Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels
und sie nach der Sänfte schicken lieÃ.
Das heiÃe Bad nach der schlaflosen Nacht hatte ihn müde gemacht. Seine Augen brannten und der Kopf fühlte sich fast unerträglich schwer an. Die Zeit in Katte Jinja kam ihm bereits wie ein Traum vor und sein gegenwärtiger Zustand wie das Ergebnis einer Besessenheit. Als er im Schloss ankam und aus der Sänfte stieg, fielen ihm wider Willen seines Vaters Worte vor fünf Jahrenein, die ihn davor gewarnt hatten, sich zu verlieben â und Matsuda Shingens Bemerkung, dass ebendiese Eigenschaft zu den Mängeln des Otoricharakters gehörte. Jetzt war er ihr ebenso erlegen; er hatte keine Ahnung, wohin ihn das bringen würde. Er wusste nur, dass es zu spät für eine Umkehr war.
Miyoshi Satoru, Kaheis Vater, begrüÃte ihn. Sie redeten eine Weile über Takeshi, der seit dem vergangenen Sommer bei den Miyoshi lebte. Lord Miyoshi sprach anerkennend über den jungen Mann, der unter ihm in der Schlosswache diente. Takeshi hatte seine Volljährigkeit gefeiert â es sah aus, als würde er sich beruhigen und festigen.
Sie gingen zusammen zur Residenz und Shigeru sah die Renovierungen, die so viel gekostet hatten und in der Stadt so verübelt worden waren. Das erinnerte ihn an die ständig erhöhten Steuern, die jeden trafen, selbst Terada und seine Fischer. Er musste mit seinen Onkeln darüber reden, er musste für sein Volk eintreten, seine Vorspiegelung aufrechterhalten ⦠sie wiedersehen.
Seine Onkel lieÃen ihn warten. Damit hatte er gerechnet und war nicht verärgert, er war eher dankbar, denn das gab ihm Zeit, ruhig zu sitzen, seine Atmung zu kontrollieren, seine Gedanken zu sammeln und seine Entschlossenheit zu stärken. Auch Miyoshi saà schweigend da, schaute auf, wenn Schritte im Raum oder auf der Veranda zu hören waren, und sah immer wieder kurz zu Shigeru hinüber, als wollte er sich für die Unhöflichkeit der Otorilords entschuldigen.
SchlieÃlich erschien der Haushofmeister und geleitete Shigeru unter vielen Entschuldigungen in denEmpfangsraum. Der Mann war ein älterer Gefolgsmann, der Lord Shigemori gedient hatte, Shigeru kannte ihn gut. Er glaubte Verlegenheit in seinem Verhalten zu erkennen und bedauerte wieder die Enttäuschung und Schande, die er über so viele im Otoriclan gebracht hatte. Er wünschte, er könnte diesem Mann und so vielen anderen seine absurde Dankbarkeit darüber ausdrücken, dass sie treu seinen Onkeln dienten und die Otori unterstützten, bis Iida tot und Shigeru wieder der Anführer des Clans war.
Der ältere Onkel Shoichi saà auf dem ehemaligen Platz von Shigerus Vater, sein jüngerer Bruder Masahiro dort, wo Shigeru links von Lord Otori zu sitzen pflegte. Shigeru mochte Shoichi weder, noch bewunderte er ihn, aber diese Gefühle waren von kalter Gleichgültigkeit im Vergleich zu dem Hass, den Masahiro wegen seiner Verführung Akanes in ihm weckte. Jetzt zeigte er nichts von diesen Gefühlen, er begrüÃte seine Onkel lediglich mit den üblichen Phrasen, verbeugte sich bis zum Boden und richtete sich erst auf, als Shoichi seinen Gruà erwiderte und ihm sagte, er solle sich setzen.
Sie tauschten Erkundigungen nach Gesundheit und Familien sowie Kommentare über das schöne Wetter, den Sommerbeginn und andere harmlose Angelegenheiten aus. Shigeru berichtete mit einer gewissen Ausführlichkeit über seine landwirtschaftlichen Experimente, wobei er sich erlaubte, begeistert von den Möglichkeiten der Sesamernte und der Notwendigkeit guter Düngung zu erzählen. Als er seine Theorien über die ideale Benutzung von Pferdekot erklärte, unterbrach ihn Lord Shoichi.
»Ich bin überzeugt, dass alle Bauern des Clans von Lord Shigerus Weisheit in solchen Dingen ihren Nutzen ziehen, aber wir haben heute wichtigere Dinge mit dir zu besprechen.«
»Bitte sprich, Onkel. Verzeih, dass ich so ermüdend war. Ich werde leicht zum Langweiler mit meinen Steckenpferden, ich weiÃ.«
»Ich nehme an, diese Reise mit Terada kürzlich galt einem anderen Steckenpferd?«, fragte Masahiro und lächelte unangenehm.
Sein Gesichtsausdruck machte Shigeru beklommen. Masahiros geiler Charakter schärfte seinen Spürsinn für geheime Liebesbeziehungen. Wenn er sie erwähnt, bringe ich ihn auf der Stelle um und dann mich. Er zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln.
»In der Tat, das
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