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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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wollen«, erwiderte Beraal entschieden. » Keine Sorge. Es sind deine Instinkte, die sich immer melden, wenn du auf Beute triffst.«
    Mara bemühte sich zu erklären, was sie meinte. » Mir hat es keinen Spaß gemacht, den Schmetterling zu töten«, sagte sie. » Er hat mit mir gesprochen und wollte nicht getötet werden.«
    Beraal streckte die Pfoten aus und ließ die Krallen hervorschnellen. Scharfe, krumme und vor allem tödliche Krallen. » Siehst du die, Mara?«, sagte sie. » Fahr nur mal mit deiner Zunge über deine Zähne. Sieh dir deine Krallen an. Wir sind zum Töten gemacht. Das ist unsere Bestimmung. Du brauchst ja nur alle Jubeljahre zu jagen, weil deine Großfüße dich füttern. Aber es ist sinnvoll, zu wissen, wie es geht, einfach für alle Fälle, wenn du mal draußen bist oder wenn du von einer größeren Katze angegriffen wirst oder von einer Eule oder einem Milan.«
    Beraal war genauso verwirrt über Maras Problem wie Southpaw. Die meisten Katzen wollten lernen, wie man tötete, was schon kompliziert genug war, aber das Warum interessierte sie nicht. Die Welt war aufgeteilt in Raubtiere, Beute und Großfüße. Schwierig wurde es dadurch, dass alle drei jederzeit den Platz tauschen konnten.
    » Aber der Schmetterling hat gesa–«, setzte Mara an.
    Beraal gähnte, reckte sich und schnitt Mara das Wort ab. » Ein Raubtier zu sein, heißt, dass niemand von dir verlangt, der Beute zuzuhören. Wenn ich jedem Flehen um Gnade nachgeben würde, käme ich überhaupt nicht mehr zum Fressen oder würde zu einem dieser armseligen Wesen werden, die überleben, indem sie die Müllhaufen der Großfüße durchwühlen. Das ist ein Rattenleben, nicht das einer Katze. Also, sollen wir jetzt üben, wie du zu den Katzen im Nizamuddin-Netz senden kannst? Das haben wir bis jetzt noch nicht gemacht, oder?«
    Die kleine Katze schnaubte und schlang den Schwanz um die Pfoten. » Ich will nicht.«
    Beraal ließ nicht locker. » Weißt du, irgendwann musst du mal mit den anderen von uns reden, Mara. Auch wenn du hier drinnen bei den Großfüßen wohnst, bist du der Sender, und…«
    Das Kätzchen fiepte, zuerst leise, dann zunehmend klagender. » Ich will mich nicht einklinken!«, sagte sie. » Die Katzen von Nizamuddin mögen mich nicht– außer Southpaw, aber der hält mich auch für seltsam. Manchmal kann ich seine Gedanken hören! Du kommst auch nur aus dem einen Grund zu mir, nämlich weil ich der Sender bin, und ich weiß nicht einmal, was ich mit dem Senden überhaupt machen soll. Außerdem will ich sowieso mit niemandem von euch sprechen!«
    Beraal schärfte ihre Krallen an der Seite der Treppe und starrte die kleine Katze verwirrt an.
    » Der Schmetterling hat gesprochen!«, jammerte Mara. » Und ich wollte ihn nicht töten, habe es aber trotzdem getan– und ich will nicht der Sender sein und ich will einfach nur bei den Großfüßen leben… und…«
    Damit floh Mara die Treppe hinauf und zurück ins Haus. Aus dem Schlafzimmer hörte Beraal schließlich das leise, erstickte Jammern einer kleinen Katze, die ihren Kummer in eine Decke weinte. Eine Weile schaute sie nach draußen, während die bleiche Sonne ihr Bestes gab, den Nachmittag ein wenig aufzuwärmen. Beraal versuchte, sich mit Mara zu verbinden, doch das Kätzchen blieb entschlossen außer Reichweite. Die Kätzin döste ein bisschen vor sich hin, ehe sie die Stufen hinunterschritt und loszog, um sich im Park umzuschauen. Natürlich konnte sie Maras Verwirrung darüber, der Sender zu sein, durchaus nachvollziehen, doch es war der falsche Augenblick, um die Kleine zu trösten.
    Es dauerte einige Zeit, bis sich Maras Stimmung wieder besserte, doch ein Wollknäuel, das ihr die Großfüße mitbrachten, schaffte es, sie zu beruhigen. Sie wartete auf Southpaw, doch von dem kleinen braunen Kater war nichts zu sehen. Wahrscheinlich war er mit Miao, Katar oder einer der anderen Katzen unterwegs. Als ihre Großfüße aus dem Haus gingen, zögerte sie und fragte sich, ob sie vielleicht noch ein Nickerchen machen sollte. Aber sie war eigentlich wunderbar ausgeruht. Mara saß auf dem Teppich, löste abwesend dessen Knoten und reckte sich. » Zeit für einen Besuch bei den Tigern«, sagte sie zu sich selbst. Sie war seit fast einem ganzen Mond nicht mehr dort gewesen, und vielleicht würde ihr der Zoo helfen, die Schnurrhaare wieder aufzurichten.
    Sie kletterte die Stehleiter hinauf, über die sie oben auf den Küchenschrank gelangte. Dort verkroch sie sich hinter einem

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