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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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und wir haben auch schon Küken getötet. Trotzdem besteht keine echte Feindschaft zwischen uns. Die Tradition, der zufolge wir in schlechten Zeiten ein wenig von jeder Beute für euch und ihr ein wenig für uns übrig lasst, geht zudem auf die ersten Katzen und Milane zurück, die sich einst in den alten Gassen von Nizamuddin niederließen.
    Manchmal schaute ich damals in den Himmel hinauf und sah einen winzigen Fleck dahinziehen – Stoop, wie sie über uns ihre Runden drehte und auf Nizamuddin herabblickte. Oft habe ich mich gefragt, was sie gesehen hatte, wenn ihr Schatten über mich hinweghuschte und den Boden für einen flüchtigen Augenblick verdunkelte, und ich habe sie vermisst.
    Mit der Zeit wurden die Krähen immer frecher. Sie haben uns bestohlen und unsere Kätzchen angegriffen, bis wir sie alle hinten im Park zusammenpferchten und von den Katern bewachen ließen. Dennoch haben wir einige verloren. Sie jagten die Eidechsen, Mäuse und Ratten, und dann griffen sie die Häuser der Großfüße und deren Haustiere an. Und das, Tooth, war für uns alle gefährlich.
    Sechs Krähen drangen in eines der Häuser ein, öffneten einen Käfig mit diesen Meerschweinchen drin, die Menschen gern als Haustiere haben, und töteten sie. Die armen Dinger. Sie sind dumme kleine Wesen, die kaum mehr sagen können als: ›Ich habe Futter! Ich habe kein Futter. Ich habe mehr Futter als du!‹ Ein solches Ende hatten sie allerdings nicht verdient und es war außerdem völlig überflüssig. Die Krähen, die es getan haben, suchten nicht einmal etwas zu fressen. Sie waren einfach nur gelangweilt.
    Nachdem ein paar Kaninchen ein ähnliches Schicksal erlitten hatten und die Krähen dann auch noch ein Kind der Großfüße angriffen, sahen wir, dass die Großfüße unruhig wurden. Und wütend dazu. Und wir bekamen es mit der Angst zu tun, denn wir wussten nicht, was sie tun würden. Aber wir waren sicher, es würde nichts Gutes sein.
    Ich wäre zu Stoop gegangen, aber sie war verschwunden. Ihre Patrouille flog immer noch über Nizamuddin hinweg, wenn auch nur noch einmal am Tag und in wachsendem Abstand, aber sie selbst war nirgendwo zu sehen.
    Allerdings hatte ich zu viele eigene Sorgen, um mir länger Gedanken über sie zu machen. Nizamuddin war stets ein gutes Jagdrevier gewesen, und die Großfüße hinterließen uns wunderbare Dinge in ihrem Müll, aber inzwischen gab es zu viele Krähen, und jeden Tag kamen mehr. Bitterbite und Bakbuk führten jeden Tag große Schwärme zur Futtersuche, sie wurden immer bösartiger, lauerten uns Katzen auf und stahlen uns die Beute, wann immer sie konnten. Ein Krähenschwarm verschwand plötzlich, angeführt von Breakbone, und wir hörten, sie hätten sich am Markt auf der anderen Seite des Kanals niedergelassen.
    Eines Tages kehrte Stoop mit beunruhigenden Nachrichten zurück. » Die Großfüße legen Gift aus.«
    Sie versuchte, diese Nachricht auch Breakbone zu übermitteln, da sie glaubte, es sei ihre Pflicht, alle Wesen zu warnen, selbst die feindseligen.
    » Scher dich fort, du Klappergestell«, war seine Antwort. » Du willst uns nur daran hindern, gut zu fressen, damit du und deine flohgeplagten Freunde mehr haben, ohne sich mit uns darum streiten zu müssen.«
    Also sagte Stoop nichts mehr. Doch eine Woche später kam sie zurück und berichtete, dass alle Müllhaufen auf dem Markt mit schwarzen Federn bedeckt waren. Breakbone und seine Bande waren dem Gift zum Opfer gefallen.
    Danach versuchte keine einzige Krähe mehr, Nizamuddin zu verlassen, obwohl Tag für Tag immer mehr eintrafen. Das Leben wurde zum verzweifelten Kampf: Wir hielten die Blicke zum Himmel gerichtet und wussten nie, wann wir von den spitzen Schnäbeln attackiert werden würden.
    » Wir müssen etwas unternehmen«, sagte ich eines Abends zu Neferkitty. Am Morgen hatte ich eine Schar Eichhörnchen beobachtet, die um den Verlust einer weiteren Familie trauerten.
    Neferkitty war mittlerweile spindeldürr. Sie war eine muskulöse Kätzin gewesen, doch die letzten Monate hatten ihr schwer zugesetzt, und so war sie nur noch Haut und Knochen. Erst später erfuhr ich, dass sie ihre Beute an Kätzchen und junge Katzenmütter verfüttert und kaum genug selbst gefressen hatte, um Schwanz und Schnurrhaare zusammenzuhalten. Aber ihr Verstand war so scharf wie immer.
    » Ich habe einen Plan«, sagte sie. » Einen verzweifelten Plan, aber er muss umgesetzt werden.« Sie erzählte mir die Einzelheiten, und ich stimmte zu: verzweifelt,

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