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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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kühlsten Stellen im Schatten zu rangeln. Das Dach war im vorausgehenden Monsun verfault, und Aconite war erschrocken zurückgesprungen, als die Katze jaulend inmitten eines Schauers aus Putz heruntergekracht war. Es war ein junger Kater gewesen, und er hatte vor Schmerz geschrien, weil er die Pfoten nicht mehr rechtzeitig nach unten hatte drehen können.
    » Wie er gebrüllt hat!«, erinnerte sich Aconite. » Der Arme hatte sich die Pfote gebrochen, nicht wahr? Er konnte kaum aufstehen, die Pfote schwoll sofort an, und deshalb musste er sich schleppen. Von uns fortschleppen. So ein Pech, dass er nicht weit gekommen ist.«
    » Wohin ist er denn gegangen?«, fragte Southpaw und verspürte Mitleid für den unbekannten Kater, so wie es alle Katzen instinktiv taten, wenn sie vom Unglück anderer hörten.
    Aconite lachte eingerostet, als wären ihre Schnurrhaare nicht an Lachen gewöhnt. » Gegangen?«, fragte sie zurück. » Niemand hat jemals das Verrammelte Haus wieder verlassen.«
    Der kleine Kater legte ein wenig die Ohren an. Rechts aus dem Treppenhaus war ein Geräusch zu hören, und er spähte in die Dunkelheit, die ihm dort ein bisschen weniger undurchdringlich vorkam, jetzt, da er schon eine Weile im Haus war. Auf der Treppe glaubte er eine Gestalt sehen zu können, einen verschwommenen weißen Fleck, aber er war sich nicht sicher.
    » Es wäre spaßiger gewesen, wenn er hätte laufen können«, sagte Datura bedauernd. » Aber man kann nicht alles haben.«
    » Wie er gemaunzt hat!«, schwärmte Aconite. Southpaw spürte wieder das Zerren an seinen Schnurrhaaren, dieses eingerostete Lachen. » Am lustigsten war es, als er um Zuflucht gebeten hat. Was hat er noch gesagt, Datura? Das sei das Gesetz der Katzen? Schutz für Verwundete? Irgend so einen Quatsch.«
    Southpaw drehte sich der Kopf, und der kleine Kater erstarrte vor Schrecken, als er die Zusammenhänge begriff.
    » Ihr habt einer verwundeten Katze Schutz versagt? Aber was ist denn mit den Gesetzen der Gastfreundschaft?«
    Die Gesetze hatte Miao ihm als Erstes beigebracht. Da war er gerade einmal drei Wochen alt gewesen und hatte noch die blauen Augen eines Neugeborenen gehabt. Diese Gesetze lernten alle Katzen als Erstes, wenn sie alt genug waren, um die Mutter zu verlassen, und wie alle Wilden Katzen konnte Southpaw die Worte auswendig.
    Schutz und Hilfe ist Gebot
    Für alle Katzen in höchster Not.
    Zuflucht dem Fremden verweigerte noch niemand,
    wenn sich dieser in Gefahr befand.
    Bei den Wilden Katzen gilt gegenüber dem Gast
    dieses Gesetz seit den Zeiten von Bast.
    Datura drängte sich mit einem amüsierten Knurren in die Gedanken des kleinen Katers.
    » Lustig, das Gleiche hat er auch gesagt, kurz bevor wir ihm die stinkende Kehle herausgerissen haben. Wahrscheinlich gelten diese Gesetze bei euch eigenartigen Draußenkatzen. Aber genug geredet, Frischfleisch. Stellst du dich, oder läufst du weg?«
    » Oh, bitte, lauf«, bettelte Aconite mit ihrer aalglatten Stimme. » Es ist schon so lange her, dass ich etwas gejagt habe, das größer als eine Ratte ist.«
    » Du lügst, Aconite«, sagte eine dritte gelangweilte Stimme. Southpaw zuckte zusammen, denn sie kam aus der Nähe der Tür. » Du hast diese Kätzchen aus Hemlocks letztem Wurf gejagt.«
    » Die sahen aus wie kleine Ratten«, sagte Aconite. » Wie blinde Mäuse. Sie hätten sowieso nicht überlebt, Ratsbane.«
    » Drei blinde Mäuse«, sagte Ratsbane leise zu sich selbst. » Sieh nur, wie sie laufen. Wie schnell kannst du laufen, Kätzchen?«
    Southpaw schrie und miaute schrill und hilflos, als eine riesige schwarze Katze mit leuchtend grünen Augen aus einer Nische auf ihn zusprang.
    » Eiskalt erwischt«, sagte Datura, als das Kätzchen von der Tür in die Mitte des Raums sprang. » Guter Anfang, Ratsbane. Jetzt bekommen wir vielleicht noch ein bisschen Spaß.«
    » Wartet!«, sagte Southpaw, der vor Angst zitterte, aber trotzdem nicht aufgab. » Ich verstehe das nicht ganz. Es tut mir ja leid, dass ich in euer Haus fliehen musste, doch ihr habt den Hund selbst gerochen und gehört, und alle Katzen dürfen vor Feinden Zuflucht suchen. Wir kennen uns gar nicht, Datura, Aconite und Ratsbane, aber ich wollte euch ja nichts tun. Können wir nicht…?«
    Aconite lachte wieder ihr eingerostetes Lachen. » Haha! Datura, wo hast du den denn aufgetrieben? Er will uns nichts tun, hast du das gehört?«
    Southpaw spürte die Gegenwart vieler anderer Katzen und er drehte den Kopf und schaute die

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