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Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 1: Donnerherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Gewinsel und mach dich ans Schnitzen.“ Dann drehte er sich zu den anderen um und hob mit bebender Stimme zu sprechen an: „Möge dieser Zierknochen bekunden, dass im Mond der Frostblüten, als das Wasser noch im Flusseis gefangen war, ein Welpe mit einer gespreizten Pfote von Morag und ihrem Gefährten Kinnaird geboren wurde. Der Welpe wurde von der verstorbenen Obea Shibaan fortgetragen und ausgesetzt. Aber das Junge hat überlebt und sich jetzt einen Platz als Knochennager im MacDuncan-Clan verdient.“
    Der Knochennager Heep blickte sich gehetzt um, als suchte er etwas. Dann widmete er sich wieder dem Knochen. Duncan MacDuncan wandte sich an die Sark. „Wo ist dieser Wolf jetzt?“
    „Er ist auf der anderen Seite der Feuerfalle bei Gwynneth“, erwiderte die Hexe.
    „Bei Gwynneth, der Schmiedin?“
    Die Sark nickte.
    „Dann hat er das Feuer überlebt?“, fragte der Clanführer.
    „Oh, nicht nur das“, erwiderte die Sark in beißendem Ton. „Er ist im hohen Bogen über die Feuerwand gesprungen! Ihr habt es doch alle selbst gesehen!“ Sie konnte ihre Wut kaum noch bezähmen.
    „Er hat gegen die Ordnung verstoßen“, wisperte ein Wolf aus dem MacDuff-Clan.
    Heep blickte kurz auf. Ein Funkeln lag in seinen Augen. Er meißelte mit den Zähnen ein Muster in den Knochen, das die Große Kette darstellen sollte. Geschickt legte er die Kette über einen großen Riss in dem Knochen, sodass es aussah, als sei sie zerbrochen.
    „Kannst du ihn holen und zu uns bringen?“, fragte MacDuncan.
    Die Sark nickte. Bald darauf kehrte sie mit Faolan zurück. Er wirkte frischer als die Außenflankerinnen, die ihn so verbissen gejagt hatten. Da stand er, eine helle silbrige Gestalt. Eine leise Brise strich durch sein Fell, sodass es zu leuchten schien. Er spürte das Misstrauen der Wölfe um ihn herum, als er in ihren Kreis trat. Seine Augen waren starr nach vorn zum Horizont gerichtet. Die Versammlung der Oberhäupter, vor die er treten sollte, würdigte er keines Blickes.
    Duncan MacDuncan trat vor. Die Luft vibrierte vor Spannung, als der Wolf mit der gespreizten Pfote sich nicht auf den Boden duckte, wie es sich gehörte. Aber Duncan MacDuncan nahm es ihm nicht übel. „Heep, tritt vor und lies, was du bisher auf deinem Schnitzknochen festgehalten hast.“
    Heep trottete eilfertig mit dem Knochen im Maul nach vorn, ließ ihn fallen und absolvierte eine Reihe von komplizierten Bewegungen und Demutshaltungen, bis er so flach am Boden lag, als sei er von einem Felsen zerquetscht worden.
    „Ehrwürdiger Herr, Oberhaupt des MacDuncan-Clans, gestattet mir Nichtswürdigem, dass ich meines Amtes walte und in tiefster Untertänigkeit darbiete, was ich geschnitzt habe.“
    „Alles Kriecher und Schleimbeutel, diese Wölfe“, wisperte die Sark der Eule zu.
    „Sprich endlich!“, donnerte Duncan MacDuncan.
    Heep begann vorzulesen, ließ jedoch die letzten Zeichen aus, die er eingeritzt hatte, um die Große Kette darzustellen. Irgendwie schwante ihm, dass Duncan MacDuncan nicht erfreut darüber sein würde.
    „Bring den Knochen her, den du gerade benagt hast, Heep, und zeige diesem Wolf deine Arbeit.“
    „Er ist noch nicht fertig, Herr.“
    „Das macht nichts. Der Wolf soll nur den Zierknochen sehen. Als Knochennager wird das künftig auch seine Aufgabe sein.“
    Ein wenig steifbeinig kam Faolan näher, die Lefzen halb zurückgezogen wie zu einem lautlosen Knurren. Im Geist reimte er sich zusammen, was genau geschehen war. Das hier waren die Wölfe, die ihn gerade noch töten wollten. Jetzt standen sie da und starrten ihn mit einer seltsamen Mischung aus Angst und Ehrfurcht an. Er wusste nicht genau, was sie von ihm erwarteten. Gwynneth hatte ihm auf dem Weg hierher noch kurz das Missverständnis erklärt – dass die Wölfe geglaubt hatten, er sei von der Geiferseuche befallen. Aber keiner von ihnen sagte, dass es ihm leidtue. Niemand entschuldigte sich bei ihm. Heep ließ den Knochen zwischen Faolan und den Clanführer fallen.
    Sorgfältig studierte Faolan den Knochen, aber seine Bewunderung hielt sich in Grenzen. Die Linien waren plump und ungelenk, die Erzählung wirr und zusammenhanglos. Ein Teil war noch nicht fertig. Faolan hatte nie in einem Clan gelebt, und doch waren die Knochen, die er benagt hatte, viel kunstvoller. Er dachte an Donnerherz’ Pfotenknochen, in den er ihre Geschichte geschnitzt hatte, die Geschichte jenes herrlichen Sommers, Herbsts und Winters in ihrem gemütlichen Winterbau. Er hatte diesen

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