Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)
Knochen auf der Rückseite des Hangs begraben, auf den er gestiegen war, um die Salzlagunen zu betrachten. Doch ihm war keine Zeit mehr geblieben, den Knochen zu holen. Aber wenn schon. Der Knochen war in seinem Versteck gut aufgehoben. Wahrscheinlich war es sogar besser, wenn dieser junge Knochennager namens Heep ihn nie zu sehen bekam.
Faolan war misstrauisch – misstrauisch gegenüber all diesen Wölfen. Aber sein Instinkt warnte ihn, diese Gedanken laut auszusprechen.
Der Clanführer wandte sich jetzt an Faolan. „Du hast dich würdig erwiesen, als Knochennager aufgenommen zu werden. Wenn du gut nagst, kannst du eines Tages in die Garde am Kreis der Heiligen Vulkane aufsteigen. Du wirst dem Clan der MacDuncan angehören. Und bald werden wir entscheiden, welchem Rudel du dich anschließen darfst, und dir einen Namen geben.“
Die Einsamkeit, die so lange neben ihm hergegangen war, wich nicht, sondern ballte sich zusammen und kehrte von dem Platz an seiner Seite in die Leere in seinem Inneren zurück. Obwohl Faolan von seinesgleichen umgeben war, fühlte er sich fremder denn je, erschöpft und ausgelaugt von seiner eigenen Einsamkeit.
Also gut, dachte er. Dann gehöre ich jetzt zu einem Clan. Ich werde ein Wolf der Hinterlande. Forschend blickte er sich unter den Wölfen um, den Oberhäuptern, Außenflankerinnen und allen anderen aus dem Byrrgis, die ihn beinahe in den Tod getrieben hatten. War hier ein einziger Wolf, der ihm auch nur entfernt ähnlich sah? Der seine Mutter, sein Vater, seine Schwester oder sein Bruder hätte sein können? Gwynneth hatte ihm erklärt, dass seine Eltern sich neue Rudel hatten suchen müssen, weit entfernt von ihrer alten Wolfsgemeinschaft. Aber sie wären niemals in die Frostlande gegangen. Auch wenn Faolan noch so misstrauisch war, wusste er, dass diese Wölfe hier anständige Geschöpfe waren. Sie waren keine Clanlosen.
„Wirst du zu uns kommen?“, fragte Duncan MacDuncan. Es war eine echte Frage, kein Befehl.
Faolan nickte.
„Hast du verstanden, was ich gesagt habe?“
Faolan nickte wieder.
„Hast du noch Fragen?“
Faolan zögerte einen Augenblick. „Nein, keine Frage, Herr, aber …“
„Aber was? Einen Einwand vielleicht?“
„Ja, einen Einwand“, bestätigte Faolan.
Wieder stieg aufgeregtes Getuschel auf.
„Wie kann er es wagen?“
„Ein Knochennager hat keine Einwände zu machen.“
„Der wird es schon noch lernen!“
„Sprich weiter“, sagte Duncan MacDuncan leise.
„Lasst den Schnitzknochen bekunden, dass ich einen Namen habe, Herr.“
„Einen Namen?“ Duncan MacDuncan blinzelte verwirrt. „Wie bist du denn zu einem Namen gekommen?“
Die Frage brachte Faolan beinahe aus der Fassung. Sein Name war kein Zufall. Donnerherz hatte ihn für ihn ausgesucht.
„Ich wurde von meiner Milchgeberin benannt, von der Grizzlybärin Donnerherz.“
„Deine Milchgeberin war eine Bärin?“, fragte MacDuncan und geriet leicht ins Wanken vor Überraschung.
„Ja! Und mein Name ist Faolan.“ Er richtete den Blick auf den Knochennager Heep, dann ließ er das grüne Licht seiner Augen über die ganze Wolfsversammlung wandern. „Nennt mich Faolan.“
Kathryn Lasky , preisgekrönte Autorin zahlreicher Kinder- und Jugendbücher, lebt mit ihrem Mann in Cambridge, Massachusetts. Die Legende der Wächter , eine Fantasy-Serie über die tapferen Eulen von Ga’Hoole, ist nicht nur in den USA und in Deutschland ein Bestseller, sie wurde auch 2010 verfilmt. In Clan der Wölfe entführt Kathryn Lasky ihre Fans in die Wildnis des Nordens, wo Jungwolf Faolan seinen Platz im Rudel erkämpfen und dunklen Mächten trotzen muss.
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