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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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hätte sie eine Art persönlicher Beleidigung erlitten, verbreitete sich ein heißer, pulsierender Schmerz in ihrem Leib. Der sah überhaupt nicht wie ein Mann aus! Er war ein Tier, ganz mit Haar bedeckt, mit dem riesigen geschwollenen Glied. Aber nicht nur im Aussehen, auch in seiner brutalen Art, ohne Rücksicht auf jedes Feingefühl, war er ein Tier! Allmählich fühlte sie sich besser. Ihr Zorn hatte ihr gutgetan. Ein Glück für sie, daß Loren nicht so war wie sein Vater! Er war immer liebevoll, aufmerksam und sanft gewesen. Sogar heute, als sie zum erstenmal in ihr gemeinsames Schlafzimmer gegangen waren, um sich für den abendlichen Ball auszuruhen.
    Sie war sich nicht ganz klar darüber gewesen, was er mit ihr vorhatte. Aber er küßte sie nur zärtlich und sagte, sie solle sich aufs Bett legen und ruhen, bis es Zeit sei. Dann legte er sich neben sie und schloß die Augen. Bald verriet ihr sein ruhiges Atmen, daß er schlief. Sie konnte nicht sofort einschlafen; sie betrachtete sein Gesicht, und nach einer Weile fielen auch ihr die Augen zu.
    In der Halle warf sie ihre Zigarette in eine große Schale. Sie stand gerade an der Treppe, als sich die Tür zum Schlafzimmer ihres Schwiegervaters öffnete und er herauskam.
    »Sally«, sagte er ruhig, als sei nichts vorgefallen, »warum bist du nicht bei der Party? Sie findet ja schließlich dir zu Ehren statt.«
    Sie spürte, wie sie errötete. »Eigentlich wollte ich dich eben holen«, antwortete sie. »Die Gäste fragen sich allmählich, wo du bleibst.« Er schaute sie einen Augenblick wortlos an. »Wie aufmerksam von dir«, sagte er dann lächelnd und nahm ihren Arm. »Dann wollen wir sie nicht enttäuschen.«
    Bei seiner Berührung spürte sie erneut die Schwäche in den Beinen, und sie stolperte ein wenig, als sie sich zur Treppe wandten.
    Er blieb stehen. »Du zitterst. Ist dir nicht gut?« Wieder dieser merkwürdige, warme, pulsierende Schmerz.
    Sie wich seinem Blick aus. »O doch.« Es gelang ihr zu lachen.
    »Schließlich feiert ein Mädchen nicht alle Tage Hochzeit.«
    Elisabeth Hardeman schaute nach oben und sah die beiden die große Treppe herunterkommen. Lorens rotes Haar wurde an manchen Stellen grau, aber sein Gesicht war so stark und jung wie am Tag, an dem sie sich kennengelernt hatten. Sie fühlte innerlich einen Stich, als sie Sallys blonden Kopf sah, der sich
    Loren zuwandte. So mußten Loren und sie einmal gewesen sein. Am Anfang schien es, als würden sie ständig lachen. Aber das änderte sich, sobald sie nach Detroit kamen. Daheim in Bethlehem war Loren immer fröhlich, nie ernst gewesen, er hatte für jeden einen Witz und ein gutes Wort. Dann ging er in die Autobranche, und alles wurde anders. Da waren die ersten Jobs bei Peerless und Maxwell, dann Ford - das war vorüber, noch ehe es recht begonnen hatte - und schließlich Dodge Brothers. Dort wurde Junior im Jahre 1901 geboren, Lorens erstem Jahr bei Dodge. Er war fast neun Jahre in der Firma, bis sie Krach miteinander bekamen, weil Loren einen besseren Wagen bauen wollte, der etwas teurer verkauft werden sollte als die Standardwagen der mittleren Preisklasse. Die Dodge-Brüder interessierte das überhaupt nicht. Sie hatten noch immer Wut auf Ford und wollten nur eins: mit ihm konkurrieren.
    Loren hatte vergeblich mit ihnen diskutiert. Das Modell T von Ford war unschlagbar, es ließ sich kein Wagen herstellen, der damals imstande gewesen wäre, mit ihm zu konkurrieren. Loren sagte richtig voraus, daß das Modell T, das im Jahre 1908 zum erstenmal auf den Markt kam, das Land überschwemmen würde. Und er behielt recht. In weniger als zwei Jahren produzierte Ford fast fünfzig Prozent aller amerikanischen Wagen, und Loren verließ Dodge Brothers. Es bestand jedoch Nachfrage nach einem guten Wagen mittlerer Preislage, und genau darauf zielte Loren. Im Jahre 1911 tauchte der erste Sundancer in Detroits Straßen auf. Von da an konnte sich kein anderer Wagen mittlerer Preislage mit dessen Beliebtheit messen, weder ein Buick noch ein Leland oder ein Oldsmobile. Sie lagen gar nicht in der gleichen Klasse, fast über Nacht, so schien es, war Bethlehem Motors ein großes Unternehmen geworden. Und Loren hatte das Lachen verlernt.
    Heute abend jedoch lächelte er, und in seinem Gesicht lag etwas Jugendliches. Die Kapelle spielte einen Walzer, Loren streckte den Arm aus. Sally glitt hinein, und sie tanzten.
    Elisabeths Augen füllten sich mit Tränen. Er sah so jung, so stark, so vital aus. Wer es

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