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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Sommergras zu äsen. Aber abgesehen von den Dorfbewohnern, die nach dem Totenfest mit Gurken, Aprikosen und Sommergemüse herüberkamen, sahen sie keine Menschen.
    Doch eines Tages bei Sonnenuntergang, als sie dieVorteile der Abendkühle für ein Gefecht mit den Holzstangen nutzten, hörten sie die ungewohnten Geräusche von Pferden, die den Weg heraufkamen. Matsuda forderte Shigeru durch eine Geste auf innezuhalten. Beide drehten sich um und sahen zwei Reiter in leichtem Galopp zur Hütte heraufkommen.
    Shigeru hatte kein Pferd mehr gesehen, seit er sein eigenes zurückgelassen hatte und zu Fuß zum Tempel gegangen war. Es war etwas fast Befremdliches an den beiden schnaubenden Geschöpfen mit Kriegern auf dem Rücken. Beide waren dunkelbraun mit schwarzen Beinen, Mähnen und Schwänzen. Die Reiter trugen schwarz und golden verzierte Brustpanzer und auf dem Rücken das dreifache Eichenblatt der Tohan.
    Der Anführer zügelte sein Pferd und rief einen Gruß. Matsuda erwiderte ihn ruhig. Shigeru, der die Stimmungen seines Lehrers mittlerweile gut zu lesen wusste, sah seine leichte Anspannung: Die Füße suchten einen sicheren Stand und die Hand griff fester um die Stange.
    Â»Ich bin Miura Naomichi«, sagte der Mann, »von den Tohan in Inuyama. Mein Begleiter ist Inaba Atsushi. Ich suche Matsuda Shingen.«
    Â»Sie haben ihn gefunden«, sagte Matsuda gelassen. »Steigt ab und sagt mir, was euer Anliegen ist.«
    Miura sprang gewandt ab, sein Begleiter stieg ebenfalls ab und nahm die Zügel beider Pferde, während Miura vortrat und sich leicht verbeugte.
    Â»Lord Matsuda. Ich bin froh, Sie bei einer Unterweisung gefunden zu haben. In Inuyama ließ man uns glauben, Sie hätten das Unterrichten aufgegeben. Eine andere Erklärung schien es nicht zu geben, denn Lord Iida,der Anführer der Tohan, befahl Ihnen ausdrücklich, zu kommen und seine Söhne zu unterrichten.«
    Â»Ich bin dankbar für Lord Iidas Meinung über mein Können, doch ich bin nicht verpflichtet, einem Befehl von ihm zu gehorchen. Es ist weithin bekannt, dass meine Loyalität immer den Otori galt. Außerdem ist Lord Sadamu ein wenig zu alt für meine Unterweisung und ich bin sicher, dass er bereits von Inuyamas größten Schwertkämpfern wie Lord Miura selbst nur Nützliches gelernt hat.«
    Â»Es schmeichelt mir, dass Sie mich kennen, doch Sie müssen auch wissen, dass mein Ruf in den Drei Ländern nichts ist im Vergleich zu Ihrem.«
    Shigeru hörte Arroganz hinter der falschen Bescheidenheit heraus. Er glaubt nicht, was er sagt. Er glaubt, dass er besser ist als Matsuda. Er ist beleidigt, weil Iida Matsuda für die Unterweisung ausgesucht hatte … Er ist hergekommen, um ihn herauszufordern. Einen anderen Grund kann es nicht geben.
    Â»Nun, es ist eine Freude, Sie zu treffen«, sagte Matsuda scheinbar freundlich. »Wir leben hier sehr einfach, aber Sie sind eingeladen, mit uns zu teilen, was wir haben …«
    Miura unterbrach ihn. »Ich bin nicht so weit hergekommen, um Tee zu trinken und Gedichte zu machen. Ich bin gekommen, um Sie herauszufordern: erstens, weil Sie den Tohanclan beleidigt haben, indem Sie die Einladung meines Herrn ablehnten, und zweitens, weil Lord Iida bei einem Sieg über Sie wissen wird, dass er Lehrer für seine Söhne nicht unter den Otori suchen muss.«
    Â»Ich bin nicht länger ein Krieger«, sagte Matsuda,»nur ein Mönch, der nicht mehr kämpft. Ich habe keine Waffe hier außer den Übungsstangen. Eine Beleidigung war nicht beabsichtigt.«
    Â»Nehmen Sie mein Schwert und ich werde mit dem von Inaba kämpfen, das macht uns gleich stark.« Miura zog das Schwert aus der Scheide und trat einen Schritt vor. »Entweder wir kämpfen oder ich erschlage Sie jetzt sofort, Sie und Ihren Schüler. Kämpfen Sie mit mir und ich werde ihn verschonen, wie der Kampf auch ausgeht.«
    Es war klar, dass der Krieger sich nicht umstimmen ließ. Shigeru spürte, wie sein Herz schneller schlug. Er packte seine Stange fester und bewegte leicht die Füße, als ihm die Strahlen der untergehenden Sonne über die Schulter fielen.
    Matsuda sagte: »Wenn Sie auf meinen Schüler so viel Rücksicht nehmen, dann können Sie auch mit ihm kämpfen.«
    Höhnisch erwiderte Miura: »Jungen oder Novizen fordere ich nicht heraus.«
    Matsuda wandte sich mit konventioneller

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