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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Männer auf ihn warteten, und davonreiten. Niemand würde ihn aufhalten.
    Als die Glocke um Mitternacht läutete, hatte der Regen aufgehört, allerdings war es immer noch sehr schwül. Shigeru fühlte sich klebrig vom Schweiß und unbehaglich; seine Augen brannten, er war durch und durch unruhig. Moskitos summten um ihn herum, als er vom Abtritt zurücklief. Eulen riefen und Sterne erschienen am Himmel, als sich die Wolken teilten. Der Morgen war noch mehrere Stunden entfernt. Wenn es nicht regnete, arbeiteten sie heute vielleicht im Freien – aber das war ihm gleichgültig. Er würde sich nicht davonstehlen wie ein Dieb, sondern einfach gehen.
    Nach der Meditation wollte er seine eigenen Sachen anziehen, aber sie wurden anderswo aufbewahrt. Er dachte daran, nach ihnen zu schicken, entschied sich jedoch dagegen. Er ging in die Unterrichtshalle, um dem Meister mitzuteilen, was er tun wollte. Die anderen Jungen bereiteten ihre Tuschsteine für die Schreibübungen vor.
    Der Ältere ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. »Setzen Sie sich nicht, Lord Shigeru. Sie sollen heute zu Matsuda.«
    Â»Wozu?«, fragte Shigeru etwas unhöflich, diese plötzliche Störung seiner Pläne verwirrte ihn.
    Â»Das wird er Ihnen sagen.« Der Ältere lächelte ihm zu und griff nach der Rolle fürs Diktat.
    Â»Fangt an zu schreiben«, sagte er zu den anderen Novizen. »Die Ursachen menschlichen Leidens sind vielfältig …«
    Â»Wo finde ich ihn?«, fragte Shigeru.
    Â»Er erwartet Sie in seinem Zimmer auf der anderen Seite des Klosters. Das dritte links. Wer richtig lebt, ist wach; der Narr schläft, als wäre er schon tot .« Einer der Jungen unterdrückte ein Gähnen.
    Als Shigeru hinausging, hörte er, wie der Lehrer fortfuhr: »Doch der Meister ist wach und er lebt ewig.«
    Â»Ah, Lord Shigeru.« Matsuda war auf den Füßen und in Reisekleidung. »Der Regen hat aufgehört. Wir können heute aufbrechen.«
    Â»Meister, wohin gehen wir?«
    Â»Zum Studium der Schwertkunst. Hat Ihr Vater Sie nicht deshalb hergeschickt?« Ohne auf eine Antwort zu warten, deutete er auf die beiden Holzstangen am Boden. »Nehmen Sie die mit.«
    Als Shigeru ihm um das Kloster herum zum Eingang folgte, sagte Matsuda über die Schulter: »Aber vielleicht haben Sie ja beschlossen, uns zu verlassen.«
    Sie blieben beide am Rand der Bretter stehen, um in ihre Sandalen zu schlüpfen. Matsuda hob sein Gewand und steckte den Saum in seine Schärpe, sodass die nackten Beine zu sehen waren.
    Â»Am besten machen Sie es genauso«, sagte er. »Sonst werden Ihre Sachen durchweicht. Haut trocknet schneller als Stoff.«
    Der Kies des Hofs war von Pfützen übersät und die Erde roch nach Schlamm und Regen. Hinter dem Tor leuchtete das Moos des nächsten Hofs grün. Wasser tropfte noch vom Stroh der älteren Dächer, doch der Himmel zwischen den jagenden grauen und weißen Wolken war von tiefem sommerlichem Blau.
    Â»Nun?«, fragte der Alte und schaute Shigeru ins Gesicht.
    Â»Ich wäre nicht abgereist, ohne Sie zuvor um Rat zu fragen.«
    Â»Sie sind der Erbe des Clans, Lord Otori. Sie können tun, was Sie wollen. Sie haben es nicht nötig, einen alten Narren wie mich um Rat zu fragen.«
    Shigeru spürte, wie ihm das Blut in Hals und Wangen stieg. Es gab nichts, was er sagen konnte. Entweder er wurde wütend und reiste ab, oder er folgte Matsuda sanftmütig. Er schluckte seinen Zorn hinunter, der ihm den Rachen zu versengen schien.
    Â»Sie haben mir eine große Ehre erwiesen, als Sie einverstanden waren, mich zu unterrichten«, sagte er. »Ich meine, ich bin ein viel größerer Narr, als Sie je gewesen sind.«
    Â»Möglich, möglich«, knurrte der Alte und lächelte vor sich hin. »Aber schließlich sind wir mit fünfzehn alle Narren.« Er rief und ein Mönch kam aus der Küche über den Hof. Er trug eine Tragstange mit zwei Bündeln daran, Feuer in einem kleinen Eisentopf und einen Bambuskorb.
    Â»Nehmen Sie die.« Matsuda deutete auf die Bündel. Er selbst griff nach dem Eisentopf und dem Korb, wobei er anerkennend schnupperte.
    Shigeru hob sich die Tragstange auf eine Schulter, die beiden Holzstangen auf die andere. Der Mönch kam mit zwei konisch geformten Strohhüten zurück, die er ihnen auf den Kopf setzte.
    Auch wenn er der Erbe des Clans war, mit

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