Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
und welche Beute man lieber dem Sand und der Sonne überlässt. Sie haben mir meinen Jungen genommen, ohne mich zu fragen!«
    » Ozzy«, sagte Rani ruhig.
    » Wie konnten sie das tun?«, brüllte der Tiger. » Er ist MEIN Junge! Ich hätte sie alle töten sollen! Ich hätte ihnen ihre Glieder einzeln ausreißen sollen!«
    » Das hätte er gar nicht tun können«, sagte Rani leise zu Mara, » weil sie ihn betäubt haben. Und genau das frisst ihn schon seit Tagen innerlich auf.«
    Der große Tiger schritt auf und ab und sein Gebrüll hallte durch den ganzen Zoo. Die Hyänen erwachten und gaben ihr irres Geheul dazu, ihr bellendes Lachen. Die Affen schnatterten und weit entfernt trompeteten die Elefanten.
    » Wir müssen ihn beruhigen«, sagte Rani und stand auf. » Sonst kommen die Großfüße wieder herein und geben ihm Schlafmittel. Das hasst er.«
    » Ozzy?«, fragte Mara zaghaft und folgte den Schritten der großen Katze. Seine orangefarbenen und schwarzen Flanken bebten.
    » SIE HABEN MIR MEINEN SOHN WEGGENOMMEN !«, brüllte er.
    » Ja, und das fühlt sich bestimmt nicht gut an«, stimmte Mara zu.
    » RACHE ! BLUT ! TOD DEN DIEBEN !«
    Mara zuckte mit den Ohren; sie sah die Wärter vor dem Käfig stehen. Die Großfüße diskutierten erregt. Es waren vier und gerade gesellten sich zwei weitere dazu. Ozzy musste zu brüllen aufhören, sonst würde die Sache schlecht für ihn ausgehen.
    » Tut mir leid, Ozzy«, sagte sie. » Es muss schrecklich sein, dass Rudra nicht mehr hier ist. Aber bist du sicher, dass es ihm genauso schlecht geht wie dir? Ich meine, ganz bestimmt vermisst er euch beide, aber er wurde hier im Zoo geboren, oder? Und er hat schon gesehen, dass andere Junge von ihren Eltern getrennt wurden, also vielleicht ist es für ihn gar nicht so schwer.«
    » ICH REISSE IHRE EINGEWEIDE IN WINZIGE … was?«, fragte Ozzy, während sein letztes Gebrüll noch verhallte.
    Das Kätzchen sah ihn an, den Kopf zur Seite gelegt, und während er hin und her trottete, verflüchtigte sich Ozzys Zorn plötzlich, als er über Maras Frage nachdachte.
    » BLUT ! RACHE !«, sagte er noch mal, sein Herz war aber nicht mehr bei der Sache.
    » Du musst ihn sehr vermissen«, sagte Mara. » Dein Fell riecht ganz traurig. Aber du weißt ja, dass er glücklich und in Sicherheit ist. Also ist es nicht eigentlich der Dschungel, den du vermisst?«
    Ozzy öffnete das Maul mit der roten Zunge, um zu brüllen, doch heraus kam nur ein verwirrtes » Grrrmmmph«.
    Einer der Wächter lehnte sich an das Gitter, sie beobachteten ihn genau.
    » Mein Kopf schmerzt von all dem Grübeln, Rani«, sagte der Tiger böse. Er starrte Mara an. » Bis du vorbeigekommen bist, ging es mir gut. Du hast mich völlig durcheinandergebracht, du… du Miniatur-Fellknäuel!«
    Rani beäugte ihren Gemahl, und Mara sah erste Anzeichen eines Lächelns auf dem Gesicht der weißen Tigerin, deren Schnurrhaare in die Höhe gingen.
    » Geh ein wenig schwimmen, Ozzy«, sagte sie und knurrte so beruhigend, dass selbst Maras gesträubtes Fell wieder glatt wurde.
    Die Wärter atmeten tief durch, als der Tiger ins Wasser sprang. Beim Schwimmen kühlte sich immer sein Kopf ab. Ozzy tauchte unter, kam wieder hoch, planschte ein bisschen und tauchte erneut unter, bis er sich besser fühlte. Beruhigt löste sich die Versammlung der Großfüße auf.
    Später, als er auf den Felsen lag und sich Haut und Fell in der Nachmittagssonne trocknen ließ, sah Ozzy die eingerollte Gestalt des Kätzchens mit widerwilligem Respekt an.
    » Im Dschungel«, sagte er, » gab es keine Gitter und keine Grenzen.«
    » Das klingt beängstigend«, meinte Mara. » Ich mag es ja draußen gar nicht.«
    » Warum nicht?«, fragte Ozzy.
    Weder Beraal noch Southpaw hatten ihr die Frage je so direkt gestellt. Mara putzte sich langsam die Pfoten, erst die linke, dann die rechte, und versuchte eine Erklärung dafür zu finden, warum es ihr so viel Angst machte, ohne den Sicherheitsabstand durch das Senden draußen zu sein.
    » Weil es so viel davon gibt«, sagte sie schließlich. » Meine Schnurrhaare kommen dann ganz durcheinander– es gibt zu viele Gerüche, denen man folgen kann, zu viele Katzen und andere Tiere, die gleichzeitig denken, und es scheint alles so schwierig zu sein! Man hat gar keinen Schutz, wenn es regnet, und das Futter ist noch gar nicht tot– man muss es selbst töten, und es spricht mit dir…« Das Kätzchen bog den Kopf nach hinten und putzte sich konzentriert die Hinterpfoten.
    Ozzy

Weitere Kostenlose Bücher