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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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gestorben.«
    Miao zögerte kurz, da sie nicht wusste, wie Tooth reagieren würde, doch dann hob sie den Kopf und strich sanft über das gefiederte Gesicht des Milans. Tooth zog den Kopf zurück, und seine Augen blitzen rot auf, aber dann beruhigte er sich.
    » Nein, Tooth«, sagte sie freundlich. » So ist deine Mutter nicht gestorben.« Und sie setzte ihre Erzählung fort.
    Stoops Flügel hingen herab. Sie schien an Höhe zu verlieren, doch obwohl sie angeschlagen war, hielt sie sich weiterhin über den Krähen und verteidigte sich mit den Krallen des rechten Fußes.
    » Keine Sorge, Frau Miao«, sagte eine quiekende Stimme neben meiner Pfote. » Stoop weiß, was sie tut.«
    » Weiß sie das wirklich?«, antwortete ich scharf – ich war nicht daran gewöhnt, mit Eichhörnchen zu sprechen. » Mitten zwischen die Feinde zu fliegen, wenn man schwer verletzt ist, sieht für mich nicht wie ein kluger Plan aus, Eichhörnchen.«
    Ao sah mich aus ihren Knopfaugen an. » Ich habe Stoop schon viele Tage beobachtet, und Jao auch. Sie fliegt häufig dicht an uns vorbei, hat uns jedoch nie angegriffen und nie verletzt. Bei den Krähen war das anders. Die haben sich zuerst auf meine Mutter gestürzt. Dann auf meinen Vater. Dann waren wir nur noch zu zweit. Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Wir saßen oben auf dem Baum und hatten Angst, nach unten zu klettern und zu fressen, wir hatten sogar zu viel Angst, um Schutz zu suchen. Jedes Mal wenn wir den Baumstamm hinunterkletterten, griffen die Krähen an. Dann, eines Abends, suchte Stoop sich den Ast über uns als Ruheplatz aus.«
    Das Eichhörnchen holte tief Luft und der flauschige Schwanz zitterte nervös. » Jao hat seinen ganzen Mut zusammengenommen und gesagt: ›Milan, können wir reden?‹ Stoop fuhr herum und starrte uns aus roten Augen an, aber neugierig und nicht angriffslustig. Ich hatte Angst, aber Jao sagte: ›Milan, vielleicht tötest du uns, vielleicht auch nicht, aber diese Krähen bringen uns sowieso um. Das ist die Wahrheit. Daher bitten wir dich um Hilfe. Du bist ein Raubvogel und zwar einer von den großen. Wir sind nur kleine Eichhörnchen. Aber vielleicht passen manchmal die Großen auf die Kleinen auf?‹«
    Jao zog den Kopf aus dem buschigen Schwanz und nickte bestätigend. Ao stupste seinen Schwanz zärtlich mit ihrem an und fuhr fort: » Stoop starrte uns sehr lange an. Sie sagte nichts, sondern betrachtete uns nur aus den müden roten Augen. Also habe ich weitergesprochen, nachdem Jao schon solchen Mut bewiesen hatte. Ich habe ihr von unserer Mutter und unserem Vater erzählt, von dem, was die Krähen so vielen von uns angetan haben. Und während ich redete, pickte Stoop plötzlich nach mir und zog mich mit einer ihrer großen scharfen Krallen zu sich heran. Ich dachte, mit mir sei es vorbei, dass mich jetzt ein Milan frisst anstatt der Krähen. Ich hoffte nur, dass es schnell ginge. Doch sie sah mich nur genauer an. Dann setzte sie mich ab und sagte, fast zu sich selbst: ›Das geht jetzt schon zu lange so.‹ Als sie am nächsten Tag wieder zurückkehrte, landete sie auf unserem Ast und sagte, wir sollten auf ihren Rücken klettern.«
    Jao nickte und hielt die Pfoten aneinander, während er weitersprach. » Wir hatten Angst, meine Zähne klapperten, und ich hörte, wie Ao vor Furcht pfiff, aber wir hielten uns an Stoops Federn fest. Sie brachte uns zuerst zum Dach – dort drüben, das Haus da, siehst du? Dann erklärte sie uns, was sie vorhat. Den Rest kennst du. Sie hat uns zu dir gebracht und jetzt setzt sie ihren Plan in die Tat um. Stoop weiß genau, was sie tut. Es ist alles unter Kontrolle.«
    Ich sah zum Himmel auf. Die Krähen hatten sich inzwischen dem Rand von Nizamuddin und dem Schrein genähert. Drei von ihnen waren dem kleinen schwarzen Punkt, der von Stoop in der Luft zu sehen war, dicht auf den Fersen. Aber es schien, als würde sie ein ganzes Geschwader von Krähen hinter sich herziehen, die Bäume hier unten im Park waren leer und verlassen. Sie mussten immer wieder ausweichen wegen des Wirrwarrs von Stromleitungen und wegen der bunten Drachen der Großfußkinder, die von den Dächern aufstiegen. Während wir zuschauten, gingen die drei Krähen in Pfeilformation auf Stoop los. Sie drehte sich zur Seite und wehrte sich, aber sie verlor erneut an Höhe und wurde von den dreien umzingelt. Dann schoss Stoop steil in die Tiefe hinab und die Krähen krächzten triumphierend und folgten ihr.
    » Dort drüben! Siehst du?«, quiekte

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