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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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antwortete sie.
    »Verzeihen Sie«, sagte ich. »Ich hätte den Namen erkennen müssen. Ihr Mann war ein ausgezeichneter Fahrer, Lady Ayres.«
    »Nett von Ihnen, das zu sagen. Aber Johns großer Fehler war, daß er in Wirklichkeit nie so gut fuhr, wie er glaubte.«
    »Ist das nicht bei allen so?« fragte ich.
    Sie lachte, und der Butler reichte ihr den Drink. Sie hob ihr Glas. »Auf schnelle Wagen!«
    »Paßt mir«, sagte ich. Wir tranken.
    »Was machen Sie jetzt?«
    »Ich bringe Bethlehem auf die Rennbahn.«
    »Das muß interessant sein«, meinte sie höflich.
    »Ist es auch.«
    Sie schaute mich neugierig an. »Sie reden nicht sehr viel, was?«
    Ich lächelte. »Hängt davon ab.«
    »Ich meine«, sagte sie lachend, »Sie beantworten die meisten meiner Fragen mit zwei, drei Worten.«
    »Ist mir nicht aufgefallen.« Dann lachte ich auch. »Das waren vier Worte.«
    Wir lachten noch, als Loren eintrat. »Schon miteinander bekannt, wie ich sehe.«
    »Bereits alte Freunde«, sagte sie.
    Ein seltsamer Ausdruck huschte über seine Augen, war aber verschwunden, ehe ich ihn richtig registrieren konnte. Er beugte sich vor und küßte sie auf die Wange. »Du siehst heute reizend aus, Bobbie.«
    »Danke, Loren.« Ihre Hand strich leicht über die seine. »Und du - das muß ich sagen - trägst die allerletzte Mode!«
    »Gefällt dir der Anzug?« Er lächelte erfreut. »Hab ihn mir von dem Londoner Schneider machen lassen, den du mir empfohlen hast.«
    »Prächtig!«
    Jetzt paßte alles zusammen. Vielleicht gab es doch noch Hoffnung für Loren. Es bewies wenigstens, daß er noch andere Dinge im Kopf hatte als das Geschäft.
    Alicia kam herunter; ich ging ihr entgegen und küßte sie auf die Wange. »He, du!« sagte ich.
    »He, du!« sagte sie, und wir lachten beide.
    Loren und Lady Ayres sahen uns an.
    »Ein privater Scherz«, erklärte ich.
    »Angelo und ich gingen zusammen zur Oberschule«, erzählte Alicia. »So begrüßte er damals alle. Ich drohte, ihm nicht mehr zu antworten, wenn er mich nicht beim Namen nennen würde.«
    »Und was tat er dann?« fragte Lady Ayres.
    »Er sagte: He, Alicia! Aber das alles scheint mir eine Ewigkeit her zu sein.«
    »Du hast dich gar nicht so sehr verändert, Alicia«, sagte ich. Sie lächelte. »Du mußt mir keine Komplimente machen, Angelo. Meine Tochter ist siebzehn.«
    Allmählich trafen die ersten Gäste ein, und es wurde ein typisch intimes Grosse-Point-Abendessen für zehn, von der Art Junge-Detroiter-Spitzender-Gesellschaft.
    Auch die Konversation war typisch. Steuern. Staatliche Einmischung in die Produktion. Der neue Druck von Sicherheit und Ökologie. Ich hatte da nicht viel mitzureden, also nickte ich bloß und hörte zu. Als ich einmal über den Tisch Lady Ayres anschaute, sah ich, wie sie die Szene mit heimlicher Belustigung beobachtete. Sie war eine sehr wachsame Dame.
    Wie wachsam sie war, wurde mir erst klar, als sie am nächsten Tag neben meinem Platz im Flugzeug stehenblieb. Ich hatte Erste Klasse, um meine Papiere ausbreiten und während des Flugs arbeiten zu können. Ich sprang auf. »Sieh da, Lady Ayres, was für eine angenehme Überraschung!«
    In ihren Augen erschien der gleiche belustigte Ausdruck wie am vorigen Abend. »Wirklich, Mr. Perino?« fragte sie, während sie auf dem Sitz neben mir Platz nahm. »Warum haben Sie mir dann so genau gesagt, welchen Flug Sie gebucht haben?«
    Ich lachte. »Lady oder nicht, ich dachte mir, auf die Dauer hält das keine aus. Irgendwo mußten Sie auch menschliche Regungen haben.« Ich griff hinter ihren Sitz, nahm die Platzkarte ab und gab sie ihr.
    Sie las ihren Namen auf der Karte und sah zu mir hoch. »Sie sind wohl recht selbstsicher, Mr. Perino?«
    »Es wäre an der Zeit, mich Angelo zu nennen.«
    »Angelo«, sagte sie leise und ließ das Wort auf der Zunge zergehen. »Angelo. Ein netter Name.«
    Ich griff nach ihrer Hand. Die Türen schlossen sich klirrend, und das Flugzeug rollte langsam zum Startplatz. Wenige Minuten später hoben wir von der Piste ab und stießen schräg in den Himmel.
    Sie schaute eine Weile aus dem Fenster auf Detroit, dann auf mich.
    »Es ist, als ob man ein Gefängnis verläßt«, sagte sie. »Wie kann man nur in dieser widerlichen, langweiligen Stadt leben?«
    Als ich im Fairmont-Hotel zur Rezeption kam, reichte man mir ein Fernschreiben. Es war von Loren.
    ERFAHRE DASS LADY AYRES IM SELBEN FLUGZEUG WIE DU NACH SAN FRANCISCO. WAERE DANKBAR WENN DU IHR IN JEDER WEISE BEHILFLICH BIST.
    LH III
    Ich

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