Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
nicht.«
    »Warum nicht?«
    Er räusperte sich. »Wegen gewisser anderer Geschäfte, die ich betreibe und von denen die Regierung sagt, sie stünden im Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechertum. Ich halte es für klüger, wenn ihr euch von mir trennt, damit du und deine Eltern nicht in etwas verwickelt werdet, mit dem ihr nichts zu tun habt.« Ich wußte, was er meinte, auch ich las die Zeitungen. Sein Name wurde sehr oft im Zusammenhang mit Untersuchungen gegen das organisierte Verbrechertum genannt. »Aber können wir uns auch weiter an dich wenden, wenn wir Probleme haben?« fragte ich. »Wirkliche Probleme, meine ich.«
    Er nickte. »Natürlich. Schließlich hat mir dein Großvater einen Vertrag auf Lebenszeit gegeben.« Er stand auf. »Bei der Bank ist alles so gut wie geregelt, John«, sagte er zu meinem Vater. »Vielleicht kannst du mit Angelo morgen in die Stadt kommen. Wir essen zusammen und gehen dann zur Bank, unterzeichnen einige Papiere und bringen so alles offiziell in Ordnung.«
    Das taten wir, und als ich wieder auf die Hochschule fuhr, abonnierte ich das Wall Street JournaFund verfolgte eine
    Zeitlang täglich aufmerksam die Börsenkurse der verschiedenen Aktien und Wertpapiere, welche die Bank für mich verwaltete. Aber dann wurde mir das langweilig, ich sah es mir gar nicht mehr an und verließ mich auf die vierteljährlichen Abrechnungen der Bank. Meistens landeten sie sogar ungeöffnet in meiner Schublade. Was konnte denn mit fünfundzwanzig Millionen Dollar in erstklassigen Wertpapieren schon schiefgehen?
    Onkel Jake verlor seinen Kampf gegen die Regierung nicht ganz, gab aber im nächsten Jahr seine Praxis auf und übersiedelte nach Las Vegas, wo er an mehreren Hotels beteiligt war. Wir tauschten Weihnachtskarten aus, und er besuchte ab und zu meine Eltern, wenn er in den Osten kam, aber dann war ich immer gerade woanders. Vor einigen Jahren las ich in der Zeitung, daß er seine Anteile in Las Vegas verkauft hatte und in die Nähe von Phoenix in Arizona gezogen war. Dort legte er sein Geld in Paradise Springs an, einem Komplex, zu dem ein Sport- und Heilbad-Hotel und ein Country Club gehörten. Ich hatte von ihm eine Einladung zur Eröffnung erhalten, doch damals begann ich für Nummer Eins zu arbeiten und konnte nicht kommen. Meine Eltern fuhren hin und überbrachten ihm mein Bedauern und meine guten Wünsche. Es gefiel Mutter dort, und meine Eltern waren seither wiederholt hingereist. Vater erzählte mir, daß Onkel Jake zum erstenmal, seit er ihn kannte, entspannt und zufrieden sei. Er war ein kaffeebrauner Einheimischer geworden und trug bei seiner morgendlichen Golfrunde sogar einen riesigen weißen Stetsonhut.
    Ich hatte mittlerweile vieles erlebt, doch war es wohl mein größter Kummer, daß ich meinen Großvater nicht wiedersah. Er brauchte fast zwei Jahre, um mir den Bugatti zu besorgen, den er mir versprochen hatte, aber endlich bekam ich ihn doch. Ein paar Jahre später war in Europa Krieg. Er schrieb meinen Eltern, sie sollten ihn nicht besuchen, weil er nicht wollte, daß sie mit mir irgendwelche Risiken eingingen. Dann trat Amerika in den
    Krieg ein, und wir hörten fast zwei Jahre lang nichts von ihm, bis die amerikanischen Truppen in Italien landeten.
    Aber da war es schon zu spät. Mein Großvater war im Jahr zuvor an Krebs gestorben.
    Ich schlug die Augen auf, die Sonne schien in das mit Blumen geschmückte Zimmer. Ich bewegte den Kopf ein wenig. Keine Schmerzen. Ich wurde kühner - es schmerzte teuflisch. »Verdammt!« sagte ich.
    Die Krankenschwester, die in der Zimmerecke saß, stand auf. Ihr Dienstkleid raschelte, als sie an mein Bett kam. »Sie sind wach«, sagte sie.
    Das wußte ich bereits. »Welcher Tag ist heute?«
    »Donnerstag.«
    »Was ist aus dem Mittwoch geworden?« fragte ich.
    »Sie haben ihn verschlafen«, antwortete sie und griff nach dem Telefon. Sie wählte eine Nummer. Ich hörte das leise Knattern einer antwortenden Stimme. »Wollen Sie bitte Herrn Dr. Perino ausrufen und ihm sagen, daß 503 wach ist. Danke.«
    »Ihr Vater macht seine Vormittagsvisite. Aber er wollte sofort benachrichtigt werden, wenn Sie aufwachen«, erklärte sie.
    »Wie spät ist es?«
    »Zehn Uhr. Wie geht es Ihnen?«
    »Ich weiß nicht. Ich fürchte mich davor, es auszuprobieren.«
    Die Tür ging auf, und mein Vater kam herein. Zwischen uns gab es kein angelsächsisches Getue, wir waren Italiener. Er war zwar Arzt, aber vor allem war er mein Vater. Wir küßten uns auf den

Weitere Kostenlose Bücher