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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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alles Verheißungsvolle, das darunterlag, schmiegte. Ich nickte.
    »Ich bin eingeschlafen«, sagte sie, »aber ich habe trotzdem das Dröhnen eurer Stimmen gehört. Wie spät ist es?«
    Ich schaute auf die Uhr. »Drei Uhr zwanzig.«
    »Du mußt todmüde sein.«
    »Nicht so schlimm. In Detroit ist es erst ein Uhr zwanzig.«
    Sie mixte einen Gin mit Tonic und setzte sich mir gegenüber in den Sessel. Sie nippte am Glas. »Was soll das alles«, sagte sie. »Man braucht doch nicht so viele Geschichten, bloß um Rennwagen zu bauen, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ihr habt etwas anderes vor, ja?«
    Ich nickte.
    Sie zögerte. »Weiß Loren, was es ist?«
    »Nein.«
    Sie schwieg eine Weile und schlürfte ihren Drink. »Machst du dir keine Sorgen?« fragte sie freundlich.
    »Worüber?«
    »Über mich. Daß ich ihm etwas sagen könnte?«
    »Nein.«
    »Wieso nicht? Du weißt nichts von mir.« »Ich weiß genug«, sagte ich. Ich stand auf, goß noch etwas Whisky in meinen Drink und wandte mich ihr zu. »Abgesehen davon, daß du eine der großartigsten Büchsen auf der Welt hast, halte ich dich zufällig auch für eine sehr ehrsame Dame.«
    Sie blieb ganz still, dann fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich liebe dich«, sagte sie.
    »Auch das weiß ich«, antwortete ich grinsend.
    Sie warf ihren Drink nach mir, und wir gingen ins Bett. Es war noch immer großartig.
    Sie näherte sich meinem Rücken, während ich mich rasierte. Ich hörte sie trotz des Summens des elektrischen Rasierapparats. »Du hast gestern nacht im Schlaf geschrien«, sagte sie. »Du hast dich im Bett aufgesetzt, dein Gesicht mit den Händen bedeckt und geschrien.«
    Ich sah sie im Spiegel an. »Das tut mir leid.«
    »Zuerst wußte ich nicht, was ich tun sollte. Dann habe ich dich in die Arme genommen, und du bist wieder eingeschlafen.«
    »Ich kann mich nicht daran erinnern«, behauptete ich und legte den Rasierapparat beiseite. Aber das war nicht wahr. Der Traum ließ mich nie los, ob ich schlief oder wach war. Ich klopfte etwas After-shave-Lotion in meine Gesichtshaut.
    »Was bedeutet es, Angelo?« fragte sie. »Ist das der Grund, weshalb deine Augen nie lächeln?«
    »Damals starb ich«, sagte ich. »Die Glück haben, bleiben tot, wenn es sie erwischt hat. Ich nicht.«
    Plötzlich verschwand ihr Gesicht aus dem Spiegel. Zu spät erinnerte ich mich an ihren Mann. Ich folgte ihr ins Schlafzimmer. Sie stand am Fenster und schaute auf San Francisco. Ich legte die Arme um sie und drehte sie zu mir herum.
    »Ich hab’ es nicht so gemeint, wie es geklungen hat«, sagte ich.
    Sie legte ihren Kopf an meine Brust; ich spürte, daß ihre
    Wange feucht war. »Doch, das hast du«, sagte sie leise. »Du hast genau das gemeint, was du gesagt hast. Und das Schreckliche ist, daß ich es verstehe und nichts dagegen tun kann.«
    »Du hast es gut«, sagte ich, »du bist schön.«
    Plötzlich wurde sie böse. Sie riß sich von mir los. »Was ist mit euch?« schrie sie. »John war genauso. Macht denn niemand und nichts auf euch Eindruck? Gibt es in eurem Herzen keinen Platz für etwas anderes als den verrückten Wunsch, an einer blödsinnigen Mauer zu zerschellen?«
    »Ist schon gut.«
    »Was ist gut?« zischte sie.
    »Das hab’ ich doch schon hinter mir«, sagte ich. »Was gibt es sonst Neues?«
    Sie starrte mich einen Augenblick an. Dann verrauchte ihr Zorn, und sie kam wieder in meine Arme. Ich spürte, wie sie zitterte. »Entschuldige, Angelo«, flüsterte sie. »Ich hatte kein Recht.«
    Ich legte ihr meinen Finger auf die Lippen. »Du hast alle Rechte«, sagte ich. »Solange du darauf Wert legst.«
    Der »Falke«, die kleine Düsenmaschine, stand auf der Piste zwischen den 747 und 707 und wartete auf die Starterlaubnis. Er sah aus wie ein Sperling unter Adlern. Der Pilot drehte sich zu uns um. »Es wird nicht lange dauern. Wir sind als vierte dran.«
    Ich warf einen Blick auf John Duncan; sein Gesicht war grimmig und gespannt. Er flog sehr ungern, und als er dieses Flugzeug gesehen hatte, hätte er am liebsten ein Taxi gerufen.
    Ich sah an ihm vorbei und lächelte Bobbie zu. »Sitzen Sie gut, John?«
    Er lächelte nicht. Auch mit freundlichen Worten konnte man seine Abneigung gegen das Fliegen nicht vertreiben. Er sagte nichts, bis wir auf der Startbahn standen. Dann sah er zu mir herüber. »Wenn Sie nichts dagegen haben, Angelo«, sagte er, »fahre ich mit dem Zug zurück.«
    Ich mußte laut auflachen. Die Jahre hatten ihn nicht verändert. Vielleicht

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