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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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weil es dich von den anderen Katzen unterscheidet. Aber du kannst nicht davor weglaufen, eine Katze zu sein. Wenn deine Beute beim nächsten Mal spricht, hörst du so lange zu, wie du möchtest, und dann tötest du sie, so schnell du kannst. Das ist die einzige Gnade, Kleines.«
    Mara blinzelte, und dann blickte sie ihm erneut in die goldenen Augen und sah, dass er die Wahrheit sagte. Sie schob die Worte in die hinterste Ecke ihres Kopfes, um später darüber nachzudenken, doch durch die Art, wie Ozzy gesprochen hatte, fühlte sie sich besser. Er verstand sie. Und wenn eine Katze, die so groß und stark war wie er, ihrer Beute zuhören konnte, dann war sie vielleicht doch kein so großer Sonderling.
    » Erzähl mir vom Dschungel und von den Schluchten«, bat sie. » Warum hängt dein Herz so sehr daran?«
    » Wo soll ich anfangen?«, sagte Ozzy, und in seinen Augen loderte Feuer auf.
    Der Anblick, der sich Rani bot, als sie eine Weile später aus der Höhle sah, entlockte ihr ein erleichtertes Knurren. Ihr Gemahl lag auf den Felsen, seine Schnurrhaare und seine Ohren strahlten Begeisterung aus, und er schien Mara eine Geschichte nach der anderen zu erzählen. Rani blickte sanftmütig zu dem Kätzchen hinüber, doch der Schwanz der Tigerin blieb dicht am Boden. Sie vermisste das Spiel und das Toben ihres Jungen sehr und die Gegenwart der kleinen Katze erfüllte sie mit Traurigkeit. Rudra war noch nicht in dem Alter gewesen, in dem er von ihr fortgehen sollte. Eigentlich hätte er noch eine Drehung der Erde, eine weitere Jahreszeit oder auch nur ein paar Monde gebraucht, und dann hätte ihn die weiße Tigerin selbst vertrieben. Er war sehr tapfer und mit welpenhaftem Gang in den Käfig stolziert, den die Großfüße gebracht hatten. Doch sein Mut hatte Rani nur verdeutlicht, wie klein er eigentlich noch war.
    Natürlich hätte es schlimmer kommen können, sagte sie häufig zu Ozzy. Im Dschungel hätte Rudra leicht in die Fänge von Wilderern oder anderen Raubtieren geraten können. Die Brände, die von den nahen Dörfern ausgingen, stellten ebenfalls eine Lebensgefahr für die Jungen dar, die im dicken Rauch keine Luft bekamen. Rani erinnerte sich außerdem an die Hyänen, die ihr erstes Junges so schwer verletzt hatten.
    Doch seit Rudra fort war, wirkte das Gehege sehr leer und einsam. Die weiße Tigerin litt mehr unter der Trennung, als sie ihren Gemahl je spüren lassen würde. Doch während sie Ozzy und Mara zuschaute und sah, dass der Tiger die Unterhaltung sichtlich genoss, spürte sie, wie die Leere in ihrem Herzen ein wenig vertrieben wurde.
    Mara blieb den ganzen Tag bei den Tigern. Sie fragte sich, ob sie auch Rudra besuchen sollte, doch als sie sah, wie traurig Ranis Schnurrhaare herunterhingen, entschied sie, ihren Freund an einem anderen Tag zu besuchen. Sie wollte die beiden erwachsenen Tiger nicht traurig machen, weil sie ja nicht zu ihrem Jungen mitkommen konnten. Stattdessen ließ sie sich von Ozzy seine Erinnerungen erzählen. Einen wundervollen Nachmittag lang kehrte der Dschungel im Gehege ein und die Gitter und der Zoo verschwanden aus dem Kopf des Tigers.
    » Vielleicht solltest du mich irgendwann auf einen Spaziergang begleiten«, schlug das Kätzchen Ozzy im Scherz vor, als sie aufbrach und der Regen wieder in Strömen niederging.
    Der Tiger richtete sich zu voller Größe auf, das orangeschwarze Fell kräuselte sich und seine riesige Silhouette hob sich majestätisch vor dem Wolkenhimmel ab. » Was denkst du, was die Großfüße dazu sagen würden?«
    Mara stellte sich einen Tiger vor, der durch Nizamuddin lief und Drosslinge und Mainas rechts und links auseinanderscheuchte. Dann versuchte sie sich auszumalen, wie Ozzy durch ihr Haus schritt. » Ozzy«, sagte sie ernst, » ich glaube, du passt gar nicht in ihre Küche.«
    Das laute Lachen des Tigers hallte durch die Luft, ein fröhliches Röhren, das die Tiere des Zoos mit Erleichterung vernahmen. Es war lange her, dass Ozzy etwas anderes getan hatte als knurren und brüllen.

12
    Ein neuer Wind
    K atar spürte die ersten forschenden Regentropfen, die auf seinem Fell landeten und dort liegen blieben. Es gefiel ihm, wie sie langsam zur Haut durchsickerten. Unter den Katzen von Nizamuddin war es ungewöhnlich, wenn man Regen mochte. Während die anderen zitternd Schutz suchten, blieb Katar draußen– wenn es sich nicht gerade um einen schweren Sturzregen handelte–, breitete die Pfoten aus und ließ sich Schnurrhaare und Fell sauber

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