiro waren südlich der Bergketten und durch den WeiÃen Kiefernpass marschiert, sie trafen eine Woche später am westlichen Rand der Ebene von Yaegahara ein. Eine kleine Reihe von Hügeln zog sich in die Ebene und auf dem östlichsten stand ein hölzernes Fort. Die Hügelkette zog sich bis zur StraÃe im Südwesten, und hier erwartete Shigeru die Otorivasallen aus dem Süden, die Yanagi und die Noguchi. Er schickte ihnen Irie mit einem Trupp Kämpfer entgegen und schlug am Westufer des kleinen Flusses, der von der Ebene nach Norden floss, sein Lager auf.
Boten wurden auch nach Chigawa gesandt, wo Kiyoshige Anweisungen hatte, nicht die Stadt zu verteidigen, sondern sich auf die Ebene zurückzuziehen und die Tohanarmee in die Einkreisung der Otorikämpfer zu locken. Die Boten kehrten mit Harada zurück, der Shigeru informierte, dass allen Anzeichen nach die Tohan am nächsten Tag bei Sonnenaufgang angreifen würden. Ihre Stärke wurde auf etwa zwölftausend Mann geschätzt â drei- oder viertausend mehr als die Krieger von Shigeru und seinen Vasallen. Doch den Otori war das Terrain günstig, von Mittag an würde das Sonnenlicht sie unterstützen, und sie verteidigten ihr eigenes Land gegen Eindringlinge.
Alle FuÃsoldaten hatten lange Holzpfähle dabei, diejetzt nebeneinander in einer Reihe als Palisade eingegraben wurden, um den Angriff zu verzögern und den Bogenschützen Deckung zu geben. Bei
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