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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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getaucht. Aber sie war eine würdige Kriegerin.«
    » Ohne Zweifel hast du schon viele Schlangen getötet und bist selbst eine würdige Kriegerin«, sagte Miao.
    Ihre Worte waren reine Höflichkeit, doch Kirri wirkte erfreut darüber.
    » Ganz recht, Miao. Du magst nicht zum Clan der Mangusti gehören, aber du bist unbestreitbar selbst eine Jägerin, eine Angehörige des Clans der Narben. Du und dein Junge, ihr sollt heute Nacht unbehelligt passieren dürfen, und weil ich gute Beute gemacht habe und dieser junge Krieger auch, darf er mir eine Frage stellen.«
    Miao drehte sich um und nickte Southpaw zu. An der Art, wie ihr Fell aufgeplustert war, sah er, dass sie beunruhigt war. Die Mungodame wirkte zwar im Moment ganz entspannt, war aber wohl leicht zu verärgern, und der kleine Kater wusste ohne große Worte, dass er die richtige Frage stellen musste. Sollte er Kirri fragen, wie man eine Schlange tötete? Oder sie um Rat bitten, wie man am besten tötete?
    Zu seinem eigenen Entsetzen stellte er keine dieser Fragen, sondern hörte sich stattdessen sagen: » Wenn es dir recht ist, Madame Mungo, dürfte ich einen Blick in deinen Kopf werfen?«
    Kirris Augen wurden schwarz. Sie reckte sich, erhob sich auf die Hinterpfoten und zeigte die säbelartigen Krallen. » Du fragst, ob du dich bei mir einklinken darfst? Ein Kätzchen? Fragt mich das?«
    Miao zuckte ganz leise mit den Schnurrhaaren, und Southpaw war sicher, dass Kirri nichts hören konnte. » Wenn sie angreift, flieh. Ich übernehme sie. Flieh, sobald sie sich in Bewegung setzt, zögere nicht.« Jeder Muskel an ihrem Körper war angespannt, und als Southpaw nach unten sah, bemerkte er, dass der Boden unter ihren Pfoten vom Schweiß dunkel geworden war.
    Der kleine Kater betrachtete den Mungo. An diesem Tier machte ihm einfach alles Angst: die Blutflecken aufKirris Fell nahe der Schnauze, die entsetzlichen Krallen, der muskulöse Körper ohne jedes Fett. Dennoch straffte Southpaw die Schnurrhaare und sagte: » Du hast heute einmal getötet, Madame Mungo. Ich dreimal und davon war eins meine allererste Beute. Ich bitte um Verzeihung, wenn ich etwas Falsches gesagt habe, aber ich wollte nur wissen, was ein wahrer Jäger so denkt.«
    Kirri blieb ganz ruhig. » Du willst die Gedanken eines Jägers kennenlernen, Kätzchen? Komm. Komm in mich hinein, Kleiner.« Sie starrte ihn an und Southpaw blickte in die eindringlichen schwarzen Augen.
    Das Erste, was Southpaw spürte, war Härte kombiniert mit Schärfe, als würde er in der Mitte einer Ebene aus Obsidian stehen. Das Denken des Mungos war glatt und durchscheinend wie schwarzes Glas, und dem kleinen Kater kam es so vor, als würden ihm verborgene Krallen ganz leicht das Fell kämmen, als Kirri ihm erlaubte, sich einzuklinken.
    Ihre Erinnerungen waren sorgfältig sortiert. Southpaw betrachtete Bilder von Schlangen und Ratten und kleineren Beutetieren, zuerst lebend, dann mitten im Kampf, schließlich tot, und oft dazwischen blutend und fauchend. Eine weitere Ecke in der Erinnerung umfasste Kampfpläne: wie man sich mitten in der Luft drehte, wie man sich an die Beute anschlich, wie man mit einer Kobra tanzte.
    » Southpaw, das genügt.«
    Er beachtete Miao nicht und trat fasziniert einen Schritt vor.
    In der Mitte der Ebene befand sich etwas, von dem der kleine Kater wie magisch angezogen wurde.
    » Komm«, sagte eine Stimme leise in seinem Kopf, und der kleine Kater schaute Kirri tiefer in die schwarzen Augen. » Komm näher, Kleiner. Schau dir alles an, was du sehen willst.«
    » Zurück, Southpaw!«
    Dieses Etwas pulsierte, flackerte tief im schwarzen Glas. Southpaw nahm das Denken des Raubtieres wie eine Pfeilspitze wahr, zielgerichtet und darauf aus, sauber und schnell zu töten. Die Verbindung zwischen ihnen war stark. Southpaw wollte näher heran und mehr sehen.
    Das Bild wurde flimmernd zu einem Ganzen, die Umrisse fanden jetzt zusammen. Es verschwamm kurz und wurde wieder scharf. Dann sah Southpaw in sein eigenes Gesicht. Seine schwarzen Schnurrhaare bebten, die braunen Augen waren riesig und füllten sich mit Entsetzen, als er endlich begriff.
    Er spürte einen scharfen Schmerz in der Flanke und heulte auf. Er sprang rückwärts und fühlte die Zähne des Mungos– so nah, so verflucht nah!–, wie sie an seinem Ohr zusammenschnappten. Southpaw jaulte und wich zurück. Eine Pfote schlug ihm auf den Hals, aber die gekrümmten Krallen verpassten ihn um Schnurrhaaresbreite. Und dann war Miao da und schlug auf

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