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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Rasenflächen der Großfüße, den Markt bis hin zu den alten Ruinen– gegen diesen beengten, stinkenden Ort einzutauschen. Jetzt begriff er, wo der Gedanke hergekommen war, der seinen bevorstehenden Tod aufgeschoben hatte.
    » Du warst also der Erste, oder?«, fragte er Datura weiter.
    » Der erste was?«, wollte Ratsbane wissen. » Datura, heb nur die Pfote, und ich reiße dem kleinen Scheißer die Schnurrhaare mit den Wurzeln aus.«
    Plötzlich hatte Southpaw tatsächlich keine Angst mehr. Er beachtete Ratsbane nicht, sondern bewegte sich langsam rückwärts, bis er hinter sich einen breiten Schrank spürte.
    » Der Erste, der im Verrammelten Haus geboren wurde«, sagte Southpaw. » Stimmt doch, Datura? Du bist hier aufgewachsen und hast das Draußen gesehen, hast den Wind vom Himmel gespürt, durch das Fenster oder draußen auf dem Dach, aber du warst niemals richtig draußen, oder? Die anderen sind später dazugekommen, nicht wahr? Die meisten kamen als junge Kätzchen, manche wurden hier geboren, aber du warst der Erste.«
    » Und wenn schon?«, sagte Aconite. Die graue Katze starrte den jungen Kater an, aber zwischen ihnen befand sich ein deutlicher Abstand, und sie würde den Angriff offen führen müssen, wenn sie über ihn herfallen wollte. » Du redest über Dinge, die wir alle wissen, und selbst wenn es nicht so wäre, wären sie dennoch unwichtig.«
    Überall im Raum wurde zustimmend gezuckt, aber Southpaw spürte, dass nur ein paar wirklich überzeugt waren. Die Schnurrhaare verbreiteten eine leichte, fast unmerkliche Unsicherheit, und er glaubte, ein gewisses Zögern wahrzunehmen.
    Der kleine Kater merkte, dass seine Pfoten schwitzten. Was immer er von diesen starken, aber diffusen Bildern aufgeschnappt hatte, summierte sich allenfalls zu einem Gefühl. Doch seine einzige Chance, sich die Aufmerksamkeit der Katzen zu sichern, bestand darin, weiterzureden, bis… Und hier dachte er nicht weiter, denn er wollte nicht akzeptieren, dass es keinen Ausweg gab.
    » Du sagst, das alles wäre nicht wichtig, Aconite?«, fuhr Southpaw fort und entspannte seine Schnurrhaare. » Aber warum wart ihr dann nicht mal draußen, um zu sehen, wie es dort ist? Warum versteckt ihr euch hier wie Mäuse und Ratten, wie eine Horde krabbelnder Kakerlaken, die von vergammeltem Essen und stinkender Milch leben, während es draußen in den Büschen nur so von frischer, fetter Beute wimmelt?«
    » Ich reiße ihm die Schnurrhaare persönlich aus!«, zischte Datura und stellte sich neben ihn. Southpaw fletschte die Zähnchen und fauchte. Die weiße Katze blieb einen Fuß vor ihm stehen, machte einen Buckel und fauchte gefährlich, kam ihm jedoch nicht zu nahe. Die Krallen des Kleinen waren winzig, aber scharf, wie er Aconite bereits gezeigt hatte.
    » Ich bin noch nicht fertig«, sagte Southpaw. Aus den Augenwinkeln schätzte er die Entfernung zu den Samtvorhängen ab und fragte sich, ob die sein Gewicht halten würden, wenn es darauf ankäme. Währenddessen begannen die Unbezähmbaren, leise zu brummen.
    » Du bist fertig, fix und fertig«, knurrte Ratsbane.
    » Sieh dich doch nur an, Ratsbane«, rief Southpaw so laut er konnte und erschreckte damit den großen schwarzen Kater. » Du bist so stolz auf deine Kraft, auf deine Muskeln, auf deine Fähigkeit zu töten, nicht wahr? Und warum hast du sie noch nie draußen angewendet? Warum hast du nie gegen die Krähen gekämpft, um deine Beute zu verteidigen, dich nie um des Ruhmes willen mit einem anderen Kater geprügelt oder gegen einen Hund behauptet? Sieh dir deine Beute an: eine Katze mit gebrochener Pfote, ein Kätzchen, dessen Schnurrhaare noch nicht einmal weiß sind! Und darauf bist du stolz, Ratsbane? Oder du, Aconite?«
    Das Fauchen, das zur Antwort darauf kam, ließ Southpaw schaudern, aber er durfte sich nicht anmerken lassen, dass er Angst hatte. Er machte sich so groß er konnte, wodurch er Ratsbane knapp bis an die breiten Schultern reichte, plusterte sein Fell auf und fauchte.
    » Der einzige Grund, warum ihr nicht nach draußen gegangen seid, ist der, dass es euer Anführer auch nicht getan hat. Datura hat euch alle im Verrammelten Haus eingesperrt, weil er als Kätzchen niemals draußen war! Und ihr folgt blind seinem Beispiel! Und nennt euch trotzdem Katzen?«
    Southpaw bemerkte einen Hauch von Zweifel in Aconites goldenen Augen und triumphierte, als sich Ratsbane auf die Hinterläufe hockte und sich eine Pfote putzte, um seine Verwirrung zu verbergen.
    Datura

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