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Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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zeigen?“
    Eine lange Pause entstand, ehe Finola antwortete. „Also, wenn ich es mir recht überlege … ja, die meisten deutlichen Abdrücke zeigten leicht nach Süden.“
    „Und keiner nach Norden?“
    „Ähm … ähm … ich …“, stotterte die Wölfin. Schließlich brachte sie heraus: „Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber es ist sehr wahrscheinlich.“
    „Könnte das heißen, dass wir … also dass wir es nicht mit einer eindeutigen Sachlage zu tun haben, wenn nur eine Pfote die Symptome der Geiferseuche aufweist?“
    „Eine Pfote, zwei, drei oder vier!“, knurrte Duffin MacDuff und trat vor. „Was bedeutet das schon? Diese Seuche bringt den Untergang.“
    „Ja! Absolut!“ Aus der Menge stieg lautes Geheule und Pfotengetrommel auf, mit dem die Wölfe Duffin MacDuff ihre Zustimmung bekundeten.
    Die Sark spürte, dass sie auf verlorenem Posten stand. Aber sie fühlte sich verpflichtet, noch einmal an die Vernunft zu appellieren. „Die Spuren deuten nicht darauf hin. Ich bitte darum, nicht voreilig zu handeln …“
    Duffin MacDuff fauchte und schnitt ihr damit das Wort ab.
    „Ich dulde keine weiteren Einwände. Wir müssen sofort die Feuerfalle errichten. Sind die Kohlen noch heiß?“, bellte Angus McAngus.
    „Ja, Herr“, erwiderte die Sumpfhexe grimmig und spähte in den Eimer mit den orangerot glühenden Glutbröckchen.
    „Dann auf mit euch zum Engpass bei den Salzlagunen.“

Faolan trottete einen sanften Hang zu einem Felsvorsprung hinauf und blickte auf zwei schimmernde Seen hinunter, die wie Edelsteine in der klaren Luft funkelten und blitzten. Die Sonne, die so strahlend wie das bernsteinfarbene Auge der Eule war, sank stetig am Horizont herab. Faolan war ganz in dieses Schauspiel versunken, als ihn plötzlich das Gefühl beschlich, dass ihm jemand folgte. Seltsamerweise war ihm dieses Gefühl nicht neu und mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass er sich schon eine ganze Weile beobachtet fühlte. Vielleicht sogar schon, seit die Sonne aufgegangen war. Er wanderte zu den Seen hinunter, aber das Gefühl ließ ihn nicht los.
    Wer in aller Welt sollte mir nachspüren? , dachte er, kauerte sich nieder und presste ein Ohr an die Erde. Das Geräusch, das zu ihm drang, schnitt ihm ins Herz wie messerscharfe Krallen. Das war nicht einfach ein Räuber und auch kein einzelnes Tier. Es waren Wolfslaute. Und sie stammten von mehreren Rudeln. Faolan schloss die Augen. Er konnte kaum glauben, was er da hörte. Die gemalten Bilder aus der Höhle der Vorzeit blitzten vor seinem geistigen Auge auf. Jene Byrrgisse , in denen er so gern mitgelaufen wäre – aber dazu würde es nie kommen.
    Die Worte fielen in seinen Geist wie Kieselsteine ins Wasser. Die Ringe, die sich an der Oberfläche kräuselten, spiegelten die schreckliche Wahrheit wider. Ich bin die Beute! Die Wölfe hatten sich auf seine Spur gesetzt.
    Das Geräusch kam näher und näher. Ihm blieb keine Zeit für Zorn oder Trauer. Er musste alle seine Verstandes- und Muskelkräfte mobilisieren. War er klug genug, um andere Wölfe zu überlisten? Konnte er vielleicht falsche Spuren legen? Aber wo? Die Landschaft war kahl. Was nun? Umdrehen und einen Bogen schlagen? Verzweifelt blickte er sich um. Dabei erhaschte er einen Blick auf die Meute, die über den Klippen hinter ihm hervorbrach.
    Ein einzelner Wolf gegen eine ganze Meute! Ich bin verloren! Faolan hörte ihre Schritte jetzt ganz deutlich. Es war noch kein Presspfotenlauf. Die Wölfe würden sich erst richtig ins Zeug legen, wenn sie ganz nahe waren, um ihre Kräfte zu schonen.
    Ein verzweifelter Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Seine Brust war breiter als die von vielen Wölfen, die er gesehen hatte, nicht nur die der Jährlingswölfe, sondern auch der voll ausgewachsenen Rudelmitglieder. Donnerherz hatte ihn gelehrt, hoch in die Luft zu springen und auf zwei Beinen zu gehen. Und sie hatte ihm immer das fetteste Fleisch zu fressen gegeben. Jetzt konnte er tiefere und längere Atemzüge machen, wenn er vorwärtsschoss. Und das war seine Strategie: Sollen sie mich ruhig auf ebener Strecke einholen. Wenn sie dann glauben, sie hätten mich fast erwischt, presche ich im Presspfotenlauf die Hänge hinauf. Das war seine einzige Chance, ihnen zu entkommen.
    Doch als er loslief, überwältigte ihn der Kummer. Wie war es möglich, dass die Wölfe der Hinterlande ihn töten wollten? Gwynneth hatte Unrecht gehabt. Schnell verbannte Faolan diesen Gedanken aus seinem Kopf und zügelte

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