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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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her. Sie versuchte, einen einzelnen herauszuziehen, aber jedes Mal wenn sie daran zog, kamen die anderen mit.
    » …«
    Vielleicht klappte es, wenn sie die Kralle unter den einen Faden bekam und die anderen mit der Pfote festhielt.
    » …«
    Aha. Die anderen Fäden saßen nun fest in ihrer linken Pfote, also musste sie nur mit der rechten ziehen– und verflucht! Der einzelne Faden flutschte zurück ins Knäuel.
    » MARA !«
    Erschrocken sprang sie in die Luft, die mit Southpaws Wut aufgeladen war.
    » Tut mir schrecklich leid, Southpaw«, sagte sie.
    » Du hast überhaupt nicht zugehört, oder?«
    Mara rieb ihre Seite an Southpaw, doch das ältere Kätzchen wandte sich ab. Sie stupste ihn mit dem Kopf an, doch er reagierte nicht darauf. Und als sie ihn zwickte, legte er die Ohren an, machte drohend einen Buckel und fauchte, bis sie einen Schritt zurück machte.
    Mara seufzte. Sie verstand zwar nicht, wie, aber irgendwie waren beim Spielen mit den Fäden ihre Gedanken leiser geworden, und sie hatte sich kaum anstrengen müssen, um private und öffentliche zu trennen. Aber sie war gelangweilt und wollte mit Southpaw spielen. Diese Sache mit dem Jagen interessierte sie kein bisschen.
    Southpaw war ernsthaft sauer. Die Erinnerungen an die letzte Nacht waren noch frisch, aber als er Mara erzählte, dass er getötet hatte– und zwar dreimal!–, gähnte sie nur und spielte weiter mit ihrem Schwanzende.
    Sie beobachtete ihn jetzt mit großen und ein wenig verträumten Augen.
    » Jetzt verstehe ich«, sagte sie. » Tut mir wirklich leid, Southpaw. Mir war gar nicht klar, wie viel es dir bedeutet.«
    Southpaw starrte sie an. » Mara, könntest du bitte damit aufhören, meine Gedanken zu lesen? Das ist wirklich unhöflich, vor allem weil ich deine nicht lesen kann.«
    » Es ist doch so«, fuhr Mara unbeirrt fort, » ich brauche nicht zu jagen, weil ich niemals zu diesem schrecklichen Ort gehe, den du ›draußen‹ nennst. Mir gefällt es hier drinnen; hier sind meine Sachen, meine Fäden, mein Ball und meine Spielzeugmaus. Und meine Großfüße geben mir so viel zu fressen, wie ich möchte, warum sollte ich also jagen lernen? Das hört sich so abstoßend an. Du hast dadurch mehrere Narben, du kannst nicht auf der Stelle liegen, wo Katar dich gehauen hat, und was ist mit der Maus?«
    Southpaw blinzelte. Manchmal fragte er sich, ob Mara überhaupt eine richtige Katze war. Sie sah aus wie eine, sie roch wie eine, aber sie dachte ganz und gar nicht wie eine.
    » Die Maus?«, fragte er. » Was soll mit der Maus sein?«
    » Glaubst du, den armen Dingern gefällt es, gejagt zu werden? Glaubst du nicht, sie haben schreckliche Angst dabei? Wie würdest du dich fühlen, wenn du gerade irgendetwas anderes machst und dann eine Katze auf dich zuspringt?«
    Southpaw musste sich dreimal das Fell putzen, ehe er seine Schnurrhaare so unter Kontrolle hatte, dass sie nicht mehr verärgert zitterten.
    » Mara«, sagte er dann, » wir werden alle gejagt, auch wir Katzen– aber von Hunden und Großfüßen, nicht von Mäusen. Und wir jagen Mäuse, weil so eben die Welt ist– Mäuse sind Beutetiere und wir sind Raubtiere. Was sollen wir denn sonst fressen?«
    » Was ist denn falsch an Katzenfutter?«, fragte Mara eingeschnappt.
    Southpaw hatte genug davon und stand auf. Sein Schwanz zuckte, seine Flanken bebten und seine Ohren lagen flach am Kopf. » Du bist so ein verwöhntes Gör, Mara«, sagte er. » Deine Mutter war vermutlich eine von uns, weißt du. Ich wette, sie hat ebenfalls jede Menge Ratten und Mäuse gefangen, um dich zu ernähren, und vermutlich hat sie draußen im Park gelebt und auf totem Laub geschlafen, in der Hecke gewohnt und das alles gemocht. So wie wir alle. Sie hätte ihre Freiheit nicht dagegen eingetauscht, eine ach so geschätzte Drinnenkatze zu werden und von Großfüßen abhängig zu sein– keine Katze, die etwas auf sich hält, würde das tun!«
    » Du magst die Großfüße nur einfach nicht! Du willst bloß nicht zugeben, dass sie auch nett zu Katzen sein können! Und vielleicht gefällt es nicht allen Katzen, draußen zu leben. Es könnte ja sein, dass manche von uns lieber in Häusern wohnen.«
    » Die, die in Häusern leben wollen und niemals nach draußen gehen, werden seltsam, Mara. Du willst doch nicht so werden wie die Monster im Verrammelten Haus?«
    » Das ist so gemein!« Mara miaute empört, und ihr kleiner Schwanz schlug hin und her, während sie Southpaw anfauchte. » Ich würde dir niemals ein

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