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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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solltest ihn lieber hereinführen.«
    Â»Er ist sehr nass«, sagte Chiyo widerstrebend.
    Â»Dann bereite ihm ein Bad und suche trockene Kleidung für ihn. Wir werden im oberen Zimmer zusammen essen. Und bringe uns Wein«, fügte er hinzu.
    Â»Wer ist das?«, fragte Ichiro.
    Â»Jemand, den ich im vergangenen Jahr traf. Ich werde dir später von ihm erzählen. Aber zuerst möchte ich mit ihm allein sprechen.«
    Â»Es ist lange her«, sagte Kenji, als er in das obere Zimmer kam. »Danke für deine Gastfreundschaft.«
    Â»Das ist das Geringste, was ich zum Dank für die deine tun kann«, erwiderte Shigeru. »Es freut mich, dich zu sehen. Du hast gesagt, du würdest jemand zu mir schicken, doch ich nehme an, du hast deine Absicht geändert?«
    Â»Mhm.« Kenji nickte. »Es schien am besten, keine Aufmerksamkeit auf dich zu lenken. Es war für alle ein schweres Jahr. Du hast deinen Haushalt offenbar verkleinert. Es wäre zu schwierig gewesen, jemand Neues hierherzubringen.«
    Â»Also beschäftige ich gegenwärtig keinen eurer Angehörigen?«, fragte Shigeru lächelnd.
    Â»Nein, aber Iida wäre glücklicher, wenn es anders wäre!«
    Â»Iida kann mich ebenso gut vergessen. Er hat mich ihm gegenüber impotent gemacht.«
    Â»Hmm.« Kenji stieß wieder einen seiner Grunzlaute aus. »So präsentierst du dich vielleicht der Welt, aber vergiss nicht, dass du jetzt mit dem Mann redest, der dir deines Vaters Schwert gebracht hat und der hörte, wie es sprach.« Er deutete auf das Schwert in seinem Ständer hinten im Raum. »Ich sehe, du hast es nicht aufgegeben.«
    Â»Nur, um es meinem Erben auszuhändigen, wenn mein Tod unvermeidbar ist«, erwiderte Shigeru. »Aber ich suche keine Rache. Das alles liegt hinter mir. Ich bin ein Bauer geworden.« Er lächelte Kenji nichtssagend zu.
    Â»Trotzdem ist Iida immer noch sehr beunruhigt wegen dir. Fast besessen, könnte man sagen. Es ist, als wärst du durch einen unsichtbaren Faden mit ihm verbunden. Ständig will er Informationen über dich. Es quält ihn, dass er die Otori nur durch Verrat besiegt hat. Er gewann die Schlacht, aber verlor seine Ehre.«
    Shigeru sagte leichthin: »Gibt es noch wirkliche Ehre unter Kriegern? In diesen Tagen ergreifen alle Männer die Gelegenheit, zu Macht zu kommen, und rechtfertigenihre Handlungen immer erst hinterher. Die Chronisten der Tohan können Iida Sadamus Version der Ereignisse aufschreiben und ihn zum unbestrittenen Helden von Yaegahara machen.«
    Â»Ich bin ganz deiner Meinung«, sagte Kenji. »Meine Arbeit bringt mich schließlich in engen Kontakt mit der dunklen Seite der Kriegerklasse. Aber Männer mit der ungeheuren Eitelkeit von Iida wollen ehrenhaft erscheinen, auch wenn sie unehrenhaft handeln. Es dämmert ihm allmählich, dass er diesen Kampf mit dir nie gewinnen wird. Und es gibt schon viele Balladendichter in den Drei Ländern, die Lieder darüber schreiben!«
    Â»Ich bin geschmeichelt«, entgegnete Shigeru. »Aber es ändert meine Lage in keiner Weise. Ich habe alles verloren bis auf dieses Haus und einen kleinen Grundbesitz.«
    Â»Und die hohe Meinung und unverminderte Ergebenheit deiner Landsleute«, sagte Kenji, der Shigeru prüfend betrachtete. »Hast du von der ›Treue zum Reiher‹ gehört?«
    Â»Was ist das?« Es war nicht ungewöhnlich, dass sich Gruppen mit solchen Namen bildeten: »Schmale Pfade der Schlange«, »Zorn des Weißen Tigers« und ähnliche bestanden meist aus jungen Männern, die beschlossen, mit ihrer Intelligenz und ihrem Können die bestehende Ordnung herauszufordern und die Welt zu erneuern. Landarbeiter und Bauern taten sich mit Kriegern von niedrigem Rang in Bünden zur Verteidigung ihrer Felder und Höfe zusammen und übten Druck auf die Grundbesitzer aus.
    Â»Es ist angeblich eine geheime Gruppe, die sich imganzen Mittleren Land ausbreitet. Ihre Angehörigen schwören, dich zu unterstützen, wenn du dich gegen deine Onkel stellst. Sie hoffen alle, dass du das eines Tages tun wirst.«
    Â»Ich bin dankbar für ihre Unterstützung, aber ich kann sie nur enttäuschen«, sagte Shigeru. »Widerstand gegen meine Onkel würde zum Bürgerkrieg führen und die Otori auslöschen.«
    Â»Gegenwärtig vielleicht. Aber du bist noch nicht einmal zwanzig Jahre alt und du hast

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