Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels
stimmt«, antwortete er. »Ich interessiere mich für die Techniken des Fischfangs. Terada zeigte mir ihre besten Fischgründe, ihre Netze, ihre Methoden, den Fang haltbar zu machen, sowohl durch Einsalzen wie durch Kühlung. Und sein Sohn lehrte mich ein paar nützliche Knoten.« Er zog die Schnur aus seinem Gewand und zeigte ihnen Fumios Tricks. »Nett, nicht wahr? Du solltest dich von mir unterweisen lassen, Onkel, dann kannst du deine Kinder unterhalten.« Er drehte die Schnur geschickt zu dem Muster, das Fumio den Helm nannte, und zeigte es. »Natürlich war das nicht der einzige Zeitvertreib. Ich verbrachte einige Tage in einem verwunschenen Schrein und sammelte gute Erzählungen für meine Sammlung.«
»Deine Sammlung?«, wiederholte Lord Shoichi ziemlich überrascht.
»âºAlte Geschichten von Erscheinungenâ¹. So will ich sie nennen. Es wird eine Sammlung von Geistergeschichten aus den Drei Ländern sein. Solche Geschichten werden zumeist mündlich überliefert. Manche sind sehr alt, ich glaube nicht, dass sie je aufgeschrieben worden sind.«
»Du kommst nach deinem Vater.« Masahiro grinste. »Er glaubte auch an das Ãbernatürliche in Zeichen und Erscheinungen.«
»Ich bin meines Vaters Sohn«, antwortete Shigeru leise.
»Terada scheint täglich einflussreicher zu werden.« Shoichi beugte sich vor und musterte Shigeru prüfend. »Hast du irgendwelche Untreue uns gegenüber bemerkt?«
»Bestimmt nicht«, antwortete Shigeru. »Er ist so loyal gegenüber dem Clan wie jeder in Hagi. Aber die zunehmende Besteuerung widert ihn an. Er macht gern einen kleinen Gewinn â wenn das Schloss ihm zu viel Geld abnimmt, wird er zum Widerstand geradezu gezwungen.« Er sprach ruhig und vernünftig in der Hoffnung, seine Onkel würden den Sinn seiner Ausführungen einsehen. »Es ist nicht nötig, mehr als dreiÃig Teile von hundert von den Einwohnern zu nehmen, von Händlern, Bauern oder Fischern. Wenn wir unsere Energie darauf konzentrieren, für die Verbesserung unserer Ernten, unserer kleinen Industrien und unserer Fänge aus dem Meer zu arbeiten, hat jeder etwas davon und die Steuern können sogar herabgesetzt werden.«
Er meinte ernst, was er sagte, doch er nutzte die Gelegenheit, ein wenig mehr über Düngung und Bewässerung einzuflechten. Er sah, wie ihre Blicke wieder spöttisch und gelangweilt wurden. SchlieÃlich unterbrach ihn Masahiro. »Shigeru, du wirst zu einsam.«
»Beinah ein Einsiedler«, stimmte Shoichi zu.
Shigeru verneigte sich und sagte nichts.
»Es gäbe keine Einwände, wenn du wieder heiraten würdest«, sagte Shoichi. »Suchen wir dir doch eine Frau.«
Shigeru sah darin eine entscheidende Wendung und jauchzte innerlich. Wenn seine Onkel ihm erlaubten zu heiraten und Kinder zu haben, war das der Beweis dafür, dass sie ihn jetzt als harmlos betrachteten und von der Rolle überzeugt waren, die er gespielt hatte.
»Ihr seid sehr gütig«, sagte er. »Aber ich habe mich vom Tod meiner Frau noch nicht erholt und möchte die Verantwortung einer Heirat nicht auf mich nehmen.«
»Nun, denk an unser Angebot«, sagte Masahiro. »Ein Mann kann nicht ohne Frauen leben.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und warf Shigeru einen verschwörerischen Blick zu, der Shigerus Hass erneut auflodern lieÃ.
Ich werde ihn umbringen, gelobte Shigeru innerlich. Ich werde vor einem seiner Schlupfwinkel auf ihn warten und ihn erschlagen.
»Als Nächstes müssen wir über deinen Bruder sprechen«, sagte Shoichi.
»Ich glaube, Lord Miyoshi freut sich über Takeshis Verhalten«, sagte Shigeru.
»Er scheint endlich ruhiger geworden zu sein«, sagte Shoichi. »Gegenwärtig kann ich mich nicht über ihn beklagen, obwohl ich glaube, Lord Masahiro sieht das vielleicht anders.«
»Takeshi ist meiner Meinung nach immer ein Problem gewesen«, murmelte Masahiro. »Nicht mehr als gewöhnlich in letzter Zeit. Trotzdem wird es angenehm sein, wenn wir ihn eine Zeit lang lossind.«
»Er soll fortgehen?«, fragte Shigeru.
»Lord Iida hat vorgeschlagen, dass er für ein paar Jahre nach Inuyama kommen soll.«
»Iida will Takeshi als Geisel?«
»Es ist nicht nötig, das so grob auszudrücken, Shigeru. Es ist eine groÃe Ehre für Lord Takeshi.«
»Habt ihr schon
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