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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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zurückfuhr und wieder zustach, diesmal oben in den Hals, während Miura vorwärtsfiel. Shigeru spürte eine ungeheure Qual, als das Blut aus dem Hals schoss und aus dem Bauch schäumte, Qual und Schmerz über die Hinfälligkeit des Körpers und des Lebens, das in ihm wohnte. Es schien erschreckend, wie schnell ein Mensch vom Leben zum Tod kam, eine jähe Reise, von der es keine Rückkehr gab. Er wünschte, er könnte die Zeit zurückdrehen zu einer Welt, in der Miura und Inaba nie bei Sonnenuntergang zu diesem einsamen Schrein geritten kamen, doch er wusste, dass er es akzeptieren musste: Miura war hergekommen, um den Tod zu finden, der ihm durch Shigerus Hand bestimmt war.
    Â»Lord Miura!«, schrie Inaba, ließ die Zügel fallen und rannte vorwärts. Die Pferde bäumten sich auf beim Geruch des Blutes und trotteten über die Lichtung davon, das eine wieherte laut und rollte die Augen.
    Miura starb, ohne noch etwas zu sagen.
    Ich habe getötet, dachte Shigeru ohne Freude oder Stolz, eher mit einem Gefühl von Angst und Schwere, als hätte er die Leichtigkeit der Jugend verloren und das Erwachsensein mit allen seinen Bürden angenommen.
    Matsuda hob Inabas Schwert vom Sand auf. »Lord Shigeru, fangen Sie die Pferde ein, bevor sie davonlaufen. Inaba, nimm den Kopf deines Herrn und bring ihn zurück nach Inuyama. Ich erwarte, dass du einen genauen Bericht seines Todes gibst, der nicht ohne Ehre war.«
    Shigeru sprach beruhigend mit den Pferden, damit sie sich einfangen ließen, als er den Schlag hörte, der den Kopf vom Körper trennte. Matsuda holte Wasser von der Quelle, wusch das Blut aus dem Gesicht und wickelte den Kopf in ein Tuch aus der Hütte, wobei er sich für die armselige Beschaffenheit des Stoffs entschuldigte.
    Inabas Augen glänzten vor Erregung, doch er sagte nichts. Er hob einen Behälter vom Sattelriemen und legte den Kopf ehrfürchtig hinein. Dann nahm er die Scheide von Miuras Gürtel, wischte das Schwert ab, prüfte die Klinge und steckte es wieder in die Scheide.
    Â»Lord Otori.« Er verbeugte sich vor Shigeru und legte das Schwert vor ihm auf den Boden.
    Â»Du kannst den Körper nach Terayama bringen«, sagte Matsuda. »Man wird sich dort um ein Begräbnis kümmern.«
    Â»Nein!«, sagte Inaba. »Lord Miura darf nicht bei den Otori liegen. Ich werde ihn in den Osten mitnehmen. Wenn ich ihm diesen letzten Dienst erwiesen habe, werde ich ihm in den Tod folgen.«
    Â»Wie du willst.« Matsuda half dem Mann, den Körper auf das Pferd zu binden, während Shigeru das zitternde Tier festhielt und beruhigte.
    Inaba stieg auf und ritt langsam den Hang hinab. Nach ein paar Minuten verklangen die Hufschläge. Die Sonne war jetzt untergegangen, doch es war noch nicht dunkel.
    Â»Gehen Sie und reinigen Sie sich«, sagte Matsuda zu Shigeru. »Wir werden für den Toten beten.«
    Als das Licht schwand und die Sterne zu funkeln begannen, sang der Alte das Sutra für den Toten, die alten Worte wirkten wie ein Band zwischen Erde und Himmel, zwischen dieser Welt und der nächsten.
    Später sagte Matsuda: »Ich wusste, dass Sie nicht in Gefahr waren.«
    Â»Das hätten Sie nie zugelassen«, erwiderte Shigeru. »Das hat mir Zuversicht gegeben.«
    Â»Sie haben es gut gemacht. Miura war ein ausgezeichneter Kämpfer und ein guter Lehrer. Sadayoshi hätte ihn nicht beleidigen sollen.«
    Â»Mir kam es fast so vor, als hätten Sie das geplant«, wagte Shigeru zu sagen.
    Matsuda antwortete: »Ich würde nie den Tod von jemandem planen – das brauche ich nicht, denn das Schicksal bringt uns alle zu dieser letzten Begegnung. Aber wenn ich es gewollt hätte, dann hätte ich es nicht besser einrichten können.«
    Der nächste Tag war noch heißer, das Sonnenlicht hatte die gleiche bronzefarbene Tönung und die Luft war drückend schwer und still, als hielte der Himmel denAtem an. Die Zikaden zirpten immerzu, doch alle Vögel schien die Hitze zum Schweigen gebracht zu haben.
    Nach den Morgenübungen, nach denen sogar Matsuda schweißgebadet war, verbrachten sie den übrigen Tag in stiller Meditation. Am Abend sagte Matsuda: »Ich glaube, wir gehen zum Tempel zurück. Unsere Arbeit hier scheint vollendet und ich habe das Gefühl, ich werde gebraucht. Sie müssen auch Ihre Studien wieder aufnehmen, bevor Sie vergessen, wie man schreibt.«
    Sie

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