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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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geantwortet? Ist es bereits entschieden?«
    Â»Nein, wir dachten, wir besprechen es zuerst mit dir.«
    Â»Ihr dürft das nicht tun«, sagte Shigeru eindringlich. »Es bringt den Otoriclan in einen nicht zu vertretenden Nachteil gegenüber den Tohan. Iida hat kein Recht, das jetzt zu verlangen, es war nicht Teil der Kapitulationsvereinbarung. Er versucht euch einzuschüchtern. Ihr dürft ihm nicht nachgeben.«
    Â»Das war auch Lord Miyoshis Meinung«, sagte Shoichi.
    Â»Früher oder später werden wir ein enges Bündnis mit den Tohan schließen müssen«, wandte Masahiro ein.
    Â»Dazu würde ich nicht raten.« Shigeru versuchte seinen Zorn zu verbergen.
    Â»Aber du verstehst mehr von der Landwirtschaft als von Politik, Shigeru. Und du bist bestimmt erfolgreicher mit deinen Ernten, als du auf dem Schlachtfeld warst.« Shoichi lächelte ein wenig. »Lass uns eine Abmachung treffen. Beschränke du dich weiter auf deine Geister und deinen Sesam und Takeshi bleibt in Hagi.Wenn dein Verhalten uns irgendwelche Sorgen bereitet, geht dein Bruder nach Inuyama.«
    Shigeru zwang sich zu einem Lächeln. »Das sind meine einzigen Interessen, ich muss also auf die Gesellschaft meines Bruders nicht verzichten. Danke, Onkel, für eure Weisheit und Güte.«
    Seine Mutter befragte ihn genau über das Treffen, als er nach Hause zurückkehrte. Er erzählte ihr von Terada und dem Vorschlag einer Heirat, verschwieg ihr aber, was seine Onkel über Takeshi gesagt hatten. Doch später in der Nacht vertraute Shigeru Ichiro alles an, was besprochen worden war, und der Alte schrieb darüber einen Bericht, den er in einer der vielen Truhen verstaute, die den Raum füllten.
    Â»Sie wirken wie ein anderer Mann, wenn Sie hier hereinkommen«, sagte er mit einem Blick auf Shigeru.
    Â»Was meinst du damit?«
    Â»Lord Shigeru, ich habe Sie schon als Kind gekannt, habe Sie aufwachsen sehen. Ich weiß, was Ihr wahres Selbst ist und wann Sie eine Rolle annehmen.«
    Â»Mein Bruder ist jetzt die Geisel meines Rollenspiels«, sagte Shigeru und seufzte tief.
    Â»Ich bin froh, dass Ihnen meine Unterweisungen nützen«, sagte Ichiro mehrdeutig. »Besonders die über die Kunst der Geduld.«
    Ichiro sagte nichts mehr über das Thema, aber für Shigeru war es in den kommenden Monaten ein Trost zu wissen, dass wenigstens sein Lehrer seine geheimen Motive verstand und sie billigte.
    Im sechsten Monat kam aus Inuyama die Nachricht von der Geburt eines Sohnes von Iida Sadamu. Offizielle Feierlichkeiten wurden in Hagi abgehalten und üppige Geschenke nach Inuyama geschickt. Shigeru jubelte insgeheim, denn wenn Iida von seiner Frau einen Erben bekommen hatte, gab es für ihn keinen Grund, sich von ihr scheiden zu lassen und anderswo eine Gemahlin zu suchen.
    Die Regenzeit kam, gefolgt von Hochsommertagen. Shigeru war ganz damit beschäftigt, die Ernte zu überwachen, er stand früh auf und legte sich spät schlafen. Wenn er Zeit hatte, sammelte er weitere Geistergeschichten – und Menschen, die von diesem Interesse erfuhren, bemühten sich, ihm neues Material zu bringen oder verwünschte Orte vorzuschlagen, die er besuchen konnte. Im Herbst, als die Taifune abgeflaut waren, reiste er ein paar Tage nördlich von Hagi an der Küste entlang, hielt sich in jedem Dorf und jedem Tempel auf und hörte sich die örtlichen Legenden und Volksmärchen an. Mit der Reise wollte er zum einen seine neue Rolle festigen, zum anderen prüfen, wie weit er frei reisen könnte, ohne erkannt oder verfolgt zu werden. Hauptsächlich wollte er aber etwas gegen seine Unruhe tun, denn die Monate seit seinem letzten Treffen mit Naomi vergingen ohne ein Wort von ihr, ohne eine Möglichkeit, mit ihr in Verbindung zu kommen. In der Nacht vor dem Vollmond im neunten Monat kam er mit mehreren guten Geschichten zurück. Er war sich ziemlich sicher, dass ihm niemand gefolgt war, und schrieb sie gerade auf, als Chiyo an die Tür kam und sagte: »Dieser Freund von Lord Shigeru, der sonderbare, istam Tor. Möchten Sie ihn heute Abend sehen oder sollen wir ihm sagen, er soll morgen wiederkommen?«
    Â»Muto Kenji?«, fragte Shigeru erfreut, denn seit Kenjis letztem Besuch war mehr als ein Jahr vergangen. »Bring ihn sofort herein, bring auch Wein und bereite etwas zu essen zu.«
    Â»Wollen Sie hinaufgehen?«, fragte Chiyo.
    Â»Nein, lass ihn hier

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