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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Elend, Zorn und Trauer um die Gefallenen schmerzten zu sehr, als dass er länger über sie nachdenken konnte. Shigeru konzentrierte sich jetzt auf den Tod und hieß die Erlösung willkommen, die er ihm bringen würde. In der Ferne glaubte er Tohankrieger zu sehen, die zwischen den Toten umhergingen und Köpfe abtrennten, um sie für Sadamus Besichtigung aufzureihen. Meinen wird er auch bekommen, dachte Shigeru, und eine Welle von Zorn und Hass überspülte ihn, aber ich darf mich nicht gefangen nehmen lassen. Er erinnerte sich an die Worte seines Vaters, der Vater musste tot sein und Jato war verloren. Er würde sich selbst töten, die einzige Möglichkeit, seinen Schmerz zu stillen, denn kein körperliches Leiden konnte schlimmer sein als das, was er jetzt fühlte.
    Er ging ein kleines Stück am Bach entlang und kamzur Quelle, die kühl aus einem Spalt in den schwarzen Felsen sprudelte. Farn und Glockenblumen wuchsen ringsum, die weißen Blüten leuchteten im letzten Licht. In den Felsen über der Quelle war ein kleiner Schrein, aus Felsbrocken gebaut und mit einem einzigen flachen Stein bedeckt; ein weiterer flacher Stein war für Opfergaben bestimmt. Shigeru nahm den Helm ab und merkte, dass er am Kopf stark blutete. Er kniete sich an die Quelle und trank in tiefen Zügen, dann wusch er sich Kopf, Gesicht und Hände. Das Schwert legte er auf den Opferstein, betete kurz zum Gott des Berges, sprach den Namen des Erleuchteten und zog das Messer aus dem Gürtel. Er lockerte seine Rüstung und kniete sich ins Gras, öffnete die Tasche, die an seiner Taille hing, und nahm eine kleine Parfümflasche heraus, mit deren Inhalt er Haar und Kopf benetzte, um seinen Kopf zu ehren, wenn der für die Blicke von Iida Sadamu aufgestellt wurde.
    Â»Lord Shigeru!« Jemand rief seinen Namen.
    Shigeru hatte seine Reise zum Tod schon angetreten und achtete nicht darauf. Er kannte die Stimme, bemühte sich aber nicht, den Sprecher zu erkennen – niemand unter den Lebenden hatte jetzt noch irgendeinen Einfluss auf ihn.
    Â»Lord Shigeru!«
    Er schaute auf und sah Irie Masahide durch den Bach auf ihn zu hinken. Iries Gesicht war grünlich weiß. Er drückte die Hand auf seine Seite, wo die Rüstung aufgerissen war.
    Er bringt mir Jato! , dachte Shigeru mit tiefem Bedauern, denn er wollte nicht länger leben.
    Irie sprach stoßweise. »Ihr Vater ist tot. Es ist eine vollkommene Niederlage. Noguchi hat uns betrogen.«
    Â»Und meines Vaters Schwert?«
    Â»Es ist verschwunden, als er fiel.«
    Â»Dann kann ich mich töten«, sagte Shigeru erleichtert.
    Â»Ich helfe Ihnen«, sagte Irie. »Wo ist Ihr Schwert? Meins ist zerbrochen.«
    Â»Ich habe es auf den Schrein gelegt. Mach schnell, ich fürchte Gefangenschaft mehr als alles andere.«
    Doch als Irie die Hand ausstreckte, um das Schwert zu ergreifen, trugen ihn die Beine nicht mehr und er fiel vorwärts. Shigeru fing den Älteren im Fall und sah, dass er starb. Der feindliche Schlag, der seine Rüstung zertrümmert hatte, war ihm tief in den Bauch gedrungen. Nur die Verschnürung der Rüstung hatte ihn zusammengehalten.
    Â»Verzeihen Sie mir«, keuchte er. »Selbst ich habe Sie im Stich gelassen.« Blut schoss ihm aus dem Mund. Das Gesicht verzerrte sich und der Körper bäumte sich kurz auf. Dann wich das Leben aus seinen Augen und die Glieder fielen erschlafft in den langen Todesschlaf.
    Shigeru war tief berührt von der Entschlossenheit seines alten Lehrers und Freundes, der ihn noch im Todeskampf aufgesucht hatte, doch der Vorfall bestärkte nur die Niederlage und sein eigenes Alleinsein. Jato war fort, das war sicher. Shigeru wusch Iries Gesicht und schloss die Augen, doch bevor er niederknien und wieder sein Messer heben konnte, nahm er aus dem Augenwinkel einen Lichtschimmer wahr, drehte sich um und packte das Messer, unsicher, ob er es sich sofort in denBauch stoßen oder zuerst mit dieser neuen Bedrohung fertig werden sollte. Er war so müde, dass es schmerzte, er wollte nicht kämpfen, nicht von irgendwo die Energie zum Leben herholen; er wollte sterben, aber er würde sich nicht gefangen nehmen lassen.
    Â»Lord Otori.« Wieder eine Stimme aus der Vergangenheit, die er nicht zuordnen konnte. Das schwindende Abendlicht schien sich auf eine Art zu brechen, die seinem verzweifelten Geist vage vertraut erschien. Ein Bruchteil einer Erinnerung

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