Der Clan der Vampire (Venedig 1 & 2)
„Ich muss zurück, bevor sie erwacht.“
Dante stieß einen resignierten Atemzug von sich. „Ich glaube, du solltest sie verlassen. Wir brauchen sie nicht, um an Massimo heranzukommen. Jetzt, da wir seinen Namen und seinen Aufenthaltsort kennen, ist es nicht notwendig, dass du dich weiter an sie fesselst. Sie wird dich nur in Gefahr bringen.“
Raphael knurrte. „Sie gehört mir. Und daran wird sich nichts ändern.“
17
Raphael wusste, dass er sich ernähren musste. Er schälte sich aus den Armen seiner schlafenden Frau und glitt aus dem Bett. Vielleicht hätte er ihr Angebot, Giovannis Schlafgemach zu beziehen, annehmen sollen, doch er wollte nicht ohne sie schlafen und sie nur besuchen, um Liebe mit ihr zu machen. Es gefiel ihm, sie nachts in seinen Armen zu halten, wenn sie schlief. Das beruhigte ihn.
So leise wie möglich schnappte er seine Kleider vom Stuhl, verließ die Kammer und schloss die Tür lautlos hinter sich. Er fühlte sich wie ein Dieb, als er sich im Flur anzog, doch wenn er sich jetzt nicht auf Beutezug machte, würde er seine Frau ihres Blutes wegen anfallen.
Lorenzos Angebot in der letzten Nacht, sich an dessen weiblichem Opfer zu laben, hatte einen gewissen Reiz gehabt, aber der Gedanke, eine andere Frau zu berühren, widerte ihn regelrecht an. Es war besser, seine Fänge in einen Mann zu schlagen. Das fühlte sich weniger wie Untreue an. Die Tatsache, dass er solche Gedanken überhaupt hegte, machte ihm Angst. Er war noch nie ein Mann gewesen, der einer Frau treu gewesen war, doch Isabella treu zu sein, war ihm sehr wichtig. Sie verdiente es. Er wollte, dass diese Ehe funktionierte.
Raphael schlich sich aus dem Haus und zog leise die Tür hinter sich zu. Der Vollmond überflutete die engen Gassen mit Licht. Zu viel Licht für seinen Geschmack. Er bevorzugte mehr Dunkelheit, das machte es einfacher, sich zu verbergen. Aber heute hatte er keine andere Wahl. Sein Hunger diktierte seine Handlungen.
In der Nacht, nachdem er und Isabella in seinem eigenen Haus geblieben waren, hatte er sich das letzte Mal ernährt. In den letzten drei Tagen hatte sich sein Hunger aufgestaut. Mehr als üblich. Die Tatsache, dass er mehrmals täglich und nachts mit seiner leidenschaftlichen Frau Liebe machte, war einer der Gründe dafür. Sie raubte ihm all seine Kraft, aber er konnte nichts dagegen tun. Er konnte nicht von ihren Kurven ablassen, wenn ihn der Drang überkam. Ihre Röcke in dem Arbeitszimmer hochzuwerfen, war nur der Anfang gewesen.
Während des Tages nahm er sie schnell und hart, aber nachts, wenn sie sich in ihr Schlafgemach zurückgezogen hatten, nahm er sich Zeit und liebte sie zärtlich, mit Worten, mit streichelnden Händen und weichen Küssen. Er wusste nicht, was Isabella besser gefiel, wenn er sie an jedem erdenklichen Ort in ihrem Haus vernaschte, oder wenn er ihren Körper nachts verehrte.
Manchmal blickte sie ihn an wie ein verängstigtes Reh, aber in dem Moment, wenn er seine Hände auf ihren Körper legte, verschwand dieser Gesichtsausdruck und wurde von einem Funkeln in ihren Augen ersetzt, das er angefangen hatte zu lieben. Sofort nach seiner Fütterung würde er nach Hause zurückkehren und Isabella dadurch aufwecken, dass er Liebe mit ihr machte.
Raphael seufzte und richtete seinen Blick auf etwas, das sich vor ihm bewegt hatte. Ein Mann, der eine Gasse entlang torkelte. Der Duft, der von ihm ausging, bestätigte, dass er betrunken war. Das machte es noch einfacher. Er würde sein Opfer nicht einmal in seinen Bann ziehen müssen, um sich ihm zu nähern und sich von ihm zu ernähren. Der Betrunkene würde sich an nichts erinnern. Und der Alkohol, der im Blut des Mannes schwamm, würde Raphael nichts anhaben können.
Raphael näherte sich dem Menschen. „Guten Abend, mein Freund.“
Der Mann drehte seinen Kopf, doch seine Augen waren kaum in der Lage, sein Gegenüber zu fokussieren und sein Mund war zu einem dämlichen Grinsen hochgezogen. „Hä?“
Nicht an einer Konversation interessiert, legte Raphael seinen Arm um die Schulter des Betrunkenen und drehte ihn an seine Brust, bevor er seine Reißzähne senkte und in dessen Hals schlug. Der Mann schauderte nur ein bisschen. Raphaels Fänge waren mit einer Substanz beschichtet, die alle Schmerzen abstumpfte und es deshalb ermöglichte, sich von einem Menschen zu ernähren, ohne Schmerzensschreie auszulösen.
Als das reichhaltige, alkoholgetränkte Blut seine Zunge beschichtete und seine Kehle hinunterlief,
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