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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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kamen aus ihrem sicheren Loch herab und halfen Neferkitty aus der Bedrängnis. Aber das Flattern der schwarzen Schwingen ließ nicht nach. Es schien, als würden die Bäume pausenlos Krähen ausspucken, eine nach der anderen.
    Bitterbite war zwischen uns und Neferkitty und hatte eine Schar Krähen bei sich, insgesamt sechs, die nicht zum ersten Mal kämpften. Ich schätzte die Entfernung zwischen uns ab und schauderte – die Vorstellung, durch das Dickicht aus spitzen Schnäbeln zu Neferkitty zu gelangen, oder sie zu uns, war nicht sehr verlockend. Die Lage war aussichtslos. Wir waren stark in der Unterzahl und das Krächzen war ohrenbetäubend.
    Dann gab es einen harten Stoß, und ich spürte, wie mir etwas auf den Rücken fiel. Ich fuhr herum, meine Schnurrhaare zitterten, und ich starrte auf ein winziges, erschrocken schnatterndes Eichhörnchen, das sich von meinem Rücken rollte und vor lauter Angst in den eigenen Schwanz einwickelte. » Entttschullldiiigung«, sagte es durch die klappernden Zähne. » Ein Freund hat mich geschickt. Ich heiße Aaaaooooo aauu auuu.« Ich war zu geschockt, um auch nur eine dumme Bemerkung zu machen, doch ehe ich mich erholt hatte, folgte der zweite Schock.
    So niedrig, dass ihr Gefieder den Boden berührte, schoss Stoop über uns hinweg und bremste mitten in der Luft wie ein Kolibri. » Miao, darf ich vorstellen: Ao. Und das ist Jao«, fügte sie hinzu und ließ ein weiteres kleines Wollknäuel fallen. » Freunde von mir. Pass bitte gut auf sie auf, hörst du? Keine Zeit für Erklärungen. Wir geben uns später die Krallen.« Damit flatterte sie wieder los und jagte pfeilschnell auf Bitterbite zu.
    Die Krähe bekam nicht mit, was sie traf, Tooth. Deine Mutter war so schnell. Dann gab es ein Knacken und ein verzweifeltes Krächzen – als Nächstes sah ich nur noch ein Bündel schwarze Federn aus dem Himmel fallen. Bitterbite war verschwunden, und ehe die Krähen in ihrem Schwarm reagieren konnten, hatte Stoop gewendet und stürzte sich mit ausgestreckten Krallen erneut auf sie. Zwei weitere folgten Bitterbite aus der Luft und fielen auf den Boden. Eine dritte Krähe kreischte vor Schmerz und flatterte langsam zu einem nahen Ast, um sich auszuruhen. Die vierte wollte sich mit Stoop anlegen und büßte dabei einen Flügel ein. Bakbuk flatterte hektisch und floh. Er gehörte zu der Sorte Krähen, die am lautesten krächzt und den kleinsten Mut hat. Er wollte sich die Federn nicht blutig machen.
    Aber als Stoop über der schwarzen Masse aufstieg, die weiterhin ohrenbetäubend krächzte, sahen wir alle, dass etwas nicht stimmte. Sie flog schief und ließ den rechten Flügel leicht hängen. Außerdem schien sie Schmerzen zu haben. Auch den Krähen fiel das auf. Sie hatten sich geduckt und waren ihr ausgewichen, sammelten sich jetzt jedoch wieder hinter ihr, während sie versuchte, Höhe zu gewinnen. Es war eigenartig – sie griffen sie nicht als Gruppe an, aber immer wieder stürzte sich einer aus ihrem Schwarm auf sie, ohne sich jedoch in die Reichweite ihre Krallen zu begeben.
    Tooth sah Miao in die Augen und wandte den Blick dann ab. » Mutprobe«, sagte er. » Solche Angriffe starten die Krähen, wenn sie es mit einem Raubvogel zu tun haben. Wenn es sein muss, kann es ein Milan mit einem ganzen Schwarm aufnehmen, selbst verwundet, und zwar… komm, ich zeige es dir.«
    Tooths Krallen schlugen kräftig nach Miaos Gesicht. Sie spürte einen Luftzug an den Schnurrhaaren und fühlte, wie die Krallen ihre Nase um einen Millimeter verfehlten. Dann hielt ihr der Milan ein Blatt vors Gesicht, das er mit den tödlichen Krallen aufgespießt hatte.
    » Es hat an deiner Wange geklebt«, sagte er. » Ich konnte es nicht mehr mit ansehen.«
    Miao verfügte über zu große Selbstbeherrschung, um zu miauen, doch sie putzte sich schnell eine Pfote. » Ich verstehe, was du mit Geschwindigkeit meinst.«
    » Krähen sind Feiglinge«, fuhr Tooth fort. » Sie wollen nicht verletzt werden. Stattdessen fliegen sie einfach bis dicht vor den Raubvogel, um ihn im Flug zu stören, ziehen sich jedoch zurück, ehe sie verletzt werden können. Wenn sie sich dabei geschickt abwechseln, können sie den Raubvogel– und besonders einen verwundeten– schnell müde machen und verwirren, sodass der Gegner seine Kraft für sinnlose Angriffe verbraucht. Und dann, wenn der Raubvogel genug geschwächt ist, greift der ganze Schwarm an…« Er wandte sich ab und sträubte die Enden seines Gefieders. » So ist Stoop also

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