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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Nähe. Priester werden hier in den Wahnsinn getrieben. Sie töten sich oder laufen weg. Niemand wird uns stören und wenn jemand uns sieht, wird er uns für Geister halten.«
    Sie brachte eine Schüssel mit kaltem Wasser auf die Veranda und er wusch sich Gesicht, Hände und Füße.
    Â»Ich werde etwas zu essen machen«, murmelte sie. Nachdem sie gegangen war, zog er sich aus, trocknete sich und zog das geborgte Gewand an. Es war für einen kleineren Mann gemacht. Er gürtete es, so gut er konnte, steckte Jato in die Schärpe und verbarg sein Messer an der Brust. Es wurde kälter und trotz der trockenen Kleidung begann er zu schaudern.
    Er kehrte in den anderen Raum zurück und Lady Maruyama bedeutete ihm, sich zu setzen. Sie musste einpaar Sachen auf dem Packpferd mitgebracht haben, denn auf dem Boden lagen karmesinrote Seidenkissen, die bestimmt nicht zum Tempel gehörten. Ein Schwert lag neben ihr.
    Â»Danke für Ihre Nachricht«, sagte er. »Ich habe mit sehr großem Bedauern vom Tod Ihres Sohnes gehört, noch dazu so kurz nach dem Ihres Mannes.«
    Â»Davon werde ich Ihnen später erzählen«, erwiderte sie. »Auch Sie haben einen schrecklichen Verlust erlitten.«
    Â»Ich hatte das Gefühl, Sie haben das besser als jeder andere verstanden«, sagte er.
    Sie lächelte. »Ich hoffe, Sie haben nicht alle verloren, die Sie liebten.«
    Â»Nein«, antwortete er nach kurzem Nachdenken. »Mein Bruder lebt noch, ebenso meine Mutter, mein Lehrer. Ich habe mindestens einen Freund. Ich muss Ihnen für vieles danken«, fügte er hinzu. »Wenn Sie im vergangenen Jahr Iida unterstützt hätten, wären die Otori ganz vernichtet worden.«
    Â»Wir hatten eine Abmachung. Ich hatte Ihnen mein Wort gegeben. Nie werde ich mich mit den Tohan verbünden.«
    Â»Doch unser Freund Arai Daiichi dient nun den Noguchi, deren Name jetzt überall im Mittleren Land Verräter bedeutet.«
    Â»Arai blieb nichts anderes übrig, er hatte Glück, dass man ihn nicht zwang, sich das Leben zu nehmen. Ich glaube, er wartet ab, genau wie Sie. Wir bleiben in Verbindung, soweit es geht, durch Muto Shizuka.«
    Â»Sie war es, die uns an Iida verriet«, sagte Shigeru.»Vermutlich weiß Arai das nicht, denn sie sind immer noch zusammen und sie hat ihm einen Sohn geboren.«
    Â»Darüber sind Sie wütend!«
    Â»Ich bin über vieles wütend«, sagte Shigeru. »Ich muss mich in Geduld noch üben. Aber ich würde der Mutofrau durchaus zutrauen, uns wieder zu verraten. Erzählen Sie Arai nichts über dieses Treffen.«
    Sachie kam leise herein mit einem Tablett, auf dem zwei Schalen mit einer Art Eintopf standen, vor allem Gemüse, mit einem Ei gebunden. Gleich darauf kam sie mit einem Teekessel und Bechern zurück.
    Â»Es ist sehr einfach«, sagte sie entschuldigend. »Wir mussten alles auf den Pferden mitbringen. Aber Bunta wird uns mehr zu essen besorgen, wenn morgen der Regen aufhört.«
    Â»Ich sollte morgen nach Misumi zurückkehren«, sagte Shigeru.
    Â»Dann wollen wir rasch essen, denn wir haben viel zu besprechen«, erklärte Naomi.
    Er stellte fest, dass er großen Hunger hatte, und gab sich Mühe, langsam zu essen, während sie wenig zu sich nahm, als hätte sie kaum Appetit, und ihn die ganze Zeit beobachtete.
    Als sie fertig waren, nahm Sachie die Schalen mit sich. Der junge Mann, Bunta, brachte eine kleine Kohlenpfanne mit glühender Holzkohle und zog sich dann ebenfalls zurück. Es regnete weiter heftig, der Wind rauschte in den Zedern. Die Nacht brach herein. Das alte Gebäude war voll seltsamer Geräusche, als würden viele Geister mit heiseren Stimmen, den Mund voller Staub, miteinander reden.
    Lady Maruyama sagte: »Ich glaube, mein Sohn wurde ermordet.«
    Â»Wie alt war er?«
    Â»Acht Monate.«
    Â»Säuglinge sterben aus vielen Gründen«, entgegnete Shigeru. Viele Kinder bekamen erst nach dem zweiten Lebensjahr einen Namen, wenn ihre Chancen zu überleben, bis sie erwachsen waren, sicherer zu sein schienen.
    Â»Er war ein ungewöhnlich kräftiges Kind und niemals krank. Doch davon abgesehen bekam ich Warnungen, dass ich auf irgendeine Weise bestraft würde, wenn ich nicht die Wünsche der Familie meines verstorbenen Mannes erfüllen würde.« Ihre Augen glänzten jetzt stärker im Lampenlicht, doch sie redete ruhig und

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