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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Sonnenuntergang stieg der Rauch von Hunderten kleiner Feuer in die stille Luft. Die Stimmen der Soldaten, die Geräusche von Männern und Pferden übertönten das Abendlied der Vögel, doch als die Nacht einbrach und die Soldaten sich ein paar Stunden Schlaf gönnten, war zu hören, wie Eulen vom Berg riefen. Die Sterne leuchteten hell, aber der Mond war nicht zu sehen. Gegen Morgen stieg ein Nebel vom Fluss auf, und als der Tag anbrach, war der Himmel bedeckt.
    Irie kam zurück, während Shigeru aß, und berichtete, dass Kitano am östlichen Rand der Ebene Position bezogen hatte, seine Männer waren auf den Hängen eines bewaldeten Hügels versteckt, Noguchi war etwas weiter westlich von ihm und sicherte die Straße nach Süden. Yanagi und seine Söhne standen zwischen Noguchi und Otori Eijiro, der in Sicht von Shigerus Haupttruppe war. Shigeru blieb in der Mitte und schickte seinen Vater mit Irie an die Ostflanke in den Schutz des hölzernen Forts.
    Die Männer machten sich fertig: Reihen von Bogenschützen und Fußsoldaten hinter den Palisaden und am Flussufer entlang; Reiter mit gezogenen Schwertern und unruhigen Pferden, die an dem stillen, warmen Morgen schwitzten; Reiter mit hochgehaltenen Wappenbannern, sodass überall der Otorireiher zu sehen war, weiß vor dem tiefblauen Hintergrund, daneben die Familienwappen der Vasallen: die Zwillingskarpfen der Noguchi, das Kastanienblatt von Kitano, das galoppierende Pferd der Mori, die Weidenblätter der Yanagi, die Pfirsichblüte der Miyoshi. Hier und da leuchtete scharlachrot und golden eine dekorierte Rüstung, Helme waren mit Monden, Hirschgeweihen oder Sternen gekrönt und Stahlschwerter, Messer und Lanzenspitzen blitzten. Das frische Gras leuchtete grün und war mit weißen, rosa und hellblauen Blumen durchsetzt.
    Shigeru weitete sich das Herz vor Stolz und Zuversicht. Er konnte sich nicht vorstellen, dass diese großartige Armee besiegt werden könnte. Im Gegenteil, der Tag war gekommen, an dem die Otori die Tohan für alle Zeiten besiegen und über Inuyama hinaus zurückdrängen würden.
    In der Ferne kündigte eine Staubwolke über der Ebene nahende Reiter an, und es dauerte nicht lange, da ritten Kiyoshige, Miyoshi Kahei und die meisten ihrer Männer zu den Palisaden herauf. Sie hatten bereits die Schlacht gekostet: Die Tohan hatten Chigawa eingenommen, und obwohl sich Kiyoshige wie geplant zurückgezogen hatte, war der Vorstoß so schnell und brutal gewesen, dass er und seine Männer sich ihren Weg freikämpfen mussten.
    Â»Die Stadt brennt«, sagte Kiyoshige. »Viele Einwohner wurden getötet. Die Tohan sind direkt hinter uns.«
    Sein Gesicht war ernst unter dem Staub und Blut. »Wir werden diese Schlacht gewinnen«, sagte er zu Shigeru, »aber es wird nicht leicht sein und nicht schnell gehen.«
    Sie drückten sich kurz die Hand, dann wendeten sie ihre Pferde nach Osten, während die Muschelhörner erschallten und die Tohankrieger sich über die staubige Ebene ergossen.
    Es war um die Stunde des Pferdes, die Sonne war durch die Wolken gebrochen und strahlte aus der südöstlichen Himmelsecke, das erschwerte es, die Krieger der Kitano und Noguchi deutlich zu sehen. Weil die Tohan vor ihren Stellungen vorbeizogen, erwartete Shigeru jeden Moment ihren Pfeilangriff. Im Nordwesten sah er, dass Iries Männer sich vorbereiteten, ihre Pfeile auf die rechte Flanke der Tohanreiter abzuschießen.
    Â»Warum zögern sie?«, fragte Shigeru Kiyoshige. »Sie müssen jetzt handeln. Reite zu Noguchi und sage ihm, er soll sofort angreifen.«
    Kiyoshige drängte sein graues Pferd Kamome mit der schwarzen Mähne in einen Galopp über die Ebene in Richtung Süden. Die Tohanreiter waren immer noch außer Reichweite des Bogens. Den Pfeil, der Kamome in die Brust traf, konnte keiner von ihnen abgeschossen haben. Er war vielmehr der erste, der von den Bogenschützen Noguchis kam, und mehrere folgten. Das Pferd brach zusammen. Shigeru sah, wie Kiyoshige absprang, auf einem Knie landete, wieder das Gleichgewicht fand und sofort aufstand mit dem gezogenen Schwert in der Hand. Er konnte es nicht mehr benutzen. Ein zweiter Sturm von Pfeilen kam wie eine Meereswelle und warf ihn nieder; als er sich anstrengte aufzustehen, rannte einer von Noguchis Kriegern vor, schlug ihm mit einem Schlag den Kopf ab, hob ihn am Haarknoten hoch und zeigte ihn den

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