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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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und renovierten und in ihren Steuerforderungen keine Zurückhaltung kannten. Handwerker und Maler arbeiteten mit Blattgold, Ebenholz und Perlmutt, während in einer Woche fünfhundert Menschen auf den Straßen von Hagi starben.

KAPITEL 37 

    Â»Natürlich hörte Sadamu das mit großer Erleichterung«, sagte Kikuta Kotaro zu Muto Kenji. Die Schlacht von Yaegahara war über ein Jahr her und die Stammesmeister hatten sich entsprechend einer früheren Verabredung in der Hafenstadt Hofu getroffen, die jetzt dem ehemaligen Vasallen der Otori, dem Verräter Noguchi, übereignet worden war. »Wenn Shigeru einen Sohn gehabt hätte und dann noch weitere gesunde Kinder, hätte das erheblich zu Sadamus Ängsten beigetragen. Das wurde mir in Inuyama berichtet.«
    Shizuka goss mehr Wein in die Schalen und die beiden Männer tranken in tiefen Zügen. Beide waren ihre Onkel, Kotaro auf der mütterlichen, Kenji auf der väterlichen Seite. Sie hatte ihrem Gespräch genau zugehört und dabei ihre Gefühle verheimlicht, die ganz Lord Shigeru galten. Nie hatte sie sich verzeihen können, dass sie ihn verraten hatte. Jetzt empfand sie Mitleid für ihn und fragte sich, ob er um den Tod seiner Frau trauerte. Bestimmt bedauerte er den seines Kindes, selbst wenn es kein Sohn war. Mit Stolz dachte sie an ihren eigenen Sohn, jetzt acht Monate alt, ein robustes und für sein Alter sehr weit entwickeltes Kind, das Ebenbild seines Vaters Arai Daiichi. Der Kleine schlief in einem anderen Raum, doch sonst ließ sie ihn kaum aus den Augen undin ihren Stolz auf ihn mischte sich eine Angst, die ihre Brüste prickeln und die Milch fließen ließ.
    Sie schämte sich fast für ihre Empfindungen, sie, die immer wegen ihrer Skrupellosigkeit und Sachlichkeit gelobt wurde, Tugenden, die der Stamm so schätzte. Sie presste die Arme auf die Brust und hoffte, die Milch würde nicht flecken oder riechen, denn das würden beide Männer im Raum bemerken.
    Tatsächlich kam von Kenji einer seiner belustigten, ironischen Blicke, während Kotaro fortfuhr: »Aber die Möglichkeit künftiger Söhne lässt Sadamu glauben, es sei ein Fehler gewesen, dass er im vergangenen Jahr nicht auf Shigerus Tod bestanden hat. Er ist mehr denn je von dem Gedanken an ihn besessen. Nur Shigerus Tod wird ihn befreien und ihm Frieden geben.«
    Â»Warum hat er ihn zuvor verschont?«, fragte Shizuka. Keiner von ihnen gehörte zu den Vertrauten von Lord Iida, doch Kotaro lebte in Inuyama, hatte dort seine eigenen Spione und verkehrte mit Iidas Gefolgsleuten Ando und Abe. Er kannte die Gedanken und Absichten des Kriegsherrn besser als die anderen.
    Â»Er hatte die sonderbare Idee, er handle so aus Ehrgefühl. Seine Eitelkeit litt darunter, dass er die Schlacht nur durch Verrat gewann und dass Shigeru ihm zwei Jahre davor in den unterirdischen Höhlen das Leben gerettet hatte. Er glaubte, er tilge eine Schuld.«
    Â»Sadamu kann ebenso wenig ehrenhaft handeln wie Shigeru unehrenhaft«, sagte Kenji und lachte, als sei das ein Witz.
    Â»Das sagen viele«, stimmte Kotaro zu, »allerdings nicht in Hörweite der Tohan, wenn ihnen ihre Zungenund Ohren lieb sind.« Er lachte ebenfalls und fuhr fort, wobei er Kenjis Gesicht genau beobachtete: »Aber ich habe von Ando die Bitte übermittelt bekommen – er hat es allerdings nicht ganz so zartfühlend ausgedrückt –, dass Shigeru vor Jahresende entfernt sein soll.«
    Kenji bat Shizuka mit einer Geste, seine Schale zu füllen, und trank, bevor er antwortete. Die drei saßen im Hinterzimmer eines Händlerhauses. Der Raum ging auf eine kleine Veranda hinaus, dahinter lag ein ungepflasterter Hof. Jemand hatte ein paar Töpfe mit heiligem Bambus und Silberblatt um den Rand der Veranda gestellt, doch der Hof war voller Paletten, Kisten und Körbe. Am Tor warteten zwei Packpferde und einige Träger geduldig darauf, beladen zu werden. Durch die Wände hörte man die Geräusche der Hafenstadt. Der Lebensrhythmus in Hofu folgte den Winden und den Gezeiten. Jetzt war Mittag, die Flut und der jähe Wechsel der Windrichtung hatten eine rege Tätigkeit ausgelöst, die Kenjis langes Schweigen verdeckte.
    Schließlich sagte er milde: »Ich dachte, wir seien im vergangenen Jahr übereingekommen, dass es besser sei, wenn Iida seine Ängste behielte und Shigeru am Leben bliebe.«
    Shizuka hatte noch

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