Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Mund.
    »Mutter und Cindy kommen gleich aus der Kaffeebar rauf«, sagte er.
    »Bevor sie hier sind: Wie schlimm ist es?«
    »Du hast schon Schlimmeres durchgemacht. Ein paar gebrochene Rippen, mehrere schwere Prellungen und Quetschungen am Körper, aber keine inneren Verletzungen, soweit wir feststellen konnten, eine leichte Gehirnerschütterung, du wirst eine Zeitlang Kopfschmerzen haben.« Er machte eine Pause. »Dein Gesicht haben sie allerdings zerschlagen. Alles, was man dir in der Schweiz in Ordnung gebracht hat, ist wieder kaputt. Die Nase ist an zwei Stellen gebrochen, ein leichter Sprung im Kieferknochen, nicht allzu ernst - der heilt praktisch von selbst. Du dürftest fünf Zähne verloren haben, größtenteils Jacketkronen, und sie scheinen dir den rechten Backenknochen verschoben zu haben, aber das können wir erst feststellen, wenn die Schwellung zurückgegangen ist. Platzwunden über den Augen und um den Mund. Alles in allem nicht allzu schlimm.«
    »Danke, Doktor«, sagte ich, ergriff seine Hand und küßte sie. Wie gesagt, wir waren Italiener. Als ich hochschaute, sah ich Tränen in seinen Augen.
    Dann ging die Tür auf, Mutter und Cindy kamen herein, und Vater hatte die nächsten zehn Minuten alle Hände voll zu tun, um Mutter daran zu hindern, mich mit ihren Tränen zu überschwemmen.
    Cindy stand am Fußende des Bettes und beobachtete uns fast scheu. Ich glaube, sie sah zum erstenmal eine italienische Familie in Aktion. Da gab es wirklich was zu sehen.
    Als Mutter endlich praktisch jeden einzelnen Teil von mir geküßt hatte, auch die Füße, richtete sie sich auf. »Kommen Sie her, Cindy«, sagte sie. »Angelo möchte sich bedanken.«
    Mutter wandte sich wieder an mich. »Deine Freundin ist ein braves Mädchen. Sie hat dir das Leben gerettet und dich zu uns gebracht. Ich habe ihr tausendmal gedankt. Jetzt bedanke du dich.«
    Cindy beugte sich über mich und küßte mich züchtig. Ich erwiderte ihren Kuß, ebenso keusch, auf ihre Wange. »Ich danke dir«, sagte ich ernst.
    »Gern geschehen«, antwortete sie förmlich.
    »Das war brav, Angelo«, erklärte Mutter zufrieden.
    Cindy und ich hatten alle Mühe, nicht loszuplatzen. Wir wagten nicht, uns anzusehen.
    »Wer hat denn die ganzen Blumen geschickt?« fragte ich.
    »Der Bericht über den Überfall stand in allen Zeitungen«, sagte Cindy. »Sie sind gestern gekommen. Nummer Eins, Duncan, Rourke, Bancroft, ja sogar Nummer Drei und Weyman haben Blumen geschickt.«
    »Angelo hat gute Freunde«, meinte Mutter stolz.
    »Ja«, sagte ich kurz, mit einem Blick auf Cindy.
    »Nummer Eins hat aus Palm Beach angerufen«, erzählte Cindy. »Er läßt dir sagen, du sollst dir keine Sorgen machen, er besucht dich am Montag, wenn er herkommt.«
    Plötzlich fiel mir alles wieder ein. In fünf Tagen war Montag. Ich hatte einen wertvollen Tag verschlafen. »Wie lange muß ich hierbleiben?« fragte ich meinen Vater.
    »Ich denke, übers Wochenende. Wenn sich alles günstig entwickelt, können wir dich Montag oder Dienstag entlassen.«
    »Würde es etwas schaden, wenn ich das Krankenhaus nur für einen Tag verlasse und dann zurückkomme?« Mein Vater betrachtete mich prüfend. »Ist es so wichtig?«
    »Ja. Das war kein Raubüberfall, das weißt du ja. Keiner hat mir die Uhr oder die Brieftasche weggenommen.«
    Auch er erkannte es, wenn ein Patient fachmännisch verprügelt worden war. Man praktiziert nicht über vierzig Jahre in einer Detroiter Klinik, ohne das zu lernen. Er schwieg.
    »Ich muß eine bestimmte Sache erledigen«, sagte ich. »Nur so kann ich die anderen daran hindern, Nummer Eins die Firma wegzunehmen.«
    Ein seltsamer Ausdruck erschien auf Vaters Gesicht. »Meinst du den alten Mr. Hardeman?«
    Ich nickte.
    Er überlegte kurz. »Nach einem Tag kommst du zurück?«
    »Ja.«
    »Du wirst unaufhörlich furchtbare Schmerzen haben.«
    »Gib mir Tabletten!«
    »Gut.« Er holte tief Atem. »Ich gebe dir einen Tag Zeit. Ich habe dein Wort, daß du dann zurückkommst.«
    »Nein!« schrie Mutter. »Du darfst ihn nicht fortlassen! Es wird ihm schaden!« Sie lief weinend zu mir. »Mein Kind!«
    Vater streckte gebieterisch den Arm aus. »Jenny!« sagte er streng. Mutter schaute ihn überrascht an. Das war ein Ton, den sie wohl noch nie von ihm gehört hatte.
    »Überlasse Männersachen den Männern!« sagte Vater.
    Sizilianische Frauen erkennen, wieviel es geschlagen hat. »Ja, John«, antwortete Mutter gefügig. Sie sah mich an, sprach jedoch zu ihm. »Er wird auf

Weitere Kostenlose Bücher