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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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keine gewöhnliche Herausforderung, sondern ein nicht provozierter Überraschungsangriff. Es ging nicht um Ehre. Als Shigeru anfing, müde zu werden, fragte er sich, ob Harada ihn verraten, ihn zu diesem Platz gelockt habe, eben für einen solchen Angriff. Doch der Farn – davon wusste keiner –, hatte sie ihn verraten? Der Gedanke erfüllte ihn mit solcher Wut und Verzweiflung, dass er ihm übernatürliche Kraft verlieh. Er trieb seinen Gegner hinaus, zwang ihn ein paar Schritte zurück auf die Veranda. Hier schob der einfallsreiche Junge dem Mann eine Stange zwischen die Beine, sodass er stolperte, während das Mädchen ihm den Teekessel ins Gesicht warf.
    Shigeru erledigte ihn, indem er ihm mit Jato den Kopf abschlug. Er war erstaunt über die Einmischung der beiden – normalerweise hielten sich Dorfbewohner aus den großen oder kleinen Kämpfen der Krieger heraus. Er hätte erwartet, dass die beiden wegliefen und sich versteckten. Der Junge zitterte, vielleicht zum Teil über seine eigene Tollkühnheit, doch er sagte zu seiner Schwester: »Geh und erzähl es Vater«, und dann: »Sind Sie verletzt, Lord Ot…« Er unterbrach sich. »Herr, meine ich!«
    Â»Nein, ich danke dir.« Er keuchte, immer noch benommen von dem Schreck und der Intensität des plötzlichen Angriffs. »Hilf mir, die Leichen hinauszutragen.Und hole Wasser. Wir werden das Blut abwaschen, bevor es den Boden befleckt.«
    Â»Wie konnten sie es wagen!«, rief der Junge. »Sie im Schrein anzugreifen! Der Gott hat sie wahrhaft gestraft!«
    Â»Mit deiner Hilfe«, fügte Shigeru hinzu.
    Â»Das war falsch von mir! Ich hätte mich nicht einmischen sollen. Aber ich war so wütend.«
    Mit Haradas Hilfe zogen sie die Leichen aus dem Bereich des Schreins, der Junge brachte Wasser von der Quelle und wischte den Boden. Die Toten starrten mit blinden Augen ins Leere, während ihr Blut das klare Wasser rosa färbte.
    Â»Wer waren sie?«, fragte Shigeru Harada.
    Â»Lord Otori, ich habe keine Ahnung. Das hatte nichts mit mir zu tun, ich schwöre es.«
    Â»Warum hast du mich dann hierhergebracht? Und mich allein kämpfen lassen?«
    Â»Sie haben den Treffpunkt vorgeschlagen«, sagte Harada schnell. »Ich konnte gar nicht gewusst haben …«
    Â»Du hattest Zeit, deine Komplizen zu informieren.«
    Â»Das habe ich nicht getan! Ich würde Sie nie betrügen. Sie wissen, wer mich geschickt hat. Sie ist – sie sind Ihre Verbündeten, das haben sie schon bewiesen.«
    Â»Aber du hast danebengestanden und nichts getan.«
    Â»Genau das wollte ich Lord Otori erklären. Da ist diese Sache, über die ich mit Ihnen reden muss.« Harada schaute sich um – aus dem Innern des Schreins drangen Geräusche, die zeigten, dass der Junge noch mit Saubermachen beschäftigt war. Das Mädchen war mit ihrem Vater noch nicht zurückgekehrt. Harada sagteschnell: »Ich muss Sie bitten, mich aus Ihren Diensten zu entlassen.«
    Â»Du scheinst dich schon selbst entlassen zu haben!«, warf ihm Shigeru vor. »Keine Waffen, kein Kampfgeist. Was ist los mit dir?«
    Â»Ich habe geschworen, nie mehr zu töten«, antwortete Harada leise. »Deshalb bitte ich Sie, mich zu entlassen. Ich kann Ihnen nicht mehr dienen, wie ein Krieger es sollte.«
    Â»Dann bist du zu einem der Verborgenen geworden«, sagte Shigeru. Er erinnerte sich, wie dieser Gedanke ihm vor Monaten gekommen war, vor der Schlacht. Er hatte damals überlegt, welche Auswirkung das auf die Bündnistreue eines Kriegers wie Harada haben würde.
    Â»Ich bin in Yaegahara verwundet worden«, sagte Harada und berührte seine leere Augenhöhle. »Als ich dem Tod nahe war, hatte ich eine Vision. Ein Wesen rief mich aus einem weißen Licht an und sagte mir, ich solle leben und nur ihm dienen. Ich spürte, Gott hatte zu mir gesprochen. Es erschien wie ein Wunder, dass ich von den Tohan nicht entdeckt und getötet wurde, ein Wunder, dass ich mich erholte – ein Beweis dafür, dass die Vision wirklich war. Ich machte mich auf den Weg nach Maruyama und fand Nesutoro und Mari. Sie lehrten mich alles über den Geheimen Gott und schenkten mir die Wiedergeburt nach ihrem Brauch, durch Wasser. Ich nahm den Namen Tomasu an, nach dem Mann, den ich auf dem Rücken getragen hatte. Verzeihen Sie mir, Lord Otori. Ich kann nicht beiden dienen,

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