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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Förmlichkeit an Shigeru. »Lord Otori, nehmen Sie Lord Miuras Schwert.«
    Shigeru verbeugte sich ebenso förmlich, reichte die Stange seinem Lehrer und trat vor. Als er so unbewaffnet vor Miuras Schwert stand, spürte er seine eigene Verwundbarkeit. Er verbarg sie, indem er den Krieger ruhig betrachtete und seine Stärke einschätzte.
    Miura war ein wenig kleiner als er, zehn oder fünfzehn Jahre älter und viel breiter in den Schultern. An Armen und Beinen hatte er harte Muskeln. Shigeru nahm an, dass sich seine Technik mehr auf Kraft als auf Geschwindigkeit stützte. Seine Reichweite würde begrenzt sein. Miura war stärker, doch er war nicht von Matsuda Shingen unterwiesen worden.
    Â»Lord Otori?«, sagte Miura überrascht. »Der älteste Sohn? Shigeru?«
    Â»Lord Otori ist der einzige Mann, der mich je übertroffen hat«, sagte Matsuda ruhig.
    Und das war ein weiterer Vorteil. Miura war beunruhigt durch die Situation, die sich jetzt ergeben hatte und in die er durch seine eigene Überheblichkeit geraten war. Matsuda herauszufordern und zu töten war eine Sache, den Erben des Otoriclans umzubringen eine ganz andere. Es mochte Sadayoshis und Sadamus geheimen Wünschen entsprechen, aber es konnte von ihnen nie öffentlich geduldet oder von den Otori verziehen werden. Es würde die Drei Länder sofort in den Krieg stürzen. Miuras Leben und das seiner Familie wären verwirkt.
    Gut , dachte Shigeru. Je eher wir die Tohan bekämpfen, umso wahrscheinlicher ist es, dass wir sie besiegen. Mein Vater hat noch einen Sohn. In diesem Augenblick erschien es ihm plötzlich wie ein guter Tod und er wählte ihn entschlossen, ohne auf die Zukunft zu schauen oder in der Vergangenheit zu verweilen.
    Â»Geben Sie mir Ihr Schwert«, sagte er.
    Â»Sie lassen einen Jungen an Ihrer Stelle kämpfen?« Miura versuchte Matsuda unter Druck zu setzen.
    Â»Wie ich schon sagte, Lord Otori ist mir überlegen. Wenn Sie ihn besiegen, besiegen Sie mich. Dann können Sie mir ruhig das Leben nehmen, so wertlos, wie es ist. Alle Beleidigungen, die Sie sich einbilden, werdengetilgt sein. Und ich muss nicht nach Inuyama. Geben Sie Lord Otori Ihr Schwert, wie Sie vorgeschlagen haben. Es kommt mir völlig gerecht vor, es sei denn, Sie üben häufig mit dem Schwert Ihres Gefolgsmannes.«
    Â»Ich habe es nie in Händen gehalten«, entgegnete Miura.
    Der Austausch von Worten war damit beendet. Shigeru nahm Miuras Schwert in beide Hände, trat zur Seite und betrachtete es aufmerksam. Die Schneide war einwandfrei, der gebogene Stahl perfekt geschliffen. Es war ein wenig schwerer als sein eigenes, Miuras Umfang entsprechend, aber es lag gut in der Hand und es reagierte auf seinen Griff. Er machte ein paar schnelle Stöße durch die Luft und hörte den Stahl singen, als das Schwert lebendig wurde. Absichtlich wählte er diese einfachen, elementaren Übungen, weil er wusste, dass Miura ihn beobachtete; er wollte ihn weiter im Unklaren lassen und hoffte, ihm ein übersteigertes Selbstbewusstsein einzuflößen.
    Shigeru spürte das Vertrauen seines Lehrers und er hatte das gleiche Vertrauen zu ihm. Er wusste, Matsuda würde ihn keinem tödlichen Risiko aussetzen, eher hätte er sich selbst mit Miura geschlagen.
    Sie standen einander auf dem sandigen Boden gegenüber. Inaba führte die Pferde ein kurzes Stück weg und stellte sich zwischen sie. Matsuda stand auf der anderen Seite der Lichtung. Er sagte nichts, doch seine Augen waren unentwegt auf Shigeru gerichtet.
    Es war schnell vorbei. Miura begann mit einem konventionellen Angriff, den Attacken ähnlich, die Shigeru von seinem Lehrmeister im Schwertkampf in Hagi, vonIrie Masahide, gelernt hatte. Miura war kräftig, aber langsam und nicht ganz bei der Sache, genau wie Shigeru erwartet hatte. Shigerus Erziehung und sein Training hatten ihn auf diesen Moment vorbereitet. Er hatte gewusst, dass er kommen würde, und er war dafür bereit. Er hatte sich nicht danach gesehnt, doch ebenso wenig wich er ihm aus. Shigeru antwortete auf den Angriff mit einem Täuschungsmanöver, das aussah, als würde er die gerade noch geübte elementare Bewegung wiederholen, und als Miura reagierte, wandte er sich der anderen Seite zu und fand die ungeschützte Stelle zwischen Brust und Leiste.
    Er war überrascht, wie leicht die Klinge durch Kleidung und Fleisch schnitt, wie schnell sie

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